Aktuelle Entwicklungen der österreichischen Zahlungsbilanz
Wien (oenb) - Mit 8,5 Mrd Euro bzw. 2,7 % des BIP übertraf Österreichs Leistungsbilanzüberschuss
im Jahr 2013 das gute Vorjahresergebnis (7,3 Mrd Euro) nochmals deutlich. Die Herausforderungen des global ungünstigen
Wirtschaftsumfelds wurden bislang vergleichsweise gut bewältigt. Es wird jedoch in Zukunft von zentraler Bedeutung
sein, dass Österreich durch attraktive Rahmenbedingungen seine hohe Wettbewerbsfähigkeit und makroökonomische
Stabilität aufrechterhält. Die heimischen Dienstleistungsexporte – insbesondere jene mit hohem Technologieanteil
– waren 2013 so erfolgreich wie nie zuvor. Auch die Tourismuswirtschaft feierte mit Nettoeinnahmen von 7,5 Mrd
Euro das einträglichste Jahr ihrer Geschichte. Gleichzeitig hat sich das Güterdefizit im Jahr 2013 infolge
rückläufiger Importe halbiert. Österreichs Kapitalverkehr leidet dagegen weiterhin unter den Nachwirkungen
der Finanzkrise. Zentral-, Ost- und Südosteuropa hat als Anlageregion bei österreichischen Direktinvestoren
vorerst deutlich an Attraktivität verloren.
„Österreich erzielte 2013 mit knapp 8,5 Mrd Euro bzw. 2,7% des BIP erneut einen deutlichen Leistungsbilanzüberschuss“,
erklärte Vize-Gouverneur Mag. Andreas Ittner anlässlich einer Pressekonferenz in der Oesterreichischen
Nationalbank (OeNB). „Dennoch ist darauf zu achten, dass Österreich seine gute Wettbewerbsposition auch langfristig
sichert“, so Vize-Gouverneur Ittner weiter. Österreichs Leistungsbilanzentwicklung, die seit rund zehn Jahren
Überschüsse zeigt, verläuft innerhalb der Richtwerte der EU-Kommission. Diese hat Österreich
im Rahmen einer regelmäßigen Überprüfung erst kürzlich wieder als makroökonomisch
stabil beurteilt.
Österreichs Dienstleistungsverkehr (einschließlich Tourismus) erreichte mit +15,4 Mrd Euro den höchsten
bislang gemessenen Überschuss. Kommerzielle Dienstleister – vor allem das Ingenieurswesen, die EDV-Branche,
die Forschung und Entwicklung sowie der Handel – haben die bisherigen Höchstwerte des Jahres 2008 inzwischen
übertroffen. „Bemerkenswert ist, dass die Industrie längst nicht mehr nur Waren, sondern auch Dienstleistungen
exportiert“, erläuterte Dr. Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik. So entfallen bereits 16%
der Dienstleistungsexporte (rund 5,5 Mrd von insgesamt 34 Mrd Euro im Jahr 2013) auf die Industrie.
„Knapp die Hälfte der Dienstleistungsexporte entfällt allerdings auf auslandskontrollierte Unternehmen,
was für die Standortfrage naturgemäß von besonderer Bedeutung ist“, betonte Vize-Gouverneur Ittner.
Dem heimischen Tourismus brachte das Jahr 2013 gleich mehrere Rekorde: Ausländische Touristen haben mehr als
15 Mrd Euro in Österreich ausgegeben. Das sind die höchsten jemals erzielten Einnahmen. Angesichts leicht
rückläufiger Ausgaben der Österreicher für Auslandsreisen stieg der Überschuss aus der
Reiseverkehrsbilanz auf 7,5 Mrd Euro, ebenfalls ein noch nie dagewesener Wert. Mit beinahe 25 Mio Ankünften
von Ausländern konnte somit zum vierten Mal in Folge ein Rekordergebnis erzielt werden.
Die Bilanz der Einkommensströme zeigt 2013 zwar ein kleines Minus, ein positiver Trend ist jedoch unübersehbar.
„Die anhaltenden Überschüsse im Dienstleistungshandel reduzieren laufend die Auslandsverschuldung und
entlasten damit die Einkommensbilanz“, erklärte Turner.
Das Handelsdefizit hat sich auf 3,8 Mrd Euro halbiert. Der Güterhandel konnte sich der weltweiten Wachstumsschwäche
nicht entziehen. Die Exporte haben sich nur schwach entwickelt, die Importe sind zurückgegangen. Wichtige
Wachstumsimpulse kamen 2013 sowohl aus Russland als auch aus den Erdöl exportierenden Staaten des Nahen Ostens.
Der grenzüberschreitende Kapitalverkehr Österreichs zeigt nach wie vor bei Weitem nicht jene Dynamik
wie vor Ausbruch der Finanzkrise. Im Vergleich zum Vorjahr ist jedoch teilweise eine gewisse Belebung auf geringem
Niveau erkennbar. Österreichs Nettoveranlagungen waren 2013 immerhin deutlich im Plus: Direktinvestoren veranlagten
10,5 Mrd Euro im Ausland, Wertpapierveranlagungen beliefen sich auf 2,4 Mrd Euro. Kredit- und Einlagenforderungen
wurden dagegen per saldo um 4 Mrd Euro abgebaut. Ausländische Investoren zogen 2013 in Summe mit 0,1 Mrd Euro
deutlich weniger Kapital aus Österreich ab als noch 2012 (-6,3 Mrd Euro).
Eingebrochen sind im Jahr 2013 hingegen die österreichischen Direktinvestitionen in Zentral-, Ost- und Südosteuropa.
Das Investitionsvolumen von 1,5 Mrd Euro war das Geringste seit dem Jahr 1999. Nur noch Kroatien, die Tschechische
Republik und die Republik Serbien befanden sich unter den zehn beliebtesten Investitionsländern. Mehr als
80 % der Investitionen des Jahres 2013 flossen in die Niederlande, nach Deutschland und Norwegen.
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