Österreichs Wirtschaft im Jahr 2013
Wien (wifo) - 2013 expandierte die heimische Wirtschaft um nur 0,4%. Dies war die schwächste Entwicklung
seit der Rezession 2008/09, als die gesamtwirtschaftliche Produktion um 3,8% geschrumpft war. Sowohl das Investitionsvolumen
als auch der Konsum der privaten Haushalte verringerten sich in realer Rechnung. Die Arbeitslosenquote stieg kräftig
und erreichte mit 7,6% einen neuen Höchstwert. Die Inflationsrate verringerte sich, blieb jedoch im europäischen
Vergleich relativ hoch.
Nach +3,2% im Jahr 2012 wuchs die Weltwirtschaft 2013 neuerlich um nur rund 3%. Die der Rezession 2008/09 folgende
Wachstumsdelle wurde damit noch nicht überwunden. Das kräftige Wachstum in den Schwellenländern,
das der Weltwirtschaft in den letzten Jahren starke Impulse verliehen hatte, verlor 2013 neuerlich an Dynamik,
umfangreiche Kapitalabflüsse waren die Folge. Die Währungen der betroffenen Länder werteten deutlich
ab, und die Zinssätze stiegen dort kräftig.
In den Industrieländern verstärkte sich das Produktionswachstum hingegen im Jahresverlauf. In den USA
beschleunigte sich die Expansionsrate von Quartal zu Quartal, und im Euro-Raum konnte die hartnäckige Folgerezession
überwunden werden. Auch die japanische Wirtschaft wuchs 2013 bei anhaltend schrumpfender Bevölkerung
mit +1,5% relativ kräftig. In den für Österreichs Wirtschaft bedeutenden Ländern Ostmitteleuropas
(MOEL 5) blieb das Wachstum wie im Vorjahr unter 1%, wenngleich auch hier eine stetige Zunahme der Dynamik festzustellen
war.
Vor diesem Hintergrund wuchs der heimische Außenhandel laut VGR 2013 sehr verhalten. Der Export erhöhte
sich real um nur 2,8% (Waren +2,6%, Dienstleistungen +3,1%). Die Schwäche des privaten Konsums und der Rückgang
der Investitionen belasteten neben der heimischen Wirtschaftsentwicklung auch den Import, der real um nur 0,6%
stieg (Waren +0,2%, Dienstleistungen +2,3%).
Die Nachfrageflaute und die trüben Wirtschaftsaussichten hinterließen deutliche Spuren in der Investitionsbereitschaft.
Die Bruttoanlageinvestitionen verringerten sich 2013 real um 0,9%, nachdem sie bereits im Vorjahr kaum gewachsen
waren (2012 +1,6%). Vor allem die Ausrüstungsinvestitionen schrumpften (über -3%), aber auch die Nachfrage
nach Bauinvestitionen war mit real +0,7% äußerst schwach (2012 +2,5%).
Aufgrund der nur geringen Steigerung der verfügbaren Einkommen schränkten die privaten Haushalte ihren
Konsum leicht ein (real -0,2%), obwohl die Sparquote neuerlich sank (von 7,4% im Jahr 2012 auf 6,6%, den niedrigsten
Wert seit dem Beginn vergleichbarer Berechnungen 1995). Auch der öffentliche Konsum bot mit einem Wachstum
von 0,1% keine Stütze für die Inlandsnachfrage.
Die Konjunkturschwäche und der Rückgang der Rohstoffpreise (vor allem Erdölprodukte) verringerten
den Preisauftrieb in Österreich. Nach +2,4% im Jahr 2012 sank die Inflationsrate 2013 weiter auf 2%. Im Vergleich
mit dem Durchschnitt des Euro-Raumes war sie jedoch recht hoch. Im gesamten Währungsgebiet stieg der harmonisierte
Verbraucherpreisindex um 1,3% mit einer deutlichen Verlangsamung gegen Jahresende, während sich für Österreich
eine Inflationsrate 2,1% ergab. In einigen Ländern des Währungsraumes zeigten sich sogar deflationäre
Entwicklungen.
Der heimische Arbeitsmarkt litt unter der Konjunkturschwäche. Die Beschäftigung wuchs um lediglich 0,6%
(+21.200) und damit langsamer als in den drei Jahren zuvor. Gleichzeitig war eine Zunahme der Arbeitslosigkeit
zu beobachten (+26.600, +10% gegenüber dem Vorjahr), der Anstieg der Arbeitslosenquote (nach österreichischer
Berechnungsmethode) beschleunigte sich (2012 +0,3 Prozentpunkte, 2013 +0,6 Prozentpunkte auf den neuen Höchstwert
von 7,6%).
Die Bemühungen zur Konsolidierung der öffentlichen Haushalte und verschiedene Sondereffekte (z. B. aus
dem Verkauf von Mobilfunklizenzen oder der Abgeltungssteuer aus der Schweiz) ermöglichten trotz der Konjunkturschwäche
eine Senkung des Budgetdefizits von 2,6% des BIP im Jahr 2012 auf 1,5%.
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