Bundespräsident zuversichtlich, dass das Land beim nächsten EU-Gipfel im Juni den
Kandidatenstatus erhält. Albaniens Präsident betont die "unersetzbare Unterstützung durch Partner
wie Österreich"
Tirana/Wien (hofburg/apa) - Bundespräsident Heinz Fischer geht davon aus, dass Albanien beim nächsten
EU-Gipfel den Status eines Beitrittskandidaten erhält. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass es im Juni
einen positiven Beschluss geben wird", sagte Heinz Fischer am 20.05. bei einem Besuch in Tirana.
Auch der albanische Präsident Bujar Nishani, der Heinz Fischer zuvor in seinem Amtssitz empfangen hatte, zeigte
sich "zuversichtlich, dass wir den Kandidatenstatus verliehen bekommen". Der schrittweise Weg seines
Landes in Richtung Europäische Union sei von vielen Herausforderungen gekennzeichnet; die Unterstützung
von Partnern wie Österreich sei "unersetzbar", sagte Präsident Nishani auf einer gemeinsamen
Pressekonferenz mit dem Bundespräsidenten.
Heinz Fischer trifft auf seinem offiziellen Besuch in Tirana auch den sozialistischen Ministerpräsidenten
Edi Rama, Parlamentspräsident Ilir Meta sowie den Bürgermeister von Tirana, Lulzim Basha, der als Chef
der Demokratischen Partei zugleich Oppositionsführer ist.
Der Bundespräsident, der den Kandidatenstatus bereits im Herbst befürwortet hatte, verwies auf die kontroversen
Diskussionen vom Dezember und begründete seine Zuversicht für Juni mit dem, was seither geschehen sei.
Die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Österreich und Albanien zeige Erfolge, es sei "aber Platz
für weitere Entwicklung nach oben. Diese Möglichkeiten müssen künftig genutzt werden."
Europäische Standards in möglichst hohem Maße zu verwirklichen, sei vor diesem Hintergrund eine
"wichtige" und "dankbare Zukunftsaufgabe".
Mit Bundespräsident Heinz Fischer sind rund 60 Unternehmensvertreter unter Führung von WKO-Präsident
Christoph Leitl nach Tirana gereist, die am Dienstag an einem Wirtschaftsforum teilnehmen. Österreich ist
derzeit drittgrößter Auslandsinvestor in Albanien nach Kanada und Griechenland.
Zu den österreichischen Firmen, die in Albanien aktiv sind, gehören Raiffeisen im Bankensektor sowie
Verbund und EVN im Bereich Wasserkraft.
Albanien möchte die Agrarwirtschaft, die Textilfertigung, den Tourismus sowie die Wasserkraft ausbauen, wie
Wirtschaftsminister Arben Ahmetaj vorige Woche bei einem bilateralen Wirtschaftsforum in Wien sagte. Präsident
Nishani ergänzte, dass es Möglichkeiten für österreichische Firmen auch beim albanischen Teilstück
der geplanten Transadriatischen Pipeline (TAP), die letztendlich Gas aus Aserbaidschan via Griechenland und Albanien
bis nach Italien bringen soll, gebe.
Präsident Nishani ging auf der Pressekonferenz auch auf die Haltung Albaniens zum Ukraine-Konflikt ein: Man
sei im Einklang mit den Verbündeten in NATO und EU - Tirana hat sich den bisherigen EU-Sanktionen gegen Russland
angeschlossen - und werde die Präsidentenwahl in der Ukraine am Sonntag anerkennen. Die "Annexion der
Krim" durch Russland verurteile man; der Vergleich zwischen der Krim und dem Kosovo sei "ein schwacher
Versuch, sich mittels 'Präzedenzfall' zu rechtfertigen", sagte Präsident Nishani.
Der Kosovo, wo 90 Prozent der Einwohner Albaner sind, hat sich nach Krieg und Jahren der UNO-Verwaltung 2008 von
Serbien endgültig gelöst. Serbien erkennt das nicht an, und Russland als Vetomacht im Weltsicherheitsrat
unterstützt es dabei, indem es beispielsweise eine UNO-Mitgliedschaft des Kosovo blockiert.
Am 21.05. reist Bundespräsident Heinz Fischer nach Montenegro weiter.
Quelle: APA/PrK
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