Förderungen des Bundes sollen Investitionen im Tourismus ankurbeln
Wien (pk) – Mit 132,6 Mio. Übernachtungen (+1,2%) und 36,8 Mio. Ankünften (+1,8%) war 2013 für
den heimischen Tourismus erneut ein Rekordjahr. Dennoch sanken die Tourismuseinnahmen um 0,5% unter das Niveau
von 2012. Der aktuelle Tourismusbericht sieht als Grund dafür die vermehrte Sparsamkeit der Gäste, die
kürzer auf Urlaub gehen, günstigere Unterkünfte wählen und auch bei Restaurantbesuchen sowie
sonstigen Aktivitäten weniger ausgeben. Im Städtetourismus liegt Wien mit einem Plus an Übernachtungen
von 3,7% 2013 vor den anderen Landeshauptstädten.
Das Stagnieren der realen Tourismusumsätze Österreichs verglichen mit dem jährlichen Wirtschaftswachstum
(+1,5%) im Zeitraum 2000/2013 habe den Kosten- und Gewinndruck auf die Betriebe erhöht, heißt es im
Bericht. Um die Investitionskraft der Tourismuswirtschaft zu erhalten, setzt Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner
auf einen Ausbau des zinsgünstigen Kreditangebots über die Österreichische Hotel- und Tourismusbank.
Außerdem ist eine Kooperation mit der Europäischen Investitionsbank geplant, wodurch zusätzliche
Mittel für den Tourismus generiert werden sollen. Krisenbedingten Rückgängen in manchen traditionellen
Märkten will man mit einer stärkeren Internationalisierung der Tourismusbranche begegnen. Durch Kultur-,
Wander- und Gesundheitsangebote konnten bereits auch die Nebensaisonen belebt werden, betont der Wirtschaftsminister
in der Jahresübersicht und hebt einmal mehr den Tourismus als wichtige Konjunkturstütze Österreichs
hervor.
Arbeit bot der Tourismus im Vorjahresdurchschnitt 195.894 unselbständig Beschäftigten, das waren um 2,2%
mehr als im Jahr 2012.
Nachfrage im Qualitätstourismus schwächelt
2013 verzeichnete Österreich zwar einen neuen Gästerekord, die Abschwächung der weltweiten Wirtschaftsleistung
und die verhaltenen Prognosen für die kommenden Jahre drückten sich aber im touristischen Konsumverhalten
aus. Generell gebe es eine Verminderung der Nachfrage an anspruchsvollen und höherpreisigen Angeboten, zeigt
der Tourismusbericht auf, der Massentourismus gewinne vermehrt an Zuspruch. Zudem bleiben die TouristInnen immer
kürzer – die Aufenthaltsdauer (in- und ausländische Gäste insgesamt) ging um 0,6% zurück. Während
ÖsterreicherInnen weniger oft Urlaub daheim machten (-0,6%), stieg die Zahl ausländischer Gäste
(+1,9%). So boomte das Reiseland Österreich etwa in China (+14,3%), Russland (+9,4%), Slowenien(+7,7%), den
USA (+6,3%), der Slowakei (+6,0%), Großbritannien(+5,1%), Schweden (+2,5%) und auch Deutschland (+2,4%).
Rückgänge gab es bei Gästen aus Ländern mit ökonomischen Problemen, beispielsweise aus
Kroatien (-0,6%), Spanien (-5,2%), Italien (-4,8%) oder Rumänien (-3,4%).
Insgesamt stiegen die Übernachtungen aus nicht-Nachbarländern zwischen 2011 und 2013 mit durchschnittlich
3,8% pro Jahr deutlich stärker als die Nächtigungen aus dem Inland und den benachbarten Herkunftsmärkten
(+1,1% pro Jahr). Im internationalen Reiseverkehr (Tourismusexporte) stagnierten allerdings die realen Einnahmen
2013 (+0,3%); rückläufig waren sie erneut im Binnenreiseverkehr (-2,9%).
