Akrotiri auf der Vulkaninsel Santorin

 

erstellt am
23. 05. 14
11.30 MEZ

Österreichische Forschungsinitiative und National Geographic Society sichern digital das bedrohte Kulturerbe
Wien (lbg) - Akrotiri droht sein katastrophales Schicksal von vor 3630 Jahren erneut einzuholen: Erdbeben und Verfall könnten die Ausgrabungsstätte auf der Vulkaninsel Santorin, die vergleichbar mit dem italienischen Pompeii, jedoch mehr als 1000 Jahre älter als dieses ist, bald unwiederbringlich zerstören. Auf Initiative des österreichischen Ludwig Boltzmann Instituts für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie hat nun eine internationale Forschungsgruppe unterstützt von der National Geographic Society dieses einzigartige Kulturdenkmal mit Hilfe neuester 3D Laserscanner-Technologie digital dokumentiert und somit für zukünftige Generationen virtuell erhalten.

Eine internationale Gruppe von Forschern um den Wissenschaftler Dr. Immo Trinks vom Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI ArchPro) hat die gesamte Ausgrabungsstätte der bronzezeitliche Siedlung Akrotiri auf der griechischen Insel Santorin (griechisch "Thera") mit Hilfe neuester österreichischer Laserscanner-Technologie (RIEGL Laser Measurement Systems VZ-400) digitalisiert. Denn diesem einmaligen Kulturdenkmal droht nach dem katastrophalen Ausbruch des Thera Vulkans vor etwa 3630 Jahren erneut die Zerstörung durch Erdbeben und Verfall.

Die aktuelle Ausgabe von "National Geographic" Deutschland berichtet in ihrer Titelgeschichte auf 30 Seiten über das digitale Dokumentationsprojekt. "3D-Laserscanner eignen sich hervorragend für die genaue Dokumentation der herausragenden Fundstelle von Akrotiri. Mit dieser Technik lassen sich der Innen- und Außenbereich ganzer Gebäude berührungslos mit Millimetergenauigkeit digital erfassen", erklärt Projektleiter Immo Trinks vom LBI ArchPro. "In Kombination mit modernsten fotogrammetrischen Methoden haben wir zusammen mit unseren griechischen Partnern die Ausgrabungsstätte vollständig fotorealistisch dokumentiert und somit im Falle einer Zerstörung zumindest digital bewahrt", so der Forscher.

In weiterer Folge hat Michael Klein, Experte in den Bereichen der 3D-Rekonstruktion und -Animation und Leiter des Wiener Medienunternehmens 7reasons (www.7reasons.at), Teile von Akrotiri am Computer realistisch rekonstruiert. Diese wissenschaftlich fundierten 3D-Visualisierungen ermöglichen eine neuartige virtuelle Erforschung wie auch den simulierten Besuch in vergangenen Zeiten dieses einst so prächtigen Ortes.

Ähnlich seinem Schicksalsgenossen Pompeii, jedoch über 1000 Jahre älter, bietet Akrotiri einzigartige Einblicke in die Welt und Kultur der Bronzezeit in der Ägäis. Mächtige Schichten von Bimsstein und Vulkanasche haben komplette Siedlungsareale Akrotiris während der Blütezeit der Stadt in einem exzellenten Zustand konserviert. So konnten griechischen Archäologen unter der Leitung von Prof. Spyridon Marinatos und Prof. Christos Doumas seit 1967 bis zu drei Stockwerke hoch erhaltene Häuser, einmalige Wandmalereien und tausende archäologische Fundobjekte freilegen.

Die bestmögliche Bewahrung des einzigartigen Kulturerbes in Akrotiri ist von außerordentlicher archäologischer Bedeutung. Denn Erdbeben und Vulkanismus können in dieser seismisch höchst aktiven Zone das einmalige Kulturdenkmal jederzeit in einen buchstäblichen Steinhaufen verwandeln. Zudem behindern die rigiden Sparmaßnahmen in Griechenland die Durchführung dringend notwendiger Restaurierungs- und Erhaltungsmaßnahmen der vom Verfall bedrohten Fresken und Architektur.

Das internationale Vorzeigeprojekt wurde vom Conservation Trust der National Geographic Society finanziell gefördert und durch die Unterstützung der österreichischen Ludwig Boltzmann Gesellschaft ermöglicht. RIEGL Laser Measurement Systems unterstützte das Projekt mit neuester Technologie in Form eines zusätzlichen Hochleistungs-Laserscanners.

Die beteiligten Wissenschaftler sind Projektleiter Geophysiker Dr. Immo Trinks (LBI ArchPro), Direktor der Ausgrabung von Akrotiri Prof. Christos Doumas (Universität von Athen), sein Assistent Prof. Andreas Vlachopoulos (Universität von Ioannina), Architektin Prof. Clairy Palyvou (Universität von Thessaloniki), Geophysiker Prof. Gregory Tsokas (Universität von Thessaloniki), Direktor des LBI ArchPro Prof. Wolfgang Neubauer und der Experte für Virtuelle Archäologie Prof. Maurizio Forte (Duke University). Michael Klein (7reasons) hat die virtuelle Visualisierung beigetragen, Dr. Geert Verhoeven photogrammetrische Dokumentation und Mag. Matthias Kucera mit Laserscanning Expertise. Mitarbeiter des LBI ArchPro und Doktoranden des Initiative College for Archaeological Prospection der Universität Wien (http://ic-archpro.univie.ac.at) waren an den Untersuchungen beteiligt.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.lbg.ac.at

 

 

 

 

 

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