Einsparungen in der Erwachsenenbildung wären kontraproduktiv
Eisenstadt (bukeb) - Vom 23. – 24. April 2014 fand unter dem Vorsitz der Burgen-ländischen Konferenz
der Erwachsenenbildung (BuKEB) das Frühjahrstreffen des „Ländernetzwerk Weiterbildung“ in Eisenstadt
statt. Die ErwachsenenbildungsvertreterInnen aus den Bundesländern hatten dabei die Möglichkeit, mit
dem für Erwachsenenbildung im Burgenland zuständigen Kulturlandesrat Helmut Bieler und dem derzeitigen
Vorsitzenden der LH-Konferenz, Landeshauptmann Hans Niessl, bei einem informellen Gesprächsaustausch über
brisante Themen der Erwachsenenbildung zu diskutieren.
Eine Million Erwachsene in Österreich haben Lesedefiziten
Wie die im Oktober 2013 veröffentlichte PIAAC-Erhebung (Programme for the International As-sessment of Adult
Competencies) aufzeigte, verfügen rund 17,1% der 16 bis 65-Jährigen in Ös-terreich - das sind rund
970.000 Personen - nur über geringe bis gar keine Lesekompetenzen.
Dazu kommt, dass derzeit 220.000 erwachsene Personen in Österreich über keinen positiven Pflichtschulabschluss
verfügen. Pro Jahr verlassen weitere rund 3.700 Jugendliche das Schulwesen ohne ein positives Zeugnis.
Akuter Handlungsbedarf gegeben - Einsparungen in der Erwachsenenbildung kontraproduktiv
Diese Zahlen belegen eindeutig einen dringenden nationalen und regionalen Handlungsbedarf. Das Länder-Bund-Förderprogramm
der „Initiative Erwachsenenbildung“ mit den kostenlosen Bil-dungsmaßnahmen „Basisbildung“ und „Nachholen
des Pflichtschulabschlusses“ war bereits ein Schritt in die richtige Richtung und hat sich bewährt.
Im Zeitraum Jänner 2012 bis März 2014 ermöglichte diese zwischen Bund und Ländern abge-stimmte
Aktion österreichweit 12.000 Personen in kostenlose Maßnahmen der Basisbildung und rund 4.000 Personen
in Maßnahmen zum kostenlosen Nachholen des Pflichtschulabschlusses einzusteigen.
Für die EB-VertreterInnen ist somit eindeutig, „Einsparungen seitens des Bundes bei diesen Maßnahmen
wären kontraproduktiv und würden die Erfolge dieser Erwachsenenbildungsinitiative gefährden“.
Ländernetzwerk Weiterbildung ersucht Landeshauptleute um Unterstützung
Die VertreterInnen des Ländernetzwerks Weiterbildung ersuchten daher den Vorsitzenden des LH-Konferenz, Landeshauptmann
Hans Niessl, um seine Unterstützung, damit die Inhalte des Länder-Bund-Förderprogramms „Initiative
Erwachsenenbildung“ in ihrer bisherigen Form („Ba-sisbildung“ und „Nachholen des Pflichtschulabschlusses")
beibehalten und dem Bedarf entspre-chend noch ausgebaut werden.
Für die derzeitige Vorsitzende der Ländernetzwerks Weiterbildung, Dr.in Christine Teuschler von der Burgenländischen
Konferenz der Erwachsenenbildung (BuKEB), sind Basisbildung und Pflicht-schulabschluss gleichermaßen wichtig
und unverzichtbar, vor allem auch im Hinblick auf mehr Durchlässigkeit in unserem Bildungssystem und die sozialpolitische
Forderung nach einer Ausbildungsgarantie. „Diese Maßnahmen sind ein wichtiger Schritt zu einem Stück
mehr an Chancengerechtigkeit, die es den Menschen ermöglichen, im Zweiten Bildungsweg fehlende Bildungsabschlüsse
und Kompetenzen zu erwerben und somit zu einer Erhöhung von Einkommen und zur Verbesserung von Lebenschancen
beitragen.“
Grundrecht auf Bildung und EB-Grundangebot für alle
Ergänzend zu diesem Länder-Bund-Förderprogramm der „Initiative Erwachsenenbildung“ bedarf es, wie
die LändernetzwerkvertreterInnen sowohl im Gespräch mit Landesrat Helmut Bieler als auch mit Landeshauptmann
Hans Niessl betonten, eines ausreichend grundfinanzierten kontinu-ierlichen Grundangebots für Erwachsenenbildung,
das niemand aus regionalen oder sozia-len/finanziellen Gründen ausschließt. „Das Grundrecht auf Bildung
für alle, insbesondere auch für sozial Schwächere und bildungsferne bzw. bildungsbenachteiligte
Personen, ist in allen - auch den peripheren - Regionen unseres Landes sicherzustellen.“
Ländernetzwerk Weiterbildung
Das „Ländernetzwerk Weiterbildung“ ist der bundesweite freiwillige Zusammenschluss der Einrichtungen der
Erwachsenenbildung und des Öffentlichen Bibliothekswesen in den Ländern, in dem neben den Vorsitzenden
der EB-Landesarbeitsgemeinschaften auch die zuständigen Fachabteilungen bzw. Referate bei den Ämtern
der Landesregierungen vertreten sind. Den Vorsitz führt jeweils für ein Jahr der/die Vertreter/in einer
Landesarbeitsgemeinschaft nach dem Rotationsprinzip. Im Jahr 2014 hat das Burgenland mit der Burgenländischen
Konferenz der Erwachsenenbildung (BuKEB) den Vorsitz inne.
Das „Ländernetzwerk Weiterbildung“ koordiniert die Landesverbände der Erwachsenenbildungsinstitutionen
und vertritt gemeinsam mit den in der „Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs“ (KEBÖ) vertretenen
Bundesverbänden die Interessen der Erwachsenenbildung.
Gemeinnützige Erwachsenenbildung in Zahlen
Gemessen an der Anzahl der Teilnahmen an Kursen, Seminaren und Lehrgängen ist die Erwachsenenbildung der
mit Abstand größte Sektor im österreichischen Bildungssystem
Die letzte Statistik (KEBÖ-Statistik 2012) weist über 3 Millionen Teilnahmen in rund 220.000 Bildungsveranstaltungen
aus. Dazu kommen noch 1,2 Millionen eingeschriebene BenutzerInnen in öffentlichen Bibliotheken. Insgesamt
sind mehr als 92.000 Personen in der Erwachsenenbildung in Einsatz, wobei die meisten nebenberuflich als Lehrende
tätig sind.
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