Die Sommersaison entwickelte sich in Bezug auf die Nächtigungen 2013 zwar etwas weniger günstig (+1,2%)
als die Wintersaison (+1,9%), dafür brachte der Gesamtreiseverkehr im Sommer mehr Umsätze (+3%) als im
Winter 2012/13 (+1%). Unter den EU-15 hält Österreich bei den nominellen Tourismusexporten einen Marktanteil
von 5,76%, liegt also 0,4 Prozentpunkte über dem historischen Tiefstwert von 5,39% im Jahr 2000. Anhand eines
Quartalsvergleichs in Bezug auf Marktanteile dokumentiert der Bericht eine hohe Spezialisierung des österreichischen
Tourismus auf den Wintersportsektor.
Im urbanen Fremdenverkehr stach Wien als Tourismusmagnet mit einem Nächtigungsanstieg von jährlich 3,9%
seit 2000 unter den Landeshauptstädten hervor. Während 2013 in der Bundeshauptstadt die Zahl an Übernachtungen
um 3,7% im Vergleich zum Jahr davor zunahm, wuchs die Zahl an Nächtigungen in den anderen Landeshauptstädten
um insgesamt 1,3%.
Investitionen in Angebot und Marketing zur Wertschöpfungssteigerung
140 Mio. Nächtigungen bis 2018 hat sich die Regierung als Ziel zur Wertschöpfungssteigerung im Tourismus
gesetzt. Erhofft werden bis dahin Einnahmen durch touristischen Konsum zwischen 3 und 5 Mrd. €. Um zinsgünstige
Kredite für Tourismusbetriebe zu gewährleisten, übernimmt der Bund Haftungen von 250 Mio. € für
die Österreichische Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) gegenüber der Europäischen Investitionsbank.
Im Gegenzug halbiert sich der bisherige Haftungsrahmen für die ÖHT, von dem laut Wirtschaftsministerium
bislang nur rund ein Drittel genutzt wird, von 500 Mio. € auf 250 Mio. €. Forciert werden sollen so Investitionen
in Qualitätsangebote und Marketinginitiativen der Österreich Werbung (ÖW) zur Internationalisierung
des heimischen Tourismus. Eine raschere Visa-Abwicklung für "Stamm-Touristen" steht ebenfalls im
Regierungsprogramm. 2013 wurde etwa die Möglichkeit in touristisch wichtigen Herkunftsländern geschaffen,
Visaanträge auch im Heimatland stellen zu können.
Darüber hinaus strebt die Regierung eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Tourismuswirtschaft
an, von niedrigeren Lohnnebenkosten, Vereinfachung der Förderabwicklung bis hin zu Infrastrukturmaßnahmen.
Förderungen für den Tourismus kommen den Regionen zugute
Um den Finanzierungsbedarf der Tourismuswirtschaft auch in den kommenden Jahren sicherzustellen, bedürfe es
angesichts rückläufiger Preise bei Übernachtungen und erschwerter Kreditaufnahmen neuer Fördermodelle,
geht aus dem Tourismusbericht hervor. Abgewickelt wird die betriebliche Tourismusförderung des Bundes, in
die der Großteil der Fördermittel fließt, von der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank
(ÖHT). Laut deren Aufzeichnungen stieg letztes Jahr die Investitionsbereitschaft der Tourismusbetriebe wieder
an, nachdem sie 2012 leicht rückläufig war. Investiert wurde vor allem in die Optimierung der Betriebsgrößen
und in die Qualitätsverbesserungen. Aufwendungen für Wellnessanlagen, wie sie in den vorangegangenen
zehn Jahren hoch im Kurs standen, waren dagegen kaum mehr angesagt.
Die Entwicklung Österreichs zur Ganzjahresdestination zeigt sich in den Augen der ÖHT daran, dass mehr
als 60% der Investitionen von jenen Unternehmen getätigt wurden, die ein Ganzjahreskonzept verfolgen. Aufgezeigt
wird, dass vor allem ortsansässige Professionisten davon profitierten, beinahe die gesamte Wertschöpfung
somit im Inland blieb.
