Gedenktafel erinnert an sechs politische
 Opfer der NS-Diktatur

 

erstellt am
08. 05. 14
11.30 MEZ

LH Kaiser und LT-Präsident Rohr enthüllten Tafel an Klagenfurter Landhaus
Klagenfurt (lpd) - „Unvergessen – Nepozabljeni“ und sechs Namen stehen auf einer Gedenktafel aus grünem Serpentin, die im Arkadengang vor dem großen Wappensaal des Klagenfurter Landhauses angebracht wurde. Sie erinnert an Kärntner Parlamentarier, die der nationalsozialistischen Diktatur zum Opfer fielen und soll auch als Mahnung gegen Gewalt und Rassismus sowie für Frieden und Demokratie verstanden werden. Enthüllt wurde die Gedenktafel am 08.05. von Landeshauptmann Peter Kaiser und Landtagspräsident Reinhart Rohr.

„Sie haben der Demokratie gedient und wollten sie nach bestem Wissen und Tun vor dem Zugriff der Nazidiktatur schützen“, würdigte der Landeshauptmann den Einsatz der sechs politischen Opfer. Wie sie hätten unzählige andere Opfer des Regimes bewiesen, dass Menschlichkeit und menschliche Grundwerte auch angesichts des schlimmsten Terrors Bestand haben können. Daraus ergebe sich die Verpflichtung, eine würdige Gedenkkultur zu etablieren. „Es ist Aufgabe der Politik, Menschen, die ein Unrechtsurteil erfuhren, ihr Ansehen und ihren Ruf wiederzugeben. Die Opfer sollen ihre Identität zurückerhalten“, betonte Kaiser. Er ging in seiner Rede auch auf das Ende des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai 1945, also vor genau 69 Jahren, und die damals im Landhaus stattgefundene erste provisorische Sitzung der Kärntner Landesregierung unter Hans Piesch ein. In diesem Sinne mahnte der Landeshauptmann ein, dass Demokratie tagtäglich aufs Neue erkämpft und gesichert werden müsse.

Auch Landtagspräsident Rohr betonte die Wichtigkeit einer würdigen Gedenkkultur und einer Mahnung für den Frieden in der Welt. Dazu kündigte er für diesen Herbst eine eigene Landtagsenquete an und verwies auch auf die aktuelle Situation in der Ukraine. Der Präsident machte auf eine weitere Gedenktafel an Kärntens „Haus der Demokratie“ aufmerksam. Sie erinnert daran, dass hier am 7. Mai 1945 „Kärntner Patrioten aus eigener Kraft die Demokratie im Lande wieder hergestellt“ haben.

Die Errichtung der Gedenktafel geht auf eine Idee von Gemeinderat und Hobbyhistoriker Reinhold Gasper sowie auf die Initiative des Landeshauptmannes zurück. Die Art der Umsetzung, Gestaltung, Information und rechtliche Fragen klärte eine eigene Arbeitsgruppe, der Gasper, Landesarchivdirektor Wilhelm Wadl, Landeskonservator Gorazd Živkovic( sowie Vertreter der Landesamtsdirektion und der Landesimmobiliengesellschaft LIG angehörten.

Bei der feierlichen Enthüllung waren u.a. der zweite Landtagspräsident Rudolf Schober, LHStv.in Beate Prettner, die Landesräte Rolf Holub, Gerhard Köfer sowie Wolfgang Waldner und sein Nachfolger Christian Benger, Landtagsabgeordnete aller Fraktionen, Superintendent Manfred Sauer, Dompfarrer Peter Allmaier, Bundesrätin Ana Blatnik, Landespolizeidirektorin Michaela Kohlweiß, Manfred Herrnhofer vom Kärntner Landesgericht, Hugo Irrasch vom Landesfeuerwehrverband, Landesamtsdirektor Dieter Platzer, Marjan Sturm und Bernard Sadovnik von den Vertretungen der Kärntner Slowenen und Gedenkforscher Peter Gstettner anwesend. Die musikalische Umrahmung erfolgte durch ein Bläserquartett der Bauernkapelle Isopp.

Biografische Kurzdaten der sechs Opfer:

  • Franz Aschgan: 1899–1945, KZ Dachau; sozialdemokratischer Landtagsabgeordneter 1930–1934
  • Anton Falle: 1886–1945, KZ Dachau; sozialdemokratischer Nationalratsabgeordneter 1921–1934
  • Karl Krumpl: 1909–1945, Wien Landesgericht (Hinrichtung); Landtagsabgeordneter im berufsständischen Landtag (Berufsstand Gewerbe) 1934–1938
  • Peter Melcher: 1878–1945, KZ Dachau; sozialdemokratischer Landtagsabgeordneter 1918–1934
  • Vinko Poljanec: 1876–1938, Klagenfurt, Elisabethinenkrankenhaus; soll an den Spätfolgen der Gestapohaft gestorben sein; Landtagsabgeordneter der Partei der Kärntner Slowenen 1921–1927
  • Franz Swoboda: 1887–1945, KZ Dachau; sozialdemokratischer Landtagsabgeordneter 1930–1934

 

 

 

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