Aktuelle Studie zeigt Herausforderungen für Leitbetriebe auf - Rahmenbedingungen schrittweise
verbessern, um Wachstum und Arbeitsplätze in Österreich zu sichern
Wien (bmwfw) - Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner hat am 28.05. die Erarbeitung einer neuen Standortstrategie
für Leitbetriebe angekündigt. "Starke Leitbetriebe sichern Wachstum, Beschäftigung und Innovation
und sind in der Wertschöpfungskette eng mit kleinen und mittleren Unternehmen vernetzt. Daher müssen
wir die Rahmenbedingungen am Standort schrittweise verbessern, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein",
betont Mitterlehner. "Die neue Standortstrategie, an der sich auch führende Unternehmer und Manager beteiligen,
soll eine differenzierte Aufarbeitung der Standort- Herausforderungen ermöglichen. Darüber hinaus starten
wir eine neue Kampagne zur verstärkten Ansiedlung forschender Unternehmen in Österreich, senken die Lohnnebenkosten
und verringern den bürokratischen Aufwand für Betriebe", so Mitterlehner.
In den Strategie-Prozess einfließen werden auch die Ergebnisse einer neuen Studie zu Restrukturierungsmaßnahmen,
die Eco Austria im Auftrag des Wirtschaftsministeriums erstellt hat. Demnach wurden in den 27-EU-Ländern plus
Norwegen seit 2002 insgesamt 3.342 Fälle von betrieblichen Restrukturierungen erfasst, wobei aber Schließungen
und Insolvenzen eine deutlich größere Rolle spielen als Verlagerungen. Das bestätigt sich auch
in Österreich: Bei den 94 erfassten Fällen handelte es sich in mehr als einem Drittel (33) um Insolvenzen,
in 32 Fällen kam es zu einer Schließung und nur in 25 Fällen zu einer Verlagerung. "Gängige
Klischees konnten nicht bestätigt werden, daher würde auch die Konzentration der Analysen auf die Abwanderung
zu einem unvollständigen Bild führen, obwohl man sich die Gründe dafür genau anschauen muss.
Mir geht es um eine faktenbasierte Aufarbeitung der Probleme", so Mitterlehner.
"Bei Verlagerungen ist Österreich nicht sonderlich auffällig und liegt im europäischen Mittelfeld,
es gibt auch Betriebe, die sich bei uns ansiedeln", betont Studienautor Ulrich Schuh. Im zeitlichen Verlauf
seien die Verlagerungsaktivitäten schon seit Mitte des vorigen Jahrzehnts deutlich zurückgegangen. In
dem der Studie zugrunde liegenden "European Restructuring Monitor" werden Restrukturierungen erfasst,
wenn mehr als 100 Arbeitsplätze oder mindestens zehn Prozent der Beschäftigten von Unternehmen mit mehr
als 250 Mitarbeitern betroffen sind. Von den im Untersuchungszeitraum 2002 bis 2013 betroffenen Arbeitsplätzen
entfällt fast die Hälfte (14.307) auf Insolvenzen, darunter auch große Fälle wie Alpine oder
Daily. Von Schließungen waren 5.236 Arbeitsplätze betroffen, von Verlagerungen über den gesamten
Untersuchungszeitraum 6.872 Arbeitsplätze. Zum Vergleich: Seit 2002 wurden in Österreich allein durch
1.964 neue Ansiedlungen internationaler Unternehmen rund 20.500 Arbeitsplätze geschaffen, wobei in diesem
Wert alle Betriebsgrößen erfasst sind.
Starker internationaler Wettbewerb
Die bedeutendsten Motive für Restrukturierungen aller Art sind laut Studie eine ungünstige Marktsituation
bzw. ein Nachfragerückgang im Zuge der Wirtschaftskrise. Weitere Auslöser sind zum Beispiel Kostengründe,
organisatorische Gründe oder ein starker Wettbewerb, in dem vor allem die exportorientierte Sachgüterproduktion
steht. Nach Zielregionen betrachtet findet der Großteil der Verlagerungen innerhalb Europas statt, wobei
laut der Studie eine Konzentration auf die neuen EU-Mitgliedsstaaten wie etwa Polen festzustellen ist. Auch Verlagerungen
nach China und Indien sind von hoher Bedeutung, finden aber laut den Studienautoren in einem geringeren Ausmaß
statt als man es auf Basis der öffentlichen Diskussion erwarten würde.
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