Barocke Visionen aus der Sammlung Rossacher

 

erstellt am
16. 05. 14
11.30 MEZ

Haslauer: Ausstellung eröffnet Dialog zwischen Barock und Gegenwart
Salzburg (lk) - Die Ausstellung "Prima Idea", die von 17. Mai bis 26. Oktober im Salzburger Dommuseum zu sehen ist, spiegelt das Werden der Sammlung Rossacher wider. Ziel der Ausstellung ist es, die Vielfältigkeit von Entwürfen, ihre Spontaneität, ihre verschieden weit ausgereiften Stadien, das scheinbar Unvollendete und ihren späteren Verwendungszweck zu vermitteln.

"Die Sammlung Rossacher wird im restaurierten Nordoratorium im DomQuartier neu präsentiert und der Blick wird auf das Barock gelenkt, das Salzburg in Architektur und Kunstgeschichte prägt", so Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer am 15.05. bei der Vernissage der Sammlung Rossacher. "Mit der Ausstellung und dem Dialog zwischen Barock und Gegenwart gelingt es dem Salzburg Museum, eine Brücke über Jahrhunderte zu spannen", so Haslauer, der Direktor Dr. Martin Hochleitner und Sammlungsleiterin Dr. Regina Kaltenbrunner sowie dem gesamten Team zur Ausstellung gratulierte.

Prima Idea bezieht sich auf jene erste Idee, die Künstler zu einem neuen Kunstwerk haben. Sie halten ihre Gedanken fest – entweder auf Papier, Leinwand oder in Ton. Kleinformatige Ölskizzen als Annäherung an ein neues Kunstwerk, die nach dessen Fertigstellung erhalten blieben, gab es erst ab dem späten 16. Jahrhundert. Bis dahin wurden Entwürfe 1:1 angelegt und "überarbeitet". Die Ölskizze ist also ein hochbarockes Arbeitsmaterial.

Besucherinnen und Besucher dieser Ausstellung werden Zeugen eines schöpferischen Aktes. Im "Entwurf" steckt das künstlerische "Hinauswerfen", das Sichtbarmachen einer Idee, einer Vision. Entwürfe sind die intimste und unmittelbarste Auseinandersetzung eines Künstlers mit einem Auftrag. Gleichzeitig kann ein Entwurf aber auch ein knochentrockener juristischer Formalakt sein, nämlich die Grundlage für einen Künstlervertrag.

Die Ausstellung "Prima Idea" im Nordoratorium

Der zweite Ausstellungsschwerpunkt folgt dem Werdegang eines Kunstwerks, er spürt diesem Weg von der Idee zur Ausführung nach. Den Auftakt bildet eine sogenannte Grisaille, eine Ton-in-Ton gemalte Skizze, die Spontanität und Expressivität treffend ins Bild setzt. Weder Künstler noch Zweck dieser Arbeit sind bekannt. Diese zum Teil anonymen Kunstwerke stellen eine Herausforderung an die Wissenschaftler, aber auch an die Besucher/innen dar. Von einigen der ausgestellten Kunstwerke sind die Ausführungen als Kupferstiche, Tafelbilder oder Deckenfresken sehr wohl bekannt. Eine dritte Kategorie bilden schließlich jene Ölskizzen, deren Ausführungen heute wieder verloren sind. Ihnen kommt eine besondere dokumentarische Bedeutung zu.

Im vierten Raum schließlich sind Bildhauerentwürfe zu sehen. Diesen kleinen Arbeiten in Ton oder auch in Holz kommt dieselbe Aufgabe zu wie den Ölskizzen. Beim Verlassen der Ausstellung begegnen die Besucher/innen dann den Ausführungen der ausgestellten Entwürfe. Fotomontagen, Film und Bildschirmpräsentation geben einen Einblick in die Kirchen und Schlösser, wo die Entwürfe als große "Wiederholungen" zu finden sind – das kommt einer visualisierten Reise durch Europa gleich.

Drei Filme komplementieren Ausstellung
Drei Filme werden in der Ausstellung das Phänomen "Entwurf" kommentieren. Drei Filmbeiträge zu den Schwerpunkten hand signs (Barbara Musil), Skizze und Realisierung (Christian Schrenk) und Restaurierung des Reliefs "Papst Leo der Große trifft Attila" (Markus Weisheitinger-Hermann) beschäftigen sich mit dem schöpferischen Prozess aus heutiger Sicht.

Und schließlich begegnet eine zeitgenössische Künstlerin (Barbara Musil) der Sammlung Rossacher und gibt die dabei gewonnenen Inspirationen auf beinahe freche Weise wider.

Die Sammlung Kurt und Else Rossacher
Kurt Rossacher wurde 1918 in Graz geboren und wuchs in Steyr auf. Sein Vater führte eine Antiquitätenhandlung, die heute noch in Familienbesitz ist. Zwischen 1936 und 1945 studierte Rossacher Kunstgeschichte, Geschichte und Literatur an den Universitäten Prag, Frankfurt/Main und Wien. Dieses Studium wurde durch Kriegsdienst mehrfach unterbrochen. 1944 erlitt er eine schwere Kriegsverwundung. 1947 promovierte er in Germanistik an der Universität Wien. Zunächst begann seine Berufslaufbahn als Deutschprofessor an einem Linzer Gymnasium. Zwischen 1948 und 1958 leitete er die Galerie "Pro Arte" in Linz und Salzburg. Ab 1958 war er als internationaler Kunstexperte mit Wohnsitzen in München und Rom tätig. 1962 entdeckte er viele Stücke des Salzburger Dom- und Residenzschatzes im Florentiner Palazzo Pitti. Dies war seine erste herausragende Leistung für die Salzburger Kultur- und Kunstgeschichte.

Während all dieser Jahre bauten er und seine Frau Else eine eigene Kunstsammlung auf, die ausschließlich dem barocken Entwurf, also der Zeichnung, der Ölskizze und dem Bozzetto (=Bildhauerentwurf) im 17. und 18. Jahrhundert gewidmet war. So wie das Barock die letzte gesamteuropäische Kunstepoche war, kannte auch die Sammelleidenschaft Rossachers keine Grenzen, hier versammeln sich Kunstwerke ohne geographische Einschränkungen.

Diese "Sammlung Rossacher" wurde erstmals 1965 unter dem Titel "Visionen des Barock" im Hessischen Landesmuseum Darmstadt der Öffentlichkeit gezeigt. Dann folgte eine Ausstellung in der Residenzgalerie Salzburg (1966) und Teile der Sammlung wurden unter dem Titel "Image and Imagination" in den Museen Los Angeles, Kansas City, Toledo, Rhode Island und Minneapolis in den USA (1968-1969) ausgestellt. 1970 führte ein Vertrag mit Stadt und Land Salzburg zur Gründung des Salzburger Barockmuseums im Mirabellgarten, in welchem die Werke der Sammlung teils als Schenkung, teils als Leihgabe für Salzburg gesichert wurden.

Die Objekte werden nun partiell und immer wieder in Sonderausstellungen im Nordoratorium des DomQuartiers gezeigt werden. Zudem gibt es zahlreiche nationale und auch internationale Leihanfragen.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.kirchen.net/dommuseum/

 

 

 

 

 

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