Vom Vormund über die Sachwalterschaft
 zur unterstützten Entscheidungsfindung

 

erstellt am
21. 05. 14
11.30 MEZ

Sozial-Landesrätin Jahn und Justizminister Brandstetter:
Linz (lk) - Menschen mit (psychischen) Beeinträchtigungen (MmB) haben, so wie alle Menschen, ein Recht auf selbstbestimmtes Leben. Die 2008 in Kraft getretene UN-Konvention verpflichtet Österreich dazu, alle Maßnahmen zu setzen, damit MmB ein selbstbestimmtes Leben führen können. Der Ausschuss der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen hat Österreich unter anderem empfohlen, statt einer stellvertretenden Entscheidungsfindung (Sachwalterschaft) eine unterstützte Entscheidungsfindung anzubieten. Am 20.05. eröffneten der Bundesminister für Justiz, Dr. Wolfgang Brandstetter, und Sozial-Landesrätin Mag.a Gertraud Jahn eine Fachtagung zu diesem Thema und traten für eine Weiterentwicklung des Sachwalterschaftsrechtes ein.

In der Fachhochschule Oberösterreich wurden bei der heute stattfindenden Fachtagung "Selbstbestimmung statt Fremdbestimmung" mögliche Alternativen zur Sachwalterschaft diskutiert. Ziel dieser Veranstaltung ist es, Möglichkeiten aufzuzeigen, die von einer Sachwalterschaft hin zu einer unterstützten Entscheidungsfindung gehen. Sozial-Landesrätin Jahn betonte, dass mit Sachwalterschaften Menschen immer noch fremdbestimmt werden: "Wir müssen hier gegensteuern und künftig ein Modell anbieten, das es möglich macht, dass hilfsbedürftige Personen über ein eigenes Einkommen verfügen können und selbst entscheiden, wie sie leben möchten. Ziel muss es sein, die seit Jahren steigenden Sachwalterschaften zu reduzieren und Menschen mit Beeinträchtigung in ihrer Autonomie und Selbstentscheidungsfähigkeit zu unterstützen. Ich begrüße daher alle Maßnahmen, die in diese Richtung gehen."

Im Justizministerium wurde ein Modellprojekt eingesetzt, auf dessen Basis es zu einer Reform des Sachwalterrechts kommen soll. „Mir ist es ein echtes Anliegen, Menschen, für die eine Sachwalterschaft angeregt wird, mit geeigneten Hilfen dabei zu unterstützen, ihren Alltag und ihre Angelegenheiten so weit wie möglich selbst zu bestimmen. Ein wichtiger Schritt hin zu mehr Selbstbestimmung kann dabei das Modellprojekt „Unterstützung zur Selbstbestimmung“ sein, das im März an 17 Standorten in ganz Österreich gestartet ist. Damit versuchen wir einen neuen Zugang zum Thema Sachwalterschaft und versuchen vor allem, bereits vorhandene Ressourcen besser zu nutzen und zu vernetzen“, so Brandstetter. Ziel des Modellprojekts, das noch bis Herbst nächsten Jahres läuft, ist es, die Zahl der Sachwalterschaften deutlich zu verringern und vorhandene Unterstützungsangebote für Betroffene zu aktivieren.

"Alternativen zur Sachwalterschaft sind ein weiterer wichtiger Schritt für die Selbstbestimmung und Wahrung der Autonomie von MmB. Das gilt aber auch für ältere, pflegebedürftige und demente Menschen. Ich hoffe, dass mit der heutigen Tagung ein Beitrag Richtung Umsetzung von unterstützenden Maßnahmen geleistet werden kann und MmB zu ihrem zugestandenen Recht kommen", so Jahn abschließend.

 

 

 

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