Privatverschuldung durch Budgetberatung eindämmen
Wien (schuldnerhilfe) - Heute wurde der Schuldenreport 2014 präsentiert. Die Zahl der von einer Schuldenberatung
unterstützten Personen steigt. Das Einkommen und die Durchschnittsverschuldung sinken. 40% der Unterstützten
sind arbeitslos, Berufstätige gelten zu 30% als "Working Poor". Prekär dabei: Ein geringes
Einkommen erschwert den Entschuldungsprozess. Um schon einen Schritt vorher präventiv anzusetzen, gibt es
Budgetberatung. In Oberösterreich, dem ersten Bundesland, konnte dieses unabhängige Angebot der Schuldenberatungen
bereits verankert werden.
Im vergangenen Jahr wurden 56.419 Personen von einer der zehn staatlich anerkannten Schuldenberatungen in Österreich
unterstützt. Bei 44% der KlientInnen hatten Arbeitslosigkeit und Einkommensverschlechterung zur Überschuldung
geführt, gefolgt von gescheiterter Selbstständigkeit (18%) und problematischem Umgang mit Geld (15%).
Den geplanten Ausbau der Schuldenberatungen hat die Regierung ebenso in ihrem Regierungsprogramm vorgesehen wie
die Umsetzung von Budgetberatung als unabhängiges Präventionsangebot. "Eine WU-Studie von 2013 beweist:
Jeder Euro, der in die Finanzierung von Schuldenberatung fließt, rechnet sich fünffach. Mit Budgetberatung
werden wir den Nutzen weiter erhöhen", sagt Hans W. Grohs, Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatungen
GmbH. "Es gibt keinen Grund, bei der Umsetzung des Regierungsprogramms zu zögern. Schuldenberatung braucht
jetzt sichere Ressourcen und Budgetberatung hat das Potenzial, Überschuldung in Zukunft zu verhindern."
Ein kurzer Überblick zur Klientel der Schuldenberatungen 2013: Sie ist schlechter ausgebildet als die Gesamtbevölkerung
und hat ein wesentlich geringeres Einkommen zur Verfügung. 30% müssen mit dem Existenzminimum oder weniger
auskommen. 2010 lag dieser Anteil noch bei 20%. Der Anteil der arbeitslosen KlientInnen liegt bei 40%, von den
berufstätigen KlientInnen gelten 31% als Working Poor. Während die Zahl der von einer Schuldenberatung
unterstützten Personen die vergangenen Jahre steigt, sinkt die Höhe der Schulden. 2013 waren es im Schnitt
70.600 Euro Schulden bei durchschnittlich sechs Gläubigern.
Budgetberatung: Umsetzung in Oberösterreich sollte Schule machen
Seit Oktober 2012 gibt es mit Budgetberatung ein erprobtes Angebot für Menschen, die ihre Haushaltsfinanzen
optimieren wollen bzw. müssen: weil sich ihre Einkommenssituation gerade verändert (durch Familiengründung,
Arbeitsplatzverlust, Pensionsantritt u.ä.) oder weil sie generell mit niedrigem Einkommen auskommen müssen.
Beraten wird von ausgebildeten MitarbeiterInnen der staatlich anerkannten Schuldenberatungen. Nach der ersten Projektphase
bieten seit Jänner 2014 die Schuldenberatungen in Wien, Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg Budgetberatung
im Regelbetrieb an. In anderen Bundesländern wird noch nach Finanzierungsmodellen gesucht. Budgetberatung
ist ein innovatives Konzept, mit dem Privatverschuldung eingedämmt werden kann. Das Angebot wird von der Zielgruppe
noch wenig wahrgenommen, was auch an der fehlenden Bekanntheit und Anerkennung dieser Beratungsleistung als Zusatzaufgabe
der Schuldenberatung seitens einiger Länder liegen mag.
Oberösterreich hat sich als erstes Bundesland eindeutig dazu bekannt, dass Budgetberatung als Dienstleistung
der Schuldenberatungen wichtig und zu fördern ist. "Budgetberatung ist eine sehr sinnvolle Ergänzung
zur Schuldenberatung, die im Vorfeld finanzielle Probleme verhindert und Schuldenprobleme früh abfängt",
sagt Ferdinand Herndler, Geschäftsführer der Schuldnerhilfe OÖ. Die zwei Beratungsstellen Schuldnerhilfe
OÖ und Schuldnerberatung Oberösterreich führen mit den für Schuldenberatung vorgesehenen Mitteln
auch Budgetberatung durch.
Die oberösterreichische Soziallandesrätin Gertraud Jahn erläutert, weshalb die öffentliche
Finanzierung der Budgetberatung wichtig ist: "Seit mehr als 20 Jahren finanziert das Sozialressort in Oberösterreich
die kostenfreien Angebote der beiden staatlich anerkannten Schuldenberatungsstellen. Leider bestätigt sich
die Tatsache, dass eine professionelle und vertrauliche Hilfe für immer mehr Menschen notwendig wird. Eine
Entwicklung, die vor allem auf die steigende Arbeitslosigkeit zurückzuführen ist. Es reichen aber auch
die monatlichen Einkommen und Pensionen vielfach nicht mehr zur Deckung des Grundbedarfes aus. Wichtig sind mir
daher Präventionsprojekte, wie beispielsweise die Budgetberatung, um frühestmögliche Hilfe anbieten
zu können, bevor die Überschuldung nicht mehr bewältigbar ist."
Die Dachorganisation der Schuldenberatungen ist überzeugt, dass das oberösterreichische Beispiel weiter
Schule machen wird und auch andere Länder Budgetberatung als wertvolle Überschuldungsprävention
in den Händen der Schuldenberatungen anerkennen und unterstützen. Sie fordert die Bundesregierung auf,
ihren Teil zur Umsetzung des Ausbaus beizutragen, wie es im Regierungsprogramm vorgesehen ist.
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