Symposium mit Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky an der Landesverteidigungsakademie -
"Wie werden aus jungen Männern Massenmörder?"
Wien (blmvs) - Am 08.05. gedachte Verteidigungsminister Gerald Klug in der Krypta am Äußeren
Burgtor den Opfern des NS-Regimes. Das Österreichische Bundesheer stellt von 7 Uhr bis 18 Uhr eine Mahnwache
zum Gedenken an die Opfer des Faschismus am Äußeren Burgtor. Bundesminister Klug: "Aus unserer
Sicht ist der 8. Mai ein Tag mit zwei Gesichtern. Einerseits wollen wir der Opfer gedenken, darum gibt es die Mahnwache.
Andererseits ist es ein Tag der Freude. Wir feiern die Befreiung von einem Regime, das ganz Europa in Schutt und
Asche gelegt und Millionen Menschen ermordet hat."
Im Anschluss daran besuchte Verteidigungsminister Klug ein Symposium an der Landesverteidigungsakademie mit dem
Titel ",Das radikal Böse': Dem Menschen inhärent oder sozial erworben?". Dieses Thema behandelt
Stefan Ruzowitzky in seinem jüngsten Kinofilm "Das radikal Böse". Der Regisseur und Oscar-Preisträger
nahm heute ebenfalls an der Veranstaltung teil. "Ich bin überzeugt davon, dass die wissenschaftliche
Auseinandersetzung mit dem Holocaust, die heute hier stattfindet, eine notwendige und wichtige Ergänzung zum
Gedenken ist", sagt Klug bei dem Symposium. Er betonte den wertvollen Beitrag von Ruzowitzkys Film in der
Diskussion über den Nationalsozialismus.
Bei diesem kulturwissenschaftlichen Dialog sprach Ruzowitzky über die Idee seines Filmes. Der Essayfilm erzählt
die Geschichte des deutschen Reserve-Polizeibataillons 101 und dessen Auftrag, in Polen von 1941 bis zum Ende des
Zweiten Weltkriegs jüdische Zivilisten zu ermorden. Der Fokus liegt auf der Täterpsychologie der Wehrmachtsoldaten.
Wie werden aus jungen Männern Massenmörder? Warum töten ehrbare Familienväter Frauen, Kinder
und sogar Babys? Diese und ähnliche Fragen bewegten Oscar-Preisträger Ruzowitzky, einen Film über
die möglichen Ursachen dieses "radikal Bösen" im Menschen nachzugehen.
Vor der Filmvorführung und der anschließenden Podiumsdiskussion sprach der Militärhistoriker Wolfgang
Etschmann über die historische Einbettung der Ereignisse rund um das Polizeibataillon. Günther Fleck,
Leiter des Fachbereichs Militärpsychologie und Bildungswissenschaft, referierte über die psychologischen
Determinanten für das "Böse im Menschen". Anschließend behandelte Paul Ertl, Leiter des
Fachbereichs Philosophie und Militärsoziologie, die philosophischen und ideologischen Argumente zum "banalen
und radikalen Böse".
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