LH Kaiser und LT-Präsident Rohr enthüllten Tafel an Klagenfurter
Landhaus
Klagenfurt (lpd) - „Unvergessen – Nepozabljeni“ und sechs Namen stehen auf einer Gedenktafel aus grünem
Serpentin, die im Arkadengang vor dem großen Wappensaal des Klagenfurter Landhauses angebracht wurde. Sie
erinnert an Kärntner Parlamentarier, die der nationalsozialistischen Diktatur zum Opfer fielen und soll auch
als Mahnung gegen Gewalt und Rassismus sowie für Frieden und Demokratie verstanden werden. Enthüllt wurde
die Gedenktafel am 08.05. von Landeshauptmann Peter Kaiser und Landtagspräsident Reinhart Rohr.
„Sie haben der Demokratie gedient und wollten sie nach bestem Wissen und Tun vor dem Zugriff der Nazidiktatur schützen“,
würdigte der Landeshauptmann den Einsatz der sechs politischen Opfer. Wie sie hätten unzählige andere
Opfer des Regimes bewiesen, dass Menschlichkeit und menschliche Grundwerte auch angesichts des schlimmsten Terrors
Bestand haben können. Daraus ergebe sich die Verpflichtung, eine würdige Gedenkkultur zu etablieren.
„Es ist Aufgabe der Politik, Menschen, die ein Unrechtsurteil erfuhren, ihr Ansehen und ihren Ruf wiederzugeben.
Die Opfer sollen ihre Identität zurückerhalten“, betonte Kaiser. Er ging in seiner Rede auch auf das
Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945, also vor genau 69 Jahren, und die damals im Landhaus stattgefundene
erste provisorische Sitzung der Kärntner Landesregierung unter Hans Piesch ein. In diesem Sinne mahnte der
Landeshauptmann ein, dass Demokratie tagtäglich aufs Neue erkämpft und gesichert werden müsse.
Auch Landtagspräsident Rohr betonte die Wichtigkeit einer würdigen Gedenkkultur und einer Mahnung für
den Frieden in der Welt. Dazu kündigte er für diesen Herbst eine eigene Landtagsenquete an und verwies
auch auf die aktuelle Situation in der Ukraine. Der Präsident machte auf eine weitere Gedenktafel an Kärntens
„Haus der Demokratie“ aufmerksam. Sie erinnert daran, dass hier am 7. Mai 1945 „Kärntner Patrioten aus eigener
Kraft die Demokratie im Lande wieder hergestellt“ haben.
Die Errichtung der Gedenktafel geht auf eine Idee von Gemeinderat und Hobbyhistoriker Reinhold Gasper sowie auf
die Initiative des Landeshauptmannes zurück. Die Art der Umsetzung, Gestaltung, Information und rechtliche
Fragen klärte eine eigene Arbeitsgruppe, der Gasper, Landesarchivdirektor Wilhelm Wadl, Landeskonservator
Gorazd Živkovic( sowie Vertreter der Landesamtsdirektion und der Landesimmobiliengesellschaft LIG angehörten.
Bei der feierlichen Enthüllung waren u.a. der zweite Landtagspräsident Rudolf Schober, LHStv.in Beate
Prettner, die Landesräte Rolf Holub, Gerhard Köfer sowie Wolfgang Waldner und sein Nachfolger Christian
Benger, Landtagsabgeordnete aller Fraktionen, Superintendent Manfred Sauer, Dompfarrer Peter Allmaier, Bundesrätin
Ana Blatnik, Landespolizeidirektorin Michaela Kohlweiß, Manfred Herrnhofer vom Kärntner Landesgericht,
Hugo Irrasch vom Landesfeuerwehrverband, Landesamtsdirektor Dieter Platzer, Marjan Sturm und Bernard Sadovnik von
den Vertretungen der Kärntner Slowenen und Gedenkforscher Peter Gstettner anwesend. Die musikalische Umrahmung
erfolgte durch ein Bläserquartett der Bauernkapelle Isopp.
Biografische Kurzdaten der sechs Opfer:
- Franz Aschgan: 1899–1945, KZ Dachau; sozialdemokratischer Landtagsabgeordneter
1930–1934
- Anton Falle: 1886–1945, KZ Dachau; sozialdemokratischer Nationalratsabgeordneter
1921–1934
- Karl Krumpl: 1909–1945, Wien Landesgericht (Hinrichtung); Landtagsabgeordneter
im berufsständischen Landtag (Berufsstand Gewerbe) 1934–1938
- Peter Melcher: 1878–1945, KZ Dachau; sozialdemokratischer Landtagsabgeordneter
1918–1934
- Vinko Poljanec: 1876–1938, Klagenfurt, Elisabethinenkrankenhaus; soll an den
Spätfolgen der Gestapohaft gestorben sein; Landtagsabgeordneter der Partei der Kärntner Slowenen 1921–1927
- Franz Swoboda: 1887–1945, KZ Dachau; sozialdemokratischer Landtagsabgeordneter
1930–1934
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