Wie der Verlust eines Zellproteins Krebszellen begünstigt und gesunden Zellen schadet
Wien (vetmeduni) - Januskinasen (JAKs) sind Proteine, die das Wachstum vieler Krebszellen fördern.
Innerhalb dieser Kinasenfamilie kommt dem Protein JAK2 besondere therapeutische Bedeutung zu: seine Inaktivierung
soll Krebs- und Blutkrebszellen abtöten. Unklar war jedoch bisher, welche Auswirkung JAK2-Hemmung auf gesunde
Blutstammzellen hat. KrebsforscherInnen um Veronika Sexl an der Vetmeduni Vienna zeigen, dass der Verlust von JAK2
in der Maus gesunde Blutstammzellen verschwinden lässt. Die Krebszellen erhalten einen Wachstumsvorteil gegenüber
den gesunden Zellen. Ob diese Ergebnisse auch auf Therapien in Menschen umsetzbar sind, wird künftig untersucht.
Die Ergebnisse wurden im Journal Leukemia veröffentlicht.
Januskinasen stehen zurzeit als neue Therapieansätze im Rampenlicht der Krebsforschung. Im Mittelpunkt des
Interesses steht das Protein JAK2. Durch dessen Hemmung wird versucht, chronische Erkrankungen des Knochenmarks,
wie Myelofibrose und chronisch myeloische Leukämie (CML) zu heilen.
JAK2-Verlust bringt Vorteil für Leukämiezellen
ForscherInnen vom Institut für Pharmakologie und Toxikologie an der Vetmeduni Vienna könnten nun
ein Umdenken auf dem Gebiet der JAK2-Hemmung bewirken. Um die menschliche Krankheit möglichst gut nachzustellen,
nutzten die Forschenden leukämiekranke Mäuse als Modell. Im Experiment erhielten die Mäuse sowohl
entartete, als auch gesunde Blutstammzellen, in denen JAK2 mittels genetischer Methoden ausgeschalten worden war.
„Das Fehlen von JAK2 beschleunigte den Leukämieverlauf bei den Tieren drastisch“, so das Fazit der ForscherInnen.
Der JAK2-Verlust bewirkte bei Mäusen das Verschwinden der gesunden Blutstammzellen. „Die leukämischen
Zellen hingegen blieben völlig unbeeindruckt, sie brauchen JAK2 nicht. Dies hatte ein Ungleichgewicht zur
Folge, indem die Anzahl leukämischer Zellen stark überwog, was letztendlich zu der Beschleunigung der
Leukämieerkrankung führte“, so Eva Grundschober, eine der Erstautorinnen.
„Das Onkogen BCR-ABL, das in den leukämiekranken Mäusen vorhanden war, scheint für seine Aktivität
JAK2 nicht zu benötigen. Für gesunde Zellen scheint JAK2 jedoch essenziell zu sein“, erklärt Erstautorin
Andrea Hölbl-Kovacic.
JAK2 ist wichtig für das Überleben der Blutstammzellen
Eine nähere Untersuchung gesunder Stammzellen unterstützt diese Hypothese. Fehlt JAK2, können gesunde
Stammzellen nicht überleben und keine Blutzellen nachbilden. In dieser Studie wurde mit Hilfe komplexer genetischer
Modelle das gesamte JAK2 Protein entfernt. Als nächsten Schritt wird man sich im Labor Sexl nun folgender
Frage widmen: Wie vermittelt JAK2 die lebenserhaltende Wirkung auf gesunde Stammzellen? Welche Abschnitte des JAK2
Proteins sind dazu nötig und sind diese von derzeitigen Therapien betroffen?
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