Podiumsdiskussion zum Thema "Für die Kunst zu leben, von der Kunst zu leben"
Wien (bpd) - "Kunst braucht keine Alimentation, sondern eine adäquate Abgeltung. Geistige Schöpfung
hat genauso das Recht dazu wie jedes materielle Werk", sagte Bundesminister Josef Ostermayer am Abend
des 07.05. beim zweiten Casinos Austria Kultur Talk "Für die Kunst zu leben, von der Kunst zu leben"
in Wien. Gemeinsam mit dem Bundesminister diskutierten Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann, Komponist und Musikproduzent
Paul Hertel, Rabenhof-Direktor Thomas Gratzer, Schriftsteller und Psychiater Paulus Hochgatterer und der Musikproduzent
Andy Baum zum Thema gerechte Entlohnung für Kreative.
Bei der Umsetzung der Leerkassettenvergütung zeigte sich Bundesminister Ostermayer optimistisch, bis zum Sommer
zu einem Ergebnis zu kommen. "In über 20 der 28 Mitgliedstaaten der Europäischen Union gibt es bereits
Lösungen. Wir müssen also nicht bei null anfangen, sondern können aus den verschiedenen Systemen
die optimale Variante für Österreich finden." Wichtig sei hier jedoch die Herangehensweise: "Ich
habe bereits Gespräche mit unterschiedlichen Personengruppen geführt, um alle Aspekte und Blickwinkel
zur Thematik einzufangen. Dabei kamen wir schnell zum Konsens, dass Kunst etwas wert sein muss. Wenn es keine Abgeltung
für Leistung gibt, gibt es diese Leistung bald nicht mehr. In der Kunst wäre eine Folge davon der Schritt
in Richtung Mäzenatentum, das auf Dauer jedoch nicht funktionieren kann", so der Bundesminister. Es brauche
schlussendlich eine Lösung, die verfassungs- und europarechtlich in Ordnung sei und bei der auch neben den
Kunstschaffenden die Konsumentinnen und Konsumenten eingebunden seien.
Die Diskutierenden waren einer Meinung, dass es in Bezug auf eine adäquate Abgeltung geistiger Schöpfung
auch um gesellschaftspolitische Bewusstseinsmachung geht. So meinte Paul Hertel: "In einer modernen Welt müssen
Dinge etwas wert sein. Dazu zählt auch die Kunst." Andy Baum fügte noch hinzu: "Nicht nur die
Kreativen, sondern auch Medien und Politik haben die Verantwortung, klar zu machen, dass Leistung auch entlohnt
werden muss. Es muss gewährleistet werden, dass das Geld dorthin fließt, wo es hingehört."
Karin Bergmann und Thomas Gratzer wiesen dabei auch auf viele im Prekariat lebende Künstlerinnen und Künstler
hin, was oftmals, auch im Schatten gut verdienender Kunstschaffender, übersehen werde. Viele müssten
Zweit- und Drittjobs ausüben, um ihren Lebensunterhalt überhaupt bestreiten zu können, berichtete
auch Paulus Hochgatterer von Schriftsteller-Kolleginnen und -Kollegen.
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