Vor 100 Jahren brach der Erste Weltkrieg aus. Nun ist er im Museum ausgestellt. Wie das pietät-
und kunstvoll geht, zeigt das Leopold Museum.
Wien (rk) - Die Ausstellung "Trotzdem Kunst! Österreich 1914-1918" ist der Beitrag des Leopold
Museums (7., Museumsplatz 1) zum Gedenkjahr 2014. "Das ist keine Kriegsausstellung. Im Gegenteil, allein das
Hauptgemälde der vorwärtsstürmenden Soldaten von Albin Egger-Lienz ist ein Antikriegsbild",
hat Kuratorin Elisabeth Leopold bei einer Pressekonferenz am 08.05. verlautbart.
Schon von weitem prangt an der Außenfassade die Installation "Sarajevo '84" von Marko Lulic, der
sich dafür des Stils der Olympischen Spiele bedient. Sarajevo, der Tatort, an dem 1914 Thronfolger Erzherzog
Franz Ferdinand erschossen wurde, was bekanntlich den Ersten Weltkrieg ausgelöst hat. Auch Austragungssort
der Olympischen Winterspiele 1984 und jener Ort, der im "Jugoslawienkrieg" in den 1990er Jahren belagert
wurde. Diese Zahlensymbolik möge anregen, über 1914 - 1984 - 2014 nachzudenken, "wo wir heute in
Europa stehen".
Original-Kriegserklärung des Kaisers
Im Inneren des Leopold Museums ist "Trotzdem Kunst! Österreich 1914-1918" von 9. Mai bis 15.
September zu sehen. Ausgestellt sind insgesamt rund 280 Objekte über den Ersten Weltkrieg aus dem Hause selbst
und Leihgaben von privaten SammlerInnen und Einrichtungen wie zum Beispiel Albertina, Wien Museum und Wienbibliothek.
Darunter Kriegsgläser der Wiener Werkstätte, Briefe von Soldaten, Tagebücher sowie zahlreiche Fotos
von Kriegsschauplätzen und Uniformierten. Neben anderen Dokumenten ist die Original-Kriegserklärung von
Kaiser Franz Josef an Serbien zu besichtigen, die sonst das Österreichische Staatsarchiv aufbewahrt.
Drei Soldaten stehen für neun Millionen Kämpfer
Hauptaugenmerk liegt auf der Malerei: Gezeigt werden Gemälde der "drei Säulenheiligen",
wie der serbische Kunsthistoriker und Kurator Ivan Ristic die ausgewählten Künstler Egger-Lienz, Schiele
und Kolig bezeichnete. Sie stünden stellvertretend für die rund neun Millionen Soldaten der k. u. k.-Armee
und ihrer Gegner. So wie Egon Schiele, der in seinen Zeichnungen abseits der Frontlinie versuchte, über die
Kunst die Erlebnisse zu verarbeiten. Oder die Monumentalwerke von Albin Egger-Lienz, der sich 1915 freiwillig zum
Kriegsdienst gemeldet hatte, wegen Herzproblemen aber bald entlassen wurde. Der dritte im Bunde ist Anton Kolig,
ein Kriegsmaler mit Auftrag.
Damals Kriegsgegner - heute Kunstfreunde
Die Werke aus der Zeit des "Großen Krieges" schaffen bei "Trotzdem Kunst!" einen
größeren Zusammenhang: "Gründer Rudolf Leopold hatte mit Klimt und Schiele diese Kunst im
Auge. Daher konnten wir aus dem Vollen schöpfen, die Werke aber auch in einen internationalen Kontext stellen:
Wo waren die Fronten 1914 und was bedeuten sie heute noch", sagte Franz Smola der interimistische Museologische
Direktor des Leopold Museums.
KünstlerInnen aus eben jenen Ländern, die 1914 bis 1918 gegen Österreich Krieg führten, wurden
eingeladen. Entstanden sind völlig unterschiedliche Werke. So zum Beispiel eine raumfüllende Kohlezeichnung
einer jungen Malerin aus Rumänien, Landschaftsfotografien von ehemaligen Kriegsschauplätzen in Italien
und eine Installation eines russischen Künstlers.
Der Katalog zur Ausstellung ist in deutscher und englischer Sprache im Verlag Brandstätter erschienen. Erhältlich
um 29 Euro im Leopold Museum.
Symposium und Theatersolo
Zusätzlich machen sich an zwei Tagen Expertinnen und Experten Gedanken über diese Schau. Am 15. Mai
geht es um "Die Ausstellbarkeit des Krieges" im nationalen Vergleich und in der abschließenden
Diskussion über "Kann man einen Krieg ausstellen?".
Anschließend, ab 19 Uhr, ist die Schauspielerin Maxi Blaha im Theatersolo "Feuerseele - Sie kämpfte
für den Frieden" in der Rolle der Bertha von Suttner zu sehen. Diese Hommage an die Pazifistin wird am
12. Juni, ab 19 Uhr noch einmal gespielt.
Am 16. Mai, dem zweiten Symposiumstag, stehen Referate und Diskussionen zum Thema "Krieg, Propaganda und Kunst"
auf dem Programm. Der Eintritt zum Symposium ist mit gültigem Museumsticket frei. Um Anmeldung unter symposium@leopoldmuseum.org
wird gebeten.
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