Zahlreiche Gäste aus Kirche, Politik und Wirtschaft gratulierten dem Bischof
Wien (epdÖ) – Mit einem großen Fest feierte die Evangelische Kirche A. und H.B. den Geburtstag
des evangelisch-lutherischen Bischofs Michael Bünker. Zahlreiche Gäste aus den evangelischen Kirchen,
der Ökumene und der Religionsgemeinschaften, der Politik, Zivilgesellschaft und Wissenschaft kamen ins Albert
Schweitzer Haus Wien, um Bischof Bünker, der am 26. April 60 Jahre alt wurde, zu gratulieren.
„Du trittst als geistlicher Mahner auf und sorgst für die Verkündigung des Evangeliums", erklärte
Peter Krömer, Präsident der Synode A.B. sowie der Generalsynode bei dem Fest. „Du bist dir auch nicht
zu gut, um in kleinen Predigtstationen Gottesdienste zu feiern", so der Synodenpräsident weiter. Der
emeritierte römisch-katholische Weihbischof Helmut Krätzl gratulierte Bünker, mit dem er viele Jahre
etwa im Bereich Schule oder in der katholisch-evangelischen Kommission zusammengearbeitet hat. Hier sei auch Raum
für kontroverse Diskussionen gewesen. „Man hat sich die Meinung nie verschwiegen, aber mit Bischof Bünker
immer nach einem Konsens gesucht.“ Nationalratspräsidentin Barbara Prammer lobte Bünker für seinen
Einsatz für die Aufarbeitung der NS-Zeit, auch in der eigenen Kirche. „Bischof Bünker erhebt immer dann
das Wort, wenn es in der Gesellschaft notwendig ist“, so Prammer. „Wir harmonisieren nicht erst, seit wir gemeinsam
musizieren, sondern bereits zuvor haben wir viele harmonische Gespräche geführt und harmonische Aktivitäten
gesetzt“, würdigte Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg den lutherischen Bischof.
Bei mehreren Gesprächsrunden wurde ein buntes und vielfältiges Bild von Bischof Michael Bünker gezeichnet.
„Wir sind zwei Menschen mit selber Wellenlänge. Uns verbindet eine Freundschaft“, so Christine Mann, Leiterin
des erzbischöflichen Amts für Unterricht und Erziehung. Tarafa Baghajati strich hervor, dass Bünker
sich immer auch für die Muslime im Land stark gemacht habe. „Muslime und Protestanten haben eine ähnliche
Geschichte in Österreich. Als vor ein paar Jahren die Minarett-Debatte aufkam, war Bischof Bünker der
erste, der sich dafür eingesetzt hat, dass Religion einen Platz im öffentlichen Raum hat. Dafür
sind wir sehr dankbar.“ Auf Bünkers Engagement in der innerevangelischen Ökumene machte der evangelisch-methodistische
Superintendent und Vorsitzende des Ökumenischen Rats der Kirchen in Österreich Lothar Pöll aufmerksam:
„Bischof Bünker ist ein Brückenbauer. Als die Methodisten 1997 zur Gemeinschaft Evangelischer Kirchen
in Europa (GEKE) dazu kamen, hat sich Bünker bemüht, die Kirchengemeinschaft in Österreich mit Leben
zu füllen, etwa durch den gemeinsamen Religionsunterricht“, betonte Pöll.
Klára Tarr vom Präsidium der GEKE, hob lobend hervor, dass es Bünker, der Generalsekretär
der GEKE ist, gelingt, mit allen Menschen gute Kontakte herzustellen. Menschenrechtsaktivist Elias Bierdel beschrieb
Bünker als „großen Europäer, der Dinge, die unangenehm sind, immer wieder anspricht“. Der Bischof
sei aber nicht nur ein großer Europäer, sondern habe auch die restliche Welt im Blick, bestätigte
Diakonie-Direktor Michael Chalupka. „Als Schirmherr von ‚Brot für die Welt’, die entwicklungspolitische Aktion
der Evangelischen Kirchen, sensibilisiert er Menschen für die Nöte der Entwicklungsländern“, sagte
der Diakonie-Direktor. Eine gemeinsame Leidenschaft für Erwachsenenbildung ortet EU-Kommissar Johannes Hahn,
der auch Präsident des Rings Österreichischer Bildungswerke ist.
Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen-Komitees, dankte Bünker für seinen unermüdlichen Einsatz
und seine Spontaneität wenn es darum geht, schnell gegen Unrecht aktiv zu werden. Universitätsprofessor
Ulrich H.J. Körtner erinnerte an die Denkschriften, an denen Bünker mitgearbeitet hat und betonte: „Bünker
gelingt es, substantielle Theologie in die Öffentlichkeit zu tragen.“ Als einen „medialen Glücksfall“
bezeichnete Doris Appel, Chefin der Religionsabteilung im ORF-Radio, den lutherischen Bischof. „Es gibt kein Thema,
zu dem er nichts sagen könnte.“ Meinungsforscher Werner Beutelmeyer sieht in Bünker einen „unerschrockenen
Bischof“, der trotz säkularen Gegenwinds ein Vertrauens- und Hoffnungsträger für viele Menschen
sei. Bünker bedankte sich bei allen Gästen und Rednern sowie den OrganisatorInnen der Feierlichkeit.
„Das alles ist keine Selbstverständlichkeit und daher ein besonderer Grund, dankbar zu sein.“
Durch den Abend führten Oberkirchenrätin Hannelore Reiner und Oberkirchenrat Karl Schiefermair. Oberkirchenrätin
Gerhild Herrgesell und Landessuperintendent Thomas Hennefeld überreichten Bünker namens der Kirchenleitung
ein kleineres Nitsch-Bild. Von den sieben Diözesen erhielt der Bischof - in seiner Freizeit ein passionierter
Fliegenfischer - u.a. je eine "Fliege", die die niederösterreichische Superintendentialkuratorin
Gisela Malekpour gemeinsam mit Superintendent Paul Weiland übergaben. Für die musikalische Umrahmung
sorgten das Danubia Saxophon Quartett der Johann Sebastian Bach Musikschule (JSBM), die Lehrerband der JSBM sowie
der Singkreis des Club Carinthia unter der Leitung von Ilse Storfer. Kabarettistische Einlagen boten Karl Weinberger
und Sissy Kocner - ehemals Bünkers "Kollegen" bei den "Kirchengrastern" - unterstützt
von Carsten Marx. Ein eigens produzierter Experimentalfilm von Michael Geyersbach wurde erstmals präsentiert,
ebenso das neue Buch von Michael Bünker mit dem Titel "Unruhe des Glaubens". Den Abschluss des Abends
bildete ein Konzert der Band „Kreuzweh“ mit dem Bischof am Schlagzeug.
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