Internationale Konferenz zur Zukunft der Regionen und zur Rolle der Agrarpolitik für den
Umweltschutz
Wildschönau/Wien (bmlfuw) - Der ländliche Raum nimmt eine zentrale Rolle für die Wirtschaftskraft
und die Lebensqualität in ganz Europa ein. In Österreich werden 35 Prozent der Bruttowertschöpfung
in ländlichen Gebieten erwirtschaftet. Die Umweltleistungen werden dabei immer wichtiger – sowohl bei den
Klein- und Mittelbetrieben, also auch in der Landwirtschaft. „Der ländliche Raum ist entscheidender Impulsgeber
für ein lebenswertes Österreich. Zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher leben
in ländlich geprägten Regionen. Als Siedlungsraum sowie als Wirtschafts-, Natur- und Erholungsraum sind
die ländlichen Gebiete für Österreich von enormer Bedeutung“, betonte Bundesminister Andrä
Rupprechter anlässlich der internationalen Konferenz „Der ländliche Raum hat Zukunft“ in Wildschönau
(Tirol).
An der Konferenz unter dem Vorsitz von Forum-Alpbach-Präsident Franz Fischler nahmen Politiker aus ganz Europa
teil – unter anderen die Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (Deutschland), Dejan Zidan (Slowenien), Nicos
Kouyialis (Zypern) und Byurhan Abasov (Bulgarien). Mit hochrangigen Vertretern der EU-Institutionen, der Bundesländer
und der Sozialpartner diskutieren auch die EU-Spitzenkandidaten der ÖVP, Othmar Karas und Elisabeth Köstinger.
Der Ländliche Raum und die Umwelt
Bundesminister Rupprechter hob besonders die Bedeutung der Ländlichen Entwicklung für den Umwelt- und
Naturschutz hervor. „Klimafreundliche Bewirtschaftungsformen leisten einen wertvollen Beitrag zum Schutz unserer
Lebensgrundlagen Boden, Wasser und Luft und tragen zur Erhaltung unserer artenreichen Kulturlandschaft bei“, betonte
Rupprechter.
Der Klimaschutz ist das Kernelement des Agrarumweltprogramms (ÖPUL), an dem sich rund 110.000 Betriebe beteiligen.
Für Natur- und Umweltschutzmaßnahmen stehen insgesamt rund 1,3 Milliarden Euro für 2014 und 2015
zur Verfügung.
Gefördert werden u.a. Bewirtschaftungsformen, die günstige Auswirkungen auf das Klima haben, etwa bodenverbessernde
Maßnahmen (Humusaufbau) und die biologische Wirtschaftsweise. Weniger Düngemitteleinsatz sowie schonende
Bodenbearbeitung führen zur Reduktion landwirtschaftlicher Treibhausgasemissionen. Dazu kommen Investitionen
in erneuerbare Energien und umweltfreundliche Mobilitätslösungen. Die Reduktion von CO2-Emissionen wird
z.B. über die Investitionsförderung für Anlagen zur energetischen Nutzung nachwachsender Rohstoffe
sowie für PV-Anlagen erreicht.
Im Bereich Naturschutz stellt das ÖPUL-Programm die Erhaltung von rund 81.000 ha an wertvollen Flächen
sicher. Diese Maßnahme ist mit 42. Mio. € pro Jahr dotiert. Weiters werden Nationalparks, auch im Rahmen
von LEADER Projekten, mit rund 15 Mio. € gezielt unterstützt. Naturschutzprojekte wie z.B. das Management
von Schutzgebieten, naturschutzfachliche Planungen, Grundankauf zu Naturschutzzwecken oder Renaturierung von schützenswerten
Flächen (Trockenrasen oder Feuchtgebieten) werden in Summe mit rund 120 Mio. € gefördert. Auch die Erhaltung
von Streuobstbeständen (etwa 8.500 ha) oder die Bewirtschaftung von Bergwiesen (ca. 1.700 ha) wird mit dem
ÖPUL-Programm gefördert.
Wesentlich für den Ländlichen Raum ist der Schutz vor Naturgefahren. Bis 2018 werden jährlich 200
Millionen Euro in den Schutz der Bevölkerung investiert. Rupprechter: "Mit der Hochwassermilliarde machen
wir Österreich sicherer."
Zusammenarbeit, Innovation und Wirtschaftskraft
Die Hauptthemen der Konferenz wurden in vier Podiumsdiskussionen behandelt – geleitet von den ehemaligen Landwirtschaftsministern
Josef Riegler, Franz Fischler, Wilhelm Molterer und Nikolaus Berlakovich. Diskutiert wurde über die ländliche
europäische Wirtschaft im globalen Wettbewerb mit Schwerpunkt auf Innovation, grenzübergreifende, regionale
Zusammenarbeit sowie Kultur und Tourismus.
Bundesminister Rupprechter: „Mein Ziel ist die nachhaltige Sicherung der Lebens- und Naturqualität im ländlichen
Raum. Das Kernelement ist eine multifunktionale, nachhaltige und wettbewerbsorientierte Land- und Forstwirtschaft,
die möglichst flächendeckend ist. Durch intelligentes, nachhaltiges und ausgewogenes Wachstum können
wir den ländlichen Raum als attraktiven Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum weiterentwickeln und stärken.“
EU-Abgeordnete Elisabeth Köstinger verwies auf den wichtigen Beitrag der EU für die Entwicklung des Ländlichen
Raums und der Regionen. Es gehe darum, den Lebensraum für rund 6 Millionen Menschen aktiv zu gestalten und
in den Landgemeinden Arbeitsplätze und Infrastruktur zu schaffen. "Auch die EU leistet durch das Zusammenspiel
der Finanzierungs-Fonds einen wichtigen Beitrag. Ohne das Programm für Ländliche Entwicklung wäre
etwa eine flächendeckende, umweltgerechte Bewirtschaftung durch wettbewerbsfähige bäuerliche Familienbetriebe
nicht denkbar. 530.000 Arbeitsplätze sind direkt oder indirekt von der Landwirtschaft abhängig."
Deutschlands Landwirtschaftsminister Christian Schmidt betonte die Bedeutung des Prinzips Nachhaltigkeit bei der
Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik. "Nur durch eine verantwortungsvolle Nutzung der vorhandenen Potentiale
übernehmen wir tatsächlich die Verantwortung für Mensch, Tier und Umwelt. Wir brauchen in Europa
eine starke, nachhaltige Landwirtschaft und eine starke ländliche Entwicklung. Das eine ist ohne das andere
nur schwer vorstellbar“, so Minister Schmidt.
Für Dejan Zidan, Minister für Landwirtschaft und Umwelt der Republik Slowenien, ist die grenzüberschreitende
Zusammenarbeit ist "eine der großen Stärken der Europäischen Union". Die Erhaltung der
Landschaft, nachhaltige Landnutzung und die Anpassung an den Klimawandel seien die wichtigsten Ziele, die es jetzt
umzusetzen gelte.
Die internationale Konferenz fand in der Heimat des früheren ÖVP-Politikers Sixtus Lanner statt, der
als Pionier der Entwicklung des ländlichen Raums gilt. Lanner, der am 12. Mai seinen 80. Geburtstag feiert,
war Ehrengast der Konferenz.
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