Hannes Hartmann stellt seine Forschung bei "Rostocks Eleven" vor
Rostock (idw) - „In der Nanowelt ist alles anders", sagt der Physiker Hannes Hartmann von der Universität
Rostock. Aber genau das ist das Richtige für den 30-jährigen Vater eines kleinen Sohnes, der mit einer
Physikerin verheiratet ist und dessen Eltern bereits in Rostock Physik studiert haben.
Schon Platon erkannte die innere Schönheit der fünf nach ihm benannten „Platonischen Körper“, die
unter anderem auch in der Kunst eine Rolle spielen. „Und wie so häufig spiegelt sich die Ästhetik dieser
Symmetrien auch in den Naturwissenschaften wider, sagt der Physiker. Viren können z. B. eine ikosaedrische
Form besitzen, die zu den Platonischen Körpern zählt. Auch die Physik der Nanopartikel macht hier keine
Ausnahme. Nanopartikel sind eine Million Mal kleiner als ein Fußball und bewegen sich frei im Raum. Doch
wie genau sehen diese aus?
Hannes Hartmann beobachtet Elektronen in den kleinsten Teilchen, ist dem komplizierten Zusammenspiel von Licht
und Materie auf der Spur. Er untersucht die Wechselwirkung zwischen Nanopartikeln und Molekülen. Es gilt eine
ganz neue Physik. „Die hat mich schon immer interessiert", sagt der junge Mann. „Wissen, warum Dinge funktionieren,
wie sie funktionieren, was der Ursprung ist, das ist genau mein Ding".
Jetzt hat er mit einem ultraschnellen 3D Mikroskop am Röntgenlaser FLASH in Hamburg frei fliegende Silber-Nanopartikel
„beschossen" und für dieses anspruchsvolle Experiment etwa ein Jahr lang eine aufwendige Vorarbeit geleistet.
Der Lohn: "Die kaleidoskopartigen Bilder bestechen durch vielfältige und hochsymmetrische Muster",
schwärmt der Physiker aus Leidenschaft. Mit Hilfe von Röntgenlicht soll das Geheimnis um die Nanopartikel
gelüftet werden. Aber bereits jetzt stehe fest, so Hannes Hartmann, dass „die Form der Nanopartikel Einfluss
auf ihre katalytischen Eigenschaften hat". Wie aber kann man sich diese physikalische Eigenschaft für
die Wissenschaft zunutze machen?
Eine Frage, die den jungen Rostocker Physiker umtreibt und die er unbedingt lösen möchte. „Ich will herausfinden,
wie die grundlegende Form der Nanopartikel aussieht und welche Prozesse dahinter stecken", ist sein Ziel.
Die große Herausforderung: Aus den experimentellen Bildern die Form zu bestimmen.
Weil sich sein Fach, die Physik, mit Naturphänomenen befasst und man die in verschiedenen Bereichen des Lebens
wiederfindet, kniet er sich ganz tief in die Forschung hinein.
Beim diesjährigen Workshop der Uni Rostock "Rostock´s Eleven" stellt Hannes Hartmann seine
Wissenschaft zu metallischen Nanopartikeln vor und wird demonstrieren, wie die Form der Nanoartikel im freien Raum
aussehen könnte. Koordiniert vom Verein [Rostock denkt 365°] e.V. bekommen elf Wissenschaftsjournalisten
aus ganz Deutschland einen intensiven Einblick in die Forschungen von elf Nachwuchswissenschaftlern und in hochinnovative
Forschungsprojekte der elf beteiligten Wissenschaftseinrichtungen von Rostock.
Nanopartikel sind heute in den verschiedensten Alltagsprodukten enthalten - vom kratzfreien Autolack bis hin zu
Silber-Nano-Teilchen in Socken, die dort bakterizid wirken, damit die Socken weniger stinken. Da kaum bekannt ist,
wie sich diese kleinsten Teilchen auf die Haut, die Gesundheit und die Umwelt auswirken, wollen die Rostocker Physiker
die Eigenschaften der Nano-Teichen genau verstehen. Dabei hat Hannes Hartmann sich den Satz seines Professors Karl-Heinz
Meiwes-Broer hinter die Ohren geschrieben: „Wenn am Wegesrand eine Rose der Wissenschaft blüht, soll man sie
mitnehmen“. Damit meinte er, so sagt Hannes, „die einmalige Gelegenheit, die Form der metallischen Nanopartikel
im freien Raum genau unter die wissenschaftliche Lupe zu nehmen". So wie ein Wassertropfen seine kugelförmige
Form verändert, wenn er vom freien Raum auf eine Oberfläche landet und dort flach läuft, so ändert
sich auch die Geometrie der Nanopartikel.
Die Community der Forscher in Deutschland, die die Welt der metallischen Nanopartikel untersucht, ist nicht groß.
Deshalb haben die Rostocker Wissenschaftler unter Leitung von Prof. Meiwes-Broer Kontakt zu Physikern der TU Berlin
in der Arbeitsgruppe von Professor Thomas Möller aufgenommen. Gemeinsam wollen die Rostocker und Berliner
Forscher herausfinden, wie die geometrische Form von Nanopartikeln im freien Raum aussieht. Die Berliner untersuchen
die Form von Edelgas Nanopartikeln im freien Strahl. Unterstützt werden sie auch durch die Theoretische Arbeitsgruppe
um Prof. Fennel aus Rostock. „Das ist eben teilweise noch unentdeckt“, sagt Hannes Hartmann und ist überzeugt,
im Team eine Lösung zu finden.
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