Haslauer: Ausstellung eröffnet Dialog zwischen Barock und Gegenwart
Salzburg (lk) - Die Ausstellung "Prima Idea", die von 17. Mai bis 26. Oktober im Salzburger Dommuseum
zu sehen ist, spiegelt das Werden der Sammlung Rossacher wider. Ziel der Ausstellung ist es, die Vielfältigkeit
von Entwürfen, ihre Spontaneität, ihre verschieden weit ausgereiften Stadien, das scheinbar Unvollendete
und ihren späteren Verwendungszweck zu vermitteln.
"Die Sammlung Rossacher wird im restaurierten Nordoratorium im DomQuartier neu präsentiert und der Blick
wird auf das Barock gelenkt, das Salzburg in Architektur und Kunstgeschichte prägt", so Landeshauptmann
Dr. Wilfried Haslauer am 15.05. bei der Vernissage der Sammlung Rossacher. "Mit der Ausstellung und dem Dialog
zwischen Barock und Gegenwart gelingt es dem Salzburg Museum, eine Brücke über Jahrhunderte zu spannen",
so Haslauer, der Direktor Dr. Martin Hochleitner und Sammlungsleiterin Dr. Regina Kaltenbrunner sowie dem gesamten
Team zur Ausstellung gratulierte.
Prima Idea bezieht sich auf jene erste Idee, die Künstler zu einem neuen Kunstwerk haben. Sie halten ihre
Gedanken fest – entweder auf Papier, Leinwand oder in Ton. Kleinformatige Ölskizzen als Annäherung an
ein neues Kunstwerk, die nach dessen Fertigstellung erhalten blieben, gab es erst ab dem späten 16. Jahrhundert.
Bis dahin wurden Entwürfe 1:1 angelegt und "überarbeitet". Die Ölskizze ist also ein hochbarockes
Arbeitsmaterial.
Besucherinnen und Besucher dieser Ausstellung werden Zeugen eines schöpferischen Aktes. Im "Entwurf"
steckt das künstlerische "Hinauswerfen", das Sichtbarmachen einer Idee, einer Vision. Entwürfe
sind die intimste und unmittelbarste Auseinandersetzung eines Künstlers mit einem Auftrag. Gleichzeitig kann
ein Entwurf aber auch ein knochentrockener juristischer Formalakt sein, nämlich die Grundlage für einen
Künstlervertrag.
Die Ausstellung "Prima Idea" im Nordoratorium
Der zweite Ausstellungsschwerpunkt folgt dem Werdegang eines Kunstwerks, er spürt diesem Weg von der Idee
zur Ausführung nach. Den Auftakt bildet eine sogenannte Grisaille, eine Ton-in-Ton gemalte Skizze, die Spontanität
und Expressivität treffend ins Bild setzt. Weder Künstler noch Zweck dieser Arbeit sind bekannt. Diese
zum Teil anonymen Kunstwerke stellen eine Herausforderung an die Wissenschaftler, aber auch an die Besucher/innen
dar. Von einigen der ausgestellten Kunstwerke sind die Ausführungen als Kupferstiche, Tafelbilder oder Deckenfresken
sehr wohl bekannt. Eine dritte Kategorie bilden schließlich jene Ölskizzen, deren Ausführungen
heute wieder verloren sind. Ihnen kommt eine besondere dokumentarische Bedeutung zu.
Im vierten Raum schließlich sind Bildhauerentwürfe zu sehen. Diesen kleinen Arbeiten in Ton oder auch
in Holz kommt dieselbe Aufgabe zu wie den Ölskizzen. Beim Verlassen der Ausstellung begegnen die Besucher/innen
dann den Ausführungen der ausgestellten Entwürfe. Fotomontagen, Film und Bildschirmpräsentation
geben einen Einblick in die Kirchen und Schlösser, wo die Entwürfe als große "Wiederholungen"
zu finden sind – das kommt einer visualisierten Reise durch Europa gleich.
Drei Filme komplementieren Ausstellung
Drei Filme werden in der Ausstellung das Phänomen "Entwurf" kommentieren. Drei Filmbeiträge
zu den Schwerpunkten hand signs (Barbara Musil), Skizze und Realisierung (Christian Schrenk) und Restaurierung
des Reliefs "Papst Leo der Große trifft Attila" (Markus Weisheitinger-Hermann) beschäftigen
sich mit dem schöpferischen Prozess aus heutiger Sicht.
Und schließlich begegnet eine zeitgenössische Künstlerin (Barbara Musil) der Sammlung Rossacher
und gibt die dabei gewonnenen Inspirationen auf beinahe freche Weise wider.
Die Sammlung Kurt und Else Rossacher
Kurt Rossacher wurde 1918 in Graz geboren und wuchs in Steyr auf. Sein Vater führte eine Antiquitätenhandlung,
die heute noch in Familienbesitz ist. Zwischen 1936 und 1945 studierte Rossacher Kunstgeschichte, Geschichte und
Literatur an den Universitäten Prag, Frankfurt/Main und Wien. Dieses Studium wurde durch Kriegsdienst mehrfach
unterbrochen. 1944 erlitt er eine schwere Kriegsverwundung. 1947 promovierte er in Germanistik an der Universität
Wien. Zunächst begann seine Berufslaufbahn als Deutschprofessor an einem Linzer Gymnasium. Zwischen 1948 und
1958 leitete er die Galerie "Pro Arte" in Linz und Salzburg. Ab 1958 war er als internationaler Kunstexperte
mit Wohnsitzen in München und Rom tätig. 1962 entdeckte er viele Stücke des Salzburger Dom- und
Residenzschatzes im Florentiner Palazzo Pitti. Dies war seine erste herausragende Leistung für die Salzburger
Kultur- und Kunstgeschichte.
Während all dieser Jahre bauten er und seine Frau Else eine eigene Kunstsammlung auf, die ausschließlich
dem barocken Entwurf, also der Zeichnung, der Ölskizze und dem Bozzetto (=Bildhauerentwurf) im 17. und 18.
Jahrhundert gewidmet war. So wie das Barock die letzte gesamteuropäische Kunstepoche war, kannte auch die
Sammelleidenschaft Rossachers keine Grenzen, hier versammeln sich Kunstwerke ohne geographische Einschränkungen.
Diese "Sammlung Rossacher" wurde erstmals 1965 unter dem Titel "Visionen des Barock" im Hessischen
Landesmuseum Darmstadt der Öffentlichkeit gezeigt. Dann folgte eine Ausstellung in der Residenzgalerie Salzburg
(1966) und Teile der Sammlung wurden unter dem Titel "Image and Imagination" in den Museen Los Angeles,
Kansas City, Toledo, Rhode Island und Minneapolis in den USA (1968-1969) ausgestellt. 1970 führte ein Vertrag
mit Stadt und Land Salzburg zur Gründung des Salzburger Barockmuseums im Mirabellgarten, in welchem die Werke
der Sammlung teils als Schenkung, teils als Leihgabe für Salzburg gesichert wurden.
Die Objekte werden nun partiell und immer wieder in Sonderausstellungen im Nordoratorium des DomQuartiers gezeigt
werden. Zudem gibt es zahlreiche nationale und auch internationale Leihanfragen.
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