Porzellane und Entwürfe der Porzellanmanufaktur Augarten in den Fifties – Sonderausstellung
des Porzellanmuseum im Augarten 5. Juni bis 25. Oktober 2014
Wien (augarten) - In seiner neuen Sonderausstellung zeigt das Porzellanmuseum im Augarten unpublizierte
Entwürfe und originale Porzellane einer spannungsvollen Zeit zwischen unbedingtem Aufbruch und versicherndem
Rückblick. Das Lebensgefühl der Fünfzigerjahre entfaltete sich nicht nur in der Mode und der Musik,
sondern auch bei Tisch. Stimmungsaufhellende Farbigkeit, heitere Dekore und neue, moderne Formen prägen die
Entwürfe jener Zeit.
Der Designanspruch der 1950er Jahre lag im Aufbrechen jeder Art von Beengtheit und Schwere. „Beschwingte Lebensfreude“
war das Ziel, das durch eine neue Alltagskultur gefördert werden wollte, zu der auch das Porzellan einen wesentlichen
Beitrag leistete. Diese Lust an einer ungetrübten Lebendigkeit soll in der Ausstellung auch durch so manches
Relikt dieser Zeit erlebbar werden. Ein Puch-Roller, Mode, ein Interieur sowie allerlei Accessoires neuer Beschäftigungen,
wie der Partykultur oder des Reisens in den Süden, möchten den Besucher auf eine farbenreiche Zeitreise
einladen.
Aus dem Archiv der Porzellanmanufaktur Augarten stammt eine Serie von wunderbaren Entwürfen für malerische
Dekore auf Vasen und Tellern in klaren, harmonisierten Farben von Margarethe (Grete) Rader-Soulek (1920-1997),
die vegetabile Formen in großzügiger Geste darstellen. Die Wiener Textilkünstlerin und Designerin
war Schülerin von Oswald Haerdtl (1899-1959) an der Wiener Kunstgewerbeschule. Der Architekt Haerdtl war seinerseits
Schüler und Assistent Josef Hoffmanns gewesen und entwickelte die Ideen des Werkbundes in der Nachkriegszeit
zeitgemäß weiter. Haerdtl engagierte sich auch in der Gestaltung der neuen Wiener Kaffeehauskultur im
Zeitgeist der italienischen Espresso-Lokale. Seinen Schülern vermittelte er den Anspruch des umfassenden Designgedankens,
auch im Hinblick an die Anforderungen der industriellen Fertigung.
Aus seiner Schule kam auch eine bedeutende Pionierin des Wiener Porzellans der Fünfziger Jahre, Ursula Klasmann
(geb. 1930). In Tallinn/Estland geboren, studierte Frau Klasmann von 1950-54 bei Oswald Haerdtl in der Klasse für
Gewerbliche und Industrielle Entwürfe. 1955 begann sie ihre bis 1985 währende Tätigkeit bei der
Porzellanmanufaktur Augarten. Ihre prägnanten geometrischen Dekore in Schwarz und Weiß reformierten
den Blick auf die Möglichkeiten des Porzellandekors. Modische Rauchsets, Vasen und Leuchter gaben der Produktion
in Form und Farbe wichtige Impulse. Kräftige und monochrome Dekore charakterisieren den abstrakten Stil Ursula
Klasmanns.
Der Porzellanmaler Edwin Breideneichen setzte nicht nur die neuen Entwürfe um, sondern erfand selbst eine
Reihe von vor allem stilisierten floralen Dekoren, die teilweise auch auf den zeitlosen Formen der 1920er und 1930er
Jahre ausgeführt wurden, die den Fifties als Vorbild dienten.
Elfriede Teufelhart, eine junge Entwerferin, die während der Fünfziger Jahre für Augarten arbeitete,
trug mit ihrem Teeservice zu einem zeitgenössischen Kleid für eine Tradition im Schatten des Espresso
bei. Die zarten, weiten Teetassen mit ihren kühnen Henkeln und die höchst elegante Teekanne sind samt
Zuckerdose, Kuchenteller und Sahnegießer sowohl in kolorierten Entwürfen als auch in Porzellan umgesetzt
im Augarten Archiv erhalten. Die vollendeten Formen werden durch einen feinen graphischen Dekor aus schwarzen Linien
mit Feldern in Apfelgrün, Pink und Himmelblau sowie schwarzen Henkeln und Deckelknäufen akzentuiert.
Dieses Teeservice wird die Wiener Porzellanmanufaktur Augarten aus Anlass der Ausstellung „Swinging Teatime“ wieder
auflegen.
Der Designanspruch der 1950er Jahre lag im Aufbrechen jeder Art von Beengtheit und Schwere. „Beschwingte Lebensfreude“
war das Ziel, das durch eine neue Alltagskultur gefördert werden wollte, zu der auch das Porzellan einen wesentlichen
Beitrag leistete.
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