Kindergarten und Schule wachsen noch enger zusammen – Eigenständige "Bildungsbereiche"
mit vier Schulklassen und zwei Kindergartengruppen
Wien (rk) - Wien geht bereits seit dem Jahr 2009 mit dem Campusmodell neue Wege beim Bau von Bildungseinrichtungen
- jetzt wird das bisherige Konzept von Kindergarten und Schule unter einem Dach zum sogenannten "Campus plus"
erweitert. "Ziel ist, dass Kindergarten und Schule noch stärker als bisher zusammenwachsen und der Übergang
für Kinder und Eltern erleichtert wird", betonte Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch am 22.04. im Rahmen
des Pressegespräches von Bürgermeister Michael Häupl.
Erreichen möchte man dies in erster Linie damit, dass jeweils vier Schulklassen und zwei Kindergartengruppen
räumlich zusammenrücken: Sie werden auf einer Ebene zu sogenannten "Bildungsbereichen" mit
multifunktionalen Räumen zusammengefasst. Die Kinder halten sich dabei nicht ausschließlich in "ihrem"
Klassen- oder Gruppenraum auf, sondern können sich frei bewegen und beispielsweise selbständig eine andere
Gruppe besuchen oder das Angebot des multifunktionalen Bereiches nutzen. Weiters sollen in den Bildungsbereichen
jeweils auch eine Basale Klasse für Kinder mit Behinderungen und eine heilpädagogische Kindergartengruppe
untergebracht sein. "Wesentlich ist, dass in einem Bildungsbereich Kinder im Alter von null bis zehn Jahren
miteinander den Tag verbringen", betont Christian Oxonitsch. Ein Campus soll bis zu vier derartige Bereiche
- also mindestens 21 Schulklassen und 12 Kindergartengruppen - für rund 750 Kinder beherbergen.
Neue architektonische Anforderungen
Bereits bei der Planung des derzeit im Endspurt befindlichen Campus am Hauptbahnhof wurde mit sogenannten "Marktplätzen"
ein Schritt in Richtung gemeinsam nutzbarer Flächen getan. Mit dem "Campus plus"-Konzept geht man
bei allen neuen Campus-Bauten noch weiter: Jeder "Campus plus" vereint gemeinsame zentrale pädagogische
Sport-, Kreativ-, Therapie- und Verwaltungsbereiche sowie vier altersübergreifende Bildungsbereiche mit Kindergartengruppen
und Schulklassen.
Alle Bildungsbereiche sollen möglichst offen und transparent gestaltet sein, aber auch kleine Rückzugsmöglichkeiten
haben. Die Zusammenarbeit der Gruppen untereinander soll durch die Architektur - durch Verbindungen der Räume
untereinander sowie durch Sichtverbindungen - gezielt gefördert werden. Das Raumangebot muss verschiedenste
Arten des Lernens - in kleinen und größeren Gruppen - sowie der Freizeitgestaltung ermöglichen.
Darüber hinaus sollen auch die Mahlzeiten in einer Bildungseinheit gemeinsam eingenommen werden können.
Fix eingeplant ist auch ein eigener Teamraum für PädagogInnen- und Elterngespräche. "Die Vorteile
dieses neuen Konzeptes liegen auf der Hand: Räume können mehrfach und unterschiedlich genutzt werden
und erlauben phasenweise gemeinsame Bildungseinheiten und Projekte von Kindergarten- und Schulkindern", betont
Christian Oxonitsch.
Einbindung von Musik, Sport und Jugendzentren
Neu ist beim "Campus plus" aber auch die sogenannte "Stadtteilfunktion" - die verstärkte
Einbindung von "externen" Bildungspartnern: So sollen vor allem die Musikschulen der Stadt Wien, Breitensportanbieter
und Jugendzentren in den neuen Campus integriert werden und mit ihren Angeboten auch AnrainerInnen offen stehen,
Mehrfachnutzungen sollen in möglichst vielen Bereichen umgesetzt werden. "Damit wird der Campus auch
nach außen wirken und eine verbindende Funktion innerhalb eines neuen Stadtteiles übernehmen",
so Oxonitsch.
"Campus plus" an allen neuen Standorten
Das bisherige Wiener Campusmodell mit Kindergarten, Volksschule und Freizeitpädagogik unter einem Dach
wurde bereits an drei Standorten - Campus Monte Laa, Campus Gertrude Fröhlich-Sandner und Campus Donaufeld
- verwirklicht. In Endausbau befindet sich derzeit der Campus am Hauptbahnhof, wo es ab Herbst 2014 erstmals nicht
nur Volksschule und Kindergarten, sondern auch eine Mittelschule an einem Ort geben wird. Kurz vor der Dachgleiche
steht der Campus in der Seestadt Aspern, er wird im Herbst 2015 eröffnet.
Die nächsten bis 2023 geplanten Campus-Standorte werden nach dem "Campus plus"-Konzept umgesetzt:
Für den Campus Attemsgasse wurde bereits ein Siegerprojekt beim vergangenen Architekturwettbewerb im März
gekürt. In der ersten Planungsphase befinden sich derzeit der Campus Nordbahnhof in Wien-Leopoldstadt, der
Campus Eurogate in Wien-Landstraße sowie der Campus Berresgasse in der Donaustadt. Noch gesucht werden die
Standorte für den Campus Wien-West in Penzing, den Campus Inner-Favoriten, den Campus Atzgersdorf, den Campus
Gasometerumfeld in Simmering und den Campus Jedlesee in Floridsdorf.
In alle in Vorbereitung, Planung oder Bau befindlichen Campus-Bauten werden insgesamt 700 Mio Euro investiert.
"Das ist viel Geld, das wir aber für die Zukunft unserer Kinder in die Hand nehmen müssen",
betont Bürgermeister Michael Häupl. "In diesem Zusammenhang halte ich es deshalb einmal mehr für
wichtig, dass man werteschaffende Investitionen, wie den Bau von Schulen, aus Maastricht und dem Stabilitätspakt
herausnimmt!"
"Mini-Campus" in Wohnbauten
Über die großen Campus-Standorte hinaus, soll es künftig aber auch eigenständige "Mini-Campus"-Angebote
geben, die in Erdgeschoßzonen von Wohnhäusern untergebracht werden. Dabei werden zwei Bildungsbereiche
- also acht Schulklassen und vier Kindergartengruppen - als eigener "Mini-Campus"-Standort geführt.
"Der Vorteil dabei ist, dass wir damit frei stehende Flächen in der ganzen Stadt besser nutzen und den
lokalen Bedarf noch genauer abdecken können", betont Christian Oxonitsch. Erste "Mini-Campus"-Standorte
sind in den Bezirken Floridsdorf und Liesing in Planung und könnten 2018 in Betrieb gehen. Derzeit laufen
die Planungen für die Raumprogramme.
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