Wien (wifo) - Der Außenhandel mit den Westbalkanländern hat aufgrund der geographischen Nähe
und der engen wirtschaftlichen Verflechtungen einen hohen Stellenwert für Österreich. Die Bedeutung der
Länder für den Außenhandel ist in Österreich, mit Ausnahme der Nachbarländer der Region,
deutlich größer als in allen anderen EU-Ländern: 2012 entfielen auf die sieben Länder der
Region 1,8% der österreichischen Gesamtexporte und 1,1% der Importe. Auch die hohen Marktanteile im Warenexport
und Österreichs Rolle als bedeutendster Auslandsinvestor in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Serbien unterstreichen
die herausragende Position Österreichs in dieser Region.
Kroatien als jüngstes EU-Mitgliedsland sowie die anderen potentiellen Beitrittskandidatenländer künftiger
EU-Erweiterungen sind neue und aufstrebende Märkte mit guten Absatz- und Investitionschancen für österreichische
Unternehmen. Bisher haben die österreichischen Exporteure diese Marktchance gut genutzt. Die Bevölkerungszahl
der westlichen Balkanländer entspricht annähernd der von Bulgarien und Rumänien, die Marktgröße
des Westbalkans erreicht rund zwei Drittel der Wirtschaftsleistung der Länder der zweiten EU-Osterweiterungsrunde
2007. Insbesondere in den Jahren vor der Finanzmarkt- und europäischen Schuldenkrise belebte auch die rege
Nachfrage aus den Westbalkanländern die heimische Exportwirtschaft. In der Periode 2006 bis 2008 wuchs die
Warenausfuhr in die westlichen Balkanländer mit durchschnittlich +11,7% p. a. deutlich stärker als die
österreichischen Gesamtexporte (+6,4% p. a.), aber weniger dynamisch als die Warenausfuhr in die MOEL 5 (Polen,
Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn: +14,1% p. a.) sowie nach Bulgarien und Rumänien (+18,1% p. a.). Die
Region bietet somit weiteres Wachstumspotential, auch im Zuge des Annäherungsprozesses an die EU.
Die Krise der letzten Jahre dämpfte auch die Dynamik der Export- und Investitionstätigkeit in den Westbalkanländern
deutlich. In den Jahren 2006 bis 2012 konnten die österreichischen Exportunternehmen die Warenausfuhr in die
Region durchschnittlich um nur 0,3% p. a. steigern, und auch der Anteil der Region am österreichischen Gesamtexport
ging krisenbedingt leicht zurück (2006: 2,1%, 2012: 1,8%). Deutlich stärker expandierten die Importe
Österreichs aus den Westbalkanländern (2006/2012 +7,4% p. a.), insbesondere jene aus Kroatien und Bosnien-Herzegowina,
die rund drei Viertel der österreichischen Importe aus den Westbalkanländern ausmachen (2010/2012 +15,7%
p. a.). Trotz der dynamischen Importentwicklung blieb der Saldo im Warenaußenhandel mit der Region zwischen
2006 und 2012 positiv und erreichte 2012 724 Mio. Euro.
Eine Analyse der Marktanteile unterstreicht die starke Position österreichischer Exporteure in den westlichen
Balkanländern im internationalen Vergleich: Den höchsten Marktanteil erreichte Österreich im Jahr
2012 in Kroatien (9,6%) vor Bosnien-Herzegowina (9,4%), Serbien (einschließlich Kosovo; 6,0%) und Montenegro
(5,0%). Auch die Direktinvestitionstätigkeit österreichischer Unternehmen ist von einem hohen Engagement
in der Region geprägt. Mit einem Marktanteil an den gesamten Direktinvestitionen in der Region von 16,5% (2012)
verfügt Österreich über eine starke Markstellung, insbesondere in Kroatien und Bosnien-Herzegowina.
Aber auch in Serbien (einschließlich Kosovo), Albanien sowie Mazedonien liegt der Marktanteil Österreichs
über der 10%-Marke. Eine wichtige Rolle in der Entwicklung der österreichischen Direktinvestitionen in
den Westbalkanländern spielen die Beteiligungen des österreichischen Finanzsektors (2011 rund 70% des
Direktinvestitionsbestandes in der Region). Trotz der krisenbedingten Schwächung der Investitionstätigkeit
blieb Österreich auch 2012 der wichtigste Auslandsinvestor in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Serbien.
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