Wien (zoovienna) - Die Zeit ohne Eisbären im Tiergarten Schönbrunn ist nach zweieinhalbjähriger
Bautätigkeit endlich vorbei. Wirtschafts- und Tourismusminister Reinhold Mitterlehner und Tiergartendirektorin
Dagmar Schratter eröffneten am 22.05. gemeinsam die neue Eisbärenwelt „Franz Josef Land“, deren Name
ein Tribut an die historischen Verdienste Österreich-Ungarns bei der Erforschung arktischer Regionen ist.
"Das neue Angebot macht den Tiergarten noch attraktiver und stärkt auch die Tourismusmarke Österreich.
Der Tiergarten liegt auf Platz drei der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Österreichs und ist nicht nur
für die Wienerinnen und Wiener, sondern auch für immer mehr Städtetouristen ein Fixpunkt",
sagt Mitterlehner. Auch Tiergartendirektorin Dagmar Schratter sieht in der neuen Eisbärenwelt einen „weiteren
Meilenstein in der stetigen Weiterentwicklung der Qualität des Tiergartens“. Die Anlage ist eines der umfangreichsten
Bauvorhaben in der über 20-jährigen Geschichte der Schönbrunner Tiergarten Gesellschaft m.b.H..
Schratter: „Eisbären zu halten, ist uns ein großes Anliegen. Einerseits wollen wir einen Beitrag zur
Erhaltungszucht dieser bedrohten Tierart leisten. Andererseits zählen Eisbären zu den Lieblingstieren
der Zoobesucherinnen und Zoobesucher. Wir haben als wissenschaftlich geführter Zoo mit Bildungsauftrag die
Chance, unseren Gästen wichtige Botschaften zum Umwelt- und Artenschutz mitzugeben.“
Für die Realisierung dieses ambitionierten Projekts bedankt sich Schratter an erster Stelle bei Bundesminister
Mitterlehner als Eigentümervertreter, dessen Ressort den Hauptanteil der Finanzierung übernommen hat.
Sowohl der Zeitplan als auch die avisierten Investitionskosten von insgesamt 10,7 Millionen Euro wurden eingehalten.
Aufgrund der laufenden Investitionen in neue Angebote und des bisher guten Jahresverlaufs erwarten Mitterlehner
und Schratter ein weiteres Erfolgsjahr des Tiergartens. "Der milde Winter hat zwar den Tourismus in anderen
Regionen vor große Herausforderungen gestellt, er hat aber auch dazu beigetragen, dass heuer schon rund 600.000
Besucher nach Schönbrunn gekommen sind. Die Zahlen lagen Ende April um mehr als 40 Prozent über dem Vorjahr",
so Mitterlehner.
Die neue Eisbärenwelt im Tiergarten Schönbrunn ist mit 1.700 m2 dreimal so groß wie die alte Anlage.
Mit wechselnden Bodenstrukturen wie Fels- und Geröllflächen, Wasserfällen und Bächen wird
den Eisbären eine abwechslungsreiche Landschaft geboten. Die Wasserfläche beträgt 450 m2. Das größte
Tauchbecken ist fünf Meter tief und ermöglicht es den Besucherinnen und Besuchern erstmals, die Bären
auch beim Schwimmen unter Wasser zu beobachten. Insgesamt fassen die Schwimm- und Tauchbecken 630.000 Liter Wasser.
Zwei Drittel davon sind mit Salzwasser, die restlichen Becken mit Süßwasser gefüllt. Durch den
Einbau entsprechender Filteranlagen muss das Wasser allerdings nur einmal jährlich getauscht werden. Dem Tiergarten
ist der nachhaltige Umgang mit den Ressourcen ein großes Anliegen. Eine 47 m2 große Photovoltaikanlage
am Dach des Polardoms wird einen Teil des Stroms für die Wasseraufbereitung erzeugen. „Jede Tierart hat besondere
Ansprüche, denen man beim Planen und Bauen gerecht werden muss. Bei den Eisbären ist dies zum Beispiel
die Möglichkeit, die Anlage zu teilen. Im Falle von Nachwuchs wird der Eisbärenmutter somit eine stressfreie
Aufzucht ihrer Jungtiere ermöglicht. Die Teilung der Anlage in zwei annähernd gleich große Bereiche
erfolgt über innovative mobile Klappbrücken“, erklärt Architekt Peter Hartmann.
Die ersten Bewohner der neuen Eisbärenwelt sind die beiden zweieinhalb Jahre alten Eisbären Lynn aus
den Niederlanden und Ranzo aus Finnland, die dem Tiergarten Schönbrunn im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes
(EEP) zugeteilt worden sind. „Vom ersten Beschnuppern an haben sich die beiden Bären gut verstanden. Die Jungtiere
sollen nun als Spielgefährten miteinander aufwachsen“, so Zoologe Harald Schwammer. In zwei bis drei Jahren
will der Tiergarten wieder an seine Erfolge bei der Erhaltungszucht dieser bedrohten Tierart anknüpfen. Nur
noch rund 25.000 Eisbären leben laut jüngsten Schätzungen in den Polargebieten und die Bestände
sind weiter rückläufig.
Mehr über die Eisbären, ihre Bedrohung durch den Klimawandel und die sensiblen polaren Lebensräume
erfahren die Besucherinnen und Besucher in einer interaktiven Ausstellung im Infozentrum „Polardom“. Idee und Umsetzung
erfolgten durch das Studio Kudlich. Hier wird auch das Projekt von Polar Bears International (PBI) vorgestellt
- eine der größten Initiativen zur Rettung der Eisbären, die vom Tiergarten Schönbrunn und
vom Verein der Freunde des Tiergartens unterstützt wird. Da sich im Polardom viele wertvolle Tipps zum Umweltschutz
finden und der Tiergarten somit einen wertvollen Beitrag zur Bewusstseinsbildung leistet, wurde er von PBI zu einem
„Arktischen Botschafterzentrum“ ernannt.
Im Polardom können Besucherinnen und Besucher die Tiere auf mehreren Ebenen, die barrierefrei zugänglich
sind, beobachten. "Auch mit diesem Projekt wird seitens der BHÖ die Barrierefreiheit im Tiergarten Schönbrunn
konsequent weiterverfolgt. Das technisch anspruchsvolle Bauvorhaben konnte durch die gute Zusammenarbeit aller
Beteiligten termingerecht und im Kostenrahmen umgesetzt werden", betont Burghauptmann und Bauherr Reinhold
Sahl.
Dass die Haltung von Eisbären für Zoos von großer Bedeutung ist, unterstreicht auch Thomas Kauffels
vom Verband Deutscher Zoodirektoren, in dem der Tiergarten Schönbrunn Mitglied ist. „Seit dem Jahr 2000 wurden
in unseren Mitgliedszoos acht der 15 Eisbärenanlagen neu gebaut, umgebaut oder erweitert. Die erfolgreiche
Zucht beweist, dass man Eisbären in Zoos beste Lebensbedingungen bieten kann.“
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