Bank Austria EinkaufsManagerIndex sinkt auf 10-Monats Tief, liegt jedoch weiterhin über
50 Punkte-Grenze und signalisiert damit Wachstum
Wien (bank austria) - Nach einem vielversprechenden Jahresbeginn lässt die österreichische Industrie
seither den Schwung vermissen. „Der Bank Austria EinkaufsManagerIndex ist im Mai leicht auf 50,9 Punkte gesunken.
Der Indikator signalisiert damit zwar weiterhin ein Wachstum der österreichischen Industrie, die Erholung
hat sich aber deutlich verlangsamt“, meint Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Während zum Jahreswechsel
der österreichische Einkaufsmanagerindex noch bei über 54 Punkten lag und damit einen kräftigen
Wachstumsschub der heimischen Industrie anzeigte, hat sich seitdem das Tempo der Industrieerholung spürbar
eingebremst. Im Mai erreichte der Indikator gar den niedrigsten Wert seit beinahe einem Jahr. „Unsere monatliche
Umfrage unter österreichischen Einkaufsmanager zeigt eine Abflachung der Industriekonjunktur im Mai mit nur
noch mäßiger Zunahme der Produktionsleistung bedingt durch ein wenig dynamisches Auftragsumfeld. Österreichs
Industrie leidet unter der deutlichen Konjunkturabschwächung in den Schwellenländern, allen voran China
und Russland, und die Erholung im Euroraum ist vorläufig noch zu schwach“, so Bruckbauer.
Am stärksten wurde der Bank Austria EinkaufsManagerIndex im Mai durch die Abflachung der Produktionsleistung
nach unten korrigiert. Der Produktionsindex sank um 1,4 Punkte auf 51,9 Punkte. Damit war diese Teilkomponente
für fast zwei Drittel der Verschlechterung des Gesamtindikators zum Vormonat verantwortlich. „Das geringere
Produktionsplus im Mai ist eine Folge eines Beinahe-Stillstands bei Neugeschäften. Die nachlassende Binnennachfrage
konnte zumindest durch neue, wenn auch nicht sehr zahlreiche, Exportaufträge kompensiert werden“, meint Bank
Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die Auftragspolster blieben aufgrund der weitgehenden Stagnation im Neugeschäft
nur stabil, dennoch wurde zum Teil in Erwartung einer anstehenden Nachfragebelebung die Einkaufsmenge leicht erhöht.
Aufgrund des schwierigen Marktumfelds kam es bei vielen österreichischen Industriebetrieben zu verzögerten
Auslieferungen, die zu einem unfreiwilligen Aufbau der Fertigwarenlager führten. Darüber hinaus wurden
die Bestände an Fertigwaren erstmals seit fünf Monaten aber auch in Erwartung einer wieder anziehenden
Nachfrage bewusst erhöht. „Da die Wachstumsdynamik in der Industrie aber nur moderat war, wurden die Betriebe
veranlasst ihr Lagermanagement vorsichtiger zu gestalten. Die Vormateriallager wurden im Mai zur Verbesserung der
Liquiditätslage und Reduktion der Kapitalbindung gezielt weiter reduziert, was allerdings zu längeren
Lieferzeiten führte“, so Pudschedl. Unzureichende Lagerbestände bei Lieferanten waren die Hauptgründe
einer Zunahme der Lieferzeiten zum zehnten Mal in Folge.
„Die abgeflachte Industriekonjunktur spiegelt sich derzeit auch in den aktuellen Preistrend wieder. Die Einkaufspreise
sind durch die Verbilligung einiger wichtiger Rohmaterialien wie z.B. Kupfer und Stahl gesunken und auch die Verkaufspreise
gingen aufgrund geringer Nachfrage sowie des starken Wettbewerbs nach unten“, meint Pudschedl. Im Vergleich zu
den Vormonaten hat sich der Preisrückgang sowohl im Einkauf als auch im Verkauf jedoch deutlich eingebremst.
So erlaubte es die Marktlage einigen Lieferanten sogar Preiserhöhungen durchzusetzen.
Die seit einem Jahr andauernde Steigerung der Produktionsleistung hat seit dem Jahresbeginn 2014 eine moderate
Ausweitung der Beschäftigung in der österreichischen Sachgütererzeugung ermöglicht. Trotz der
jüngsten Verlangsamung der Produktionsausweitung wurden auch im Mai im Durchschnitt noch zusätzliche
Jobs geschaffen, wobei jedoch Restrukturierungsmaßnahmen in vielen Betrieben auch zu Stellenstreichungen
führten. Insgesamt waren in den ersten Monaten des laufenden Jahres in der Sachgütererzeugung saisonbereinigt
durchschnittlich 584.000 Beschäftigte tätig.
Der aktuelle Bank Austria Einkaufsmanagerindex zeigt eine weitere Abflachung der Industriekonjunktur nach dem vielversprechenden
Jahresbeginn. Die heimische Industrie ist weiterhin auf Wachstumskurs, profitiert momentan allerdings ausschließlich
von der Nachfrageunterstützung aus dem Ausland. Diese hat jedoch in den vergangenen Monaten tendenziell etwas
nachgelassen, vor allem aufgrund der Konjunkturverlangsamung in den Schwellenländern. Die Erholung in Europa
konnte sich zwar erwartungsgemäß festigen und die deutsche Wirtschaft kräftig anziehen, doch in
vielen anderen europäischen Länder, darunter auch der wichtige österreichische Handelspartner Italien,
fehlte es noch an Schwung.
Der Einkaufsmanagerindex für die Verarbeitende Industrie der Eurozone hat sich gegenüber dem Vormonat
um fast 1 auf 52,4 Punkte reduziert. Maßgeblich dafür war auch der Einkaufsmanagerindex für Deutschland,
der auf 52,9 Punkte im Mai gesunken ist, während der Einkaufsmanagerindex für Frankreich sogar unter
die Wachstumsgrenze von 50 Punkten fiel. „Die vorliegenden Einkaufsmanagerindizes der europäischen Länder
für Mai lassen für die österreichische Industrie unmittelbar nicht mehr Unterstützung als in
den ersten Monaten des Jahres erwarten. Wenn auch derzeit keine starke Belebung der Industriekonjunktur in Österreich
in Sicht ist, kann der heimische Produktionssektor den moderaten Wachstumspfad des Frühjahres aber trotzdem
fortsetzen“, ist Bruckbauer zuversichtlich. Die Erholung im Euroraum wird an Dynamik gewinnen.
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