Österreichische Forschungsinitiative und National Geographic Society sichern digital das
bedrohte Kulturerbe
Wien (lbg) - Akrotiri droht sein katastrophales Schicksal von vor 3630 Jahren erneut einzuholen: Erdbeben
und Verfall könnten die Ausgrabungsstätte auf der Vulkaninsel Santorin, die vergleichbar mit dem italienischen
Pompeii, jedoch mehr als 1000 Jahre älter als dieses ist, bald unwiederbringlich zerstören. Auf Initiative
des österreichischen Ludwig Boltzmann Instituts für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie
hat nun eine internationale Forschungsgruppe unterstützt von der National Geographic Society dieses einzigartige
Kulturdenkmal mit Hilfe neuester 3D Laserscanner-Technologie digital dokumentiert und somit für zukünftige
Generationen virtuell erhalten.
Eine internationale Gruppe von Forschern um den Wissenschaftler Dr. Immo Trinks vom Ludwig Boltzmann Institut für
Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI
ArchPro) hat die gesamte Ausgrabungsstätte der bronzezeitliche Siedlung Akrotiri auf der griechischen
Insel Santorin (griechisch "Thera") mit Hilfe neuester österreichischer Laserscanner-Technologie
(RIEGL Laser Measurement Systems VZ-400) digitalisiert. Denn diesem einmaligen Kulturdenkmal droht nach dem katastrophalen
Ausbruch des Thera Vulkans vor etwa 3630 Jahren erneut die Zerstörung durch Erdbeben und Verfall.
Die aktuelle Ausgabe von "National Geographic"
Deutschland berichtet in ihrer Titelgeschichte auf 30 Seiten über das digitale Dokumentationsprojekt.
"3D-Laserscanner eignen sich hervorragend für die genaue Dokumentation der herausragenden Fundstelle
von Akrotiri. Mit dieser Technik lassen sich der Innen- und Außenbereich ganzer Gebäude berührungslos
mit Millimetergenauigkeit digital erfassen", erklärt Projektleiter Immo Trinks vom LBI ArchPro. "In
Kombination mit modernsten fotogrammetrischen Methoden haben wir zusammen mit unseren griechischen Partnern die
Ausgrabungsstätte vollständig fotorealistisch dokumentiert und somit im Falle einer Zerstörung zumindest
digital bewahrt", so der Forscher.
In weiterer Folge hat Michael Klein, Experte in den Bereichen der 3D-Rekonstruktion und -Animation und Leiter des
Wiener Medienunternehmens 7reasons (www.7reasons.at), Teile von Akrotiri am Computer realistisch rekonstruiert.
Diese wissenschaftlich fundierten 3D-Visualisierungen ermöglichen eine neuartige virtuelle Erforschung wie
auch den simulierten Besuch in vergangenen Zeiten dieses einst so prächtigen Ortes.
Ähnlich seinem Schicksalsgenossen Pompeii, jedoch über 1000 Jahre älter, bietet Akrotiri einzigartige
Einblicke in die Welt und Kultur der Bronzezeit in der Ägäis. Mächtige Schichten von Bimsstein und
Vulkanasche haben komplette Siedlungsareale Akrotiris während der Blütezeit der Stadt in einem exzellenten
Zustand konserviert. So konnten griechischen Archäologen unter der Leitung von Prof. Spyridon Marinatos und
Prof. Christos Doumas seit 1967 bis zu drei Stockwerke hoch erhaltene Häuser, einmalige Wandmalereien und
tausende archäologische Fundobjekte freilegen.
Die bestmögliche Bewahrung des einzigartigen Kulturerbes in Akrotiri ist von außerordentlicher archäologischer
Bedeutung. Denn Erdbeben und Vulkanismus können in dieser seismisch höchst aktiven Zone das einmalige
Kulturdenkmal jederzeit in einen buchstäblichen Steinhaufen verwandeln. Zudem behindern die rigiden Sparmaßnahmen
in Griechenland die Durchführung dringend notwendiger Restaurierungs- und Erhaltungsmaßnahmen der vom
Verfall bedrohten Fresken und Architektur.
Das internationale Vorzeigeprojekt wurde vom Conservation Trust der National Geographic Society finanziell gefördert
und durch die Unterstützung der österreichischen Ludwig Boltzmann Gesellschaft ermöglicht. RIEGL
Laser Measurement Systems unterstützte das Projekt mit neuester Technologie in Form eines zusätzlichen
Hochleistungs-Laserscanners.
Die beteiligten Wissenschaftler sind Projektleiter Geophysiker Dr. Immo Trinks (LBI ArchPro), Direktor der Ausgrabung
von Akrotiri Prof. Christos Doumas (Universität von Athen), sein Assistent Prof. Andreas Vlachopoulos (Universität
von Ioannina), Architektin Prof. Clairy Palyvou (Universität von Thessaloniki), Geophysiker Prof. Gregory
Tsokas (Universität von Thessaloniki), Direktor des LBI ArchPro Prof. Wolfgang Neubauer und der Experte für
Virtuelle Archäologie Prof. Maurizio Forte (Duke University). Michael Klein (7reasons) hat die virtuelle Visualisierung
beigetragen, Dr. Geert Verhoeven photogrammetrische Dokumentation und Mag. Matthias Kucera mit Laserscanning Expertise.
Mitarbeiter des LBI ArchPro und Doktoranden des Initiative College for Archaeological Prospection der Universität
Wien (http://ic-archpro.univie.ac.at) waren an den
Untersuchungen beteiligt.
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