Wien (rk) - Bruce Nauman ist der diesjährige Preisträger des Friedrich Kiesler-Preises für Architektur
und Kunst, der u.a. bereits Frank O. Gehry, Toyo Ito, Olafur Eliasson oder Heimo Zobernig verliehen wurde. Die
international hoch besetzte Fachjury einigte sich auf den 1941 geborenen und in New Mexico, USA, lebenden Konzeptkünstler
Bruce Nauman. Die mit 55.000,- Euro dotierte Auszeichnung wird alle zwei Jahre, alternierend von der Republik Österreich
und der Stadt Wien vergeben. Ausgezeichnet werden "herausragende Leistungen in der Grenzüberschreitung
der etablierten Disziplinen der Architektur und der Künste" ganz im Sinne Friedrich Kieslers Theorie
der ,correlated arts`(Statuten des Kiesler Preises).
Die Entscheidung der Jury
"Die internationale Jury würdigt Bruce Nauman für seine starke, aber nicht mimetische Verbindung
zu Kieslers Konzepten, im Speziellen hinsichtlich der sensorischen und dynamischen Wahrnehmung des Raumes. Im Sinne
der Statuten des Österreichischen Friedrich Kiesler-Preises für Architektur und Kunst wird die Auszeichnung
für hervorragende Leistungen im Bereich der Architektur und der Künste [verliehen], die den innovativen
Auffassungen Friedrich Kieslers und seiner Theorie der ,correlated arts` entsprechen, in jenem grenzüberschreitenden
Sinn, der die etablierten Disziplinen der Architektur und der Künste verbindet.
Ungeachtet des unterschiedlichen historischen Zeitpunkts und Kontexts, in denen sie tätig sind und waren,
gibt es eine sehr klare Beziehung zwischen Kieslers und Naumans Haltung und Interesse an der Wechselbeziehung zwischen
Betrachter, Raum, Objekten und Konzepten. Die Annäherung an das Potenzial von Kunst und Sprache stellt ebenso
eine Parallele zu Kieslers Künstlerfreund Duchamp dar. Die Auseinandersetzung mit Sprache und das kontinuierliche
Spiel von Bedeutungen und den Handlungen, die aus der Kommunikation und ihren Regeln resultieren, verbindet Nauman
mit einem anderen Wiener Theoretiker der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Ludwig Wittgenstein.
Die Parallelen zwischen Kieslers und Naumans Werken sind mannigfaltig: Sie erfinden Theater der Erfahrungen, in
denen sie die Trennung von Betrachter und Objekt aufheben; sie untersuchen die Endlosigkeit des Raumes und formen
neue räumliche Topologien; beide scheuen sich nicht vor schwarzem Humor und der Theatralik des Unheimlichen;
beide konstruieren neue Betrachtungsapparate, für Film und Video; beide entwerfen 'Funhouses', von Bühnen
zu Karussellen. Beide halten an einer konstruktivistischen visuellen Pädagogik fest, wobei körperliche
Erfahrungen die Unterscheidung zwischen Objekt und Subjekt aufheben. Ihre Kunst ist eine Kunst von mentalen und
körperlichen Übungen, eingebettet in einen neuen architektonischen und technologischen Raum, mit einer
Vorliebe für das Konzept gegenüber der perfekten Umsetzung", so das Statement der Jury.
Bruce Naumans Kommentar auf die Frage, ob er den Preis annehmen wolle: "It makes sense."
"Mit Bruce Nauman wird einer der bedeutendsten Künstler seiner Generation ausgezeichnet. Mit der Verleihung
des Friedrich Kiesler-Preis an Bruce Naumann wird ein Weg fortgesetzt, den bereits Friedrich Kiesler mit seinem
ganzheitlichen Konzept eines grundsätzlichen Zusammenwirkens von Architektur, Theater, Design, Wissenschaft
und bildender Kunst beschritten hat. Hier wird eine Tradition sichtbar, die das österreichische Kulturleben
ganz maßgeblich prägt.", Dr. Josef Ostermayer, Bundesminister für Kunst und Kultur.
"Als einer der kreativsten und innovativsten Architekten und Künstler hat Friedrich Kiesler die Entwicklungsgeschichte
der Kunst und Architektur im 20. Jahrhundert entscheidend mitgeprägt. Mit der Friedrich Kiesler Stiftung ist
die Bedeutung dieses Universalisten fest in der Kulturlandschaft der Stadt Wien verankert. Bruce Nauman, einer
der radikalsten und erfolgreichsten seiner Generation, fügt sich mit seinem Werk hervorragend in die Reihe
der herausragenden Künstler, die den Preis bisher erhalten haben. Ich freue mich sehr, dass sein Werk mit
dem Friedrich Kiesler-Preis 2014 gewürdigt wird.", Dr. Andreas Mailath-Pokorny, Stadtrat für Kultur
und Wissenschaft der Stadt Wien.
"Für Nauman, wie auch für Kiesler, formuliert die Zirkulation durch unbestimmten Raum und Ortlosigkeit
eine Architektur des deliriösen Kontinuums. Das Anerkennen von Nauman in diesem Stadium des Kiesler-Preis-Zyklus
betont die Bedeutsamkeit und Tiefgründigkeit einer solchen Reise gleicherweise für Künstler und
Architekten.", Hani Rashid, Präsident der Friedrich Kiesler Stiftung, Wien-New York.
"Bruce Nauman steht in einer Reihe mit den Weltneuerfindern die den endlosen Raum der Kunst ausloten und neu
definieren. Friedrich Kiesler und der Preisträger 2014 verbinden hier das 20. mit dem 21. Jahrhundert und
in ihrem offenen Werk- und Arbeitsprozess, die Avantgarde mit dem aktuellen interdisziplinären Diskurs der
Kunst und Architektur in einer globalen Welt.", Peter Bogner, Direktor Friedrich Kiesler Stiftung.
Österreichischer Friedrich Kiesler-Preis für Architektur und Kunst Auf Wunsch von Friedrich Kieslers
zweiter Frau Lillian wurde der Österreichische Friedrich Kiesler Preis für Architektur und Kunst 1997
ins Leben gerufen. Bereits seit 16 Jahren organisiert die Kiesler-Privatstiftung diesen Preis, der mit 55.000 Euro
Preisgeld zu den höchst dotierten Auszeichnungen der Welt zählt. Ausgewählt wird der/die Preisträger/in
durch eine hochkarätig besetzte internationale Experten-Jury aus Theoretikern, Künstlern und Architekten.
Jury des Kiesler-Preises 2014
Mario Codognato, Chefkurator 21er Haus, Wien
Chris Dercon, Direktor Tate Modern, London
Juan Herreros, Architekt JuanHerrerosArquitectosSL
Nicolaus Schafhausen, Direktor Kunsthalle Wien
Jasper Sharp, Kurator Kunsthistorisches Museum, Wien
Der Friedrich Kiesler-Preis für Architektur und Kunst 2014 wird durch den österreichischen Kunst-
und Kulturminister Dr. Josef Ostermayer verliehen. Der Termin der Verleihung wird noch bekanntgegeben.
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