Vor allem dank einer Neubewertung der Aktiva wies die Hotellerie 2012 eine durchwegs positive Eigenkapitalquote
auf, sowohl in der 3-Sterne-Kategorie als auch im 5/4-Sterne-Bereich. Zudem habe sich die Entschuldungsdauer deutlich
verkürzt, wird dokumentiert. Im Berichtszeitraum benötigten Tourismusbetriebe 13 Jahre zur Schuldentilgung,
nicht zuletzt auf Grund der niedrigeren Zinsbelastung (5% gemessen am Umsatz). Insgesamt liegen die Tourismusbetriebe
angesichts einer erfreulichen Auslastung von etwa 180 Vollbelegs-Tagen trotz Krise mit ihrem Umsatz über der
Inflationsrate, dennoch erzielten sie keine besseren Erträge. Mehrausgaben für Energie-, aber auch für
Werbe- und Personalaufwand werden als Ursache dafür angegeben. Weiters wird im Bericht bemerkt, seit 2012
seien die durchschnittlich für eine Hotelnacht erzielten Preise gesunken, natürlich wegen des verstärkten
Preisbewusstseins von TouristInnen, so die Analyse, aber auch wegen unüberlegter Preisreduktionen in der Hotelbranche,
die zu einer generellen Preiserosion führten.
Vor diesem Hintergrund setzte die ÖHT 2013 alles daran, die eingeschränkten Finanzierungsmöglichkeiten
der Banken – bedingt vor allem durch neue regulatorische Bestimmungen für Kreditvergaben – mittels Projektfinanzierungen
abzufedern. Mit der im Juni 2013 geschaffenen "Übernehmerinitiative" wurde das Modell eines langfristig
zinsfreien Kredits realisiert. Kreditaufnahmen erleichterte die ÖHT wiederum mit Haftungen, da durch die Tourismusbank
behaftete Kredite von der Eigenkapital-Unterlegungspflicht ausgenommen sind. Das gilt auch für die Aufnahme
günstiger Refinanzierungskredite bei der Europäischen Investitionsbank (EIB). Daher stellt der Bund im
aktuellen Budgetbegleitgesetz einen Teil des verfügbaren Haftungsrahmens der ÖHT für die Zusammenarbeit
mit der EIB zur Verfügung. Maßgeblich hänge der wirtschaftliche Erfolg des Fremdenverkehrs in Österreich
letztendlich von der Innovationsfähigkeit seiner Betriebe ab, resümiert die ÖHT im Bericht und empfiehlt
beispielsweise, mittels kooperativer überbetrieblicher Fördermodelle die Investitionskraft im kleinstrukturierten
Tourismus zu stärken.
Tourismus beschäftigt überdurchschnittlich viele Frauen, MigrantInnen und Junge
Fast zwei Drittel der 195.894 ArbeitnehmerInnen im Tourismus waren 2013 laut Arbeits- und Sozialministerium weiblich,
42,7% hatten eine ausländische Staatsbürgerschaft. Der Anteil an unter 25-Jährigen ArbeitnehmerInnen
lag mit 21,1% ebenso über jenem im gesamten Arbeitsmarkt (13,8%). Spitzenreiter war der Tourismus auch bei
den Arbeitslosenzahlen; mit 16% wurden aus der Tourismusbranche mehr Personen arbeitslos gemeldet als aus anderen
Wirtschaftssektoren (gesamte Arbeitslosenregisterquote: 7,6%). Allerdings fanden Arbeitssuchende aus dem Fremdenverkehrsgewerbe
innerhalb von durchschnittlich 80 Tagen wieder einen Arbeitsplatz. 70% waren weniger als 3 Monate vorgemerkt, obwohl
im Tourismusgewerbe die Stellenangebote 2013 einen stärkeren Rückgang aufwiesen (-11,2%) als in anderen
Wirtschaftsfeldern (-10,3%). 478 Lehrstellensuchenden standen jedoch 1.571 offene Lehrstellen gegenüber. Die
Mindestlöhne im Hotel- und Gastgewerbe wurden im Vorjahr auf 1.320 € angehoben, darüber liegende Löhne
und Lehrlingsentschädigungen stiegen um 2,96%.
Insgesamt erhielten im Vorjahr um 14,4% mehr Menschen als im Jahr 2012 arbeitsmarktpolitische Förderungen
wie Qualifizierungs- und Unterstützungsmaßnahmen inklusive Kinderbetreuungsbeihilfen. Die Qualifizierungen
reichten von Anlernkursen für Tourismusberufe bis zu Schwerpunktausbildungen in der Gastronomie, auch Sprachunterricht
war umfasst. Mit Berufsorientierungsprogrammen wird außerdem Jugendlichen im Schulbereich die Tourismuswirtschaft
nähergebracht, für Lehrlinge im Tourismusgewerbe besteht seit 2011 die Möglichkeit eines Auslandspraktikums.
Siehe auch hier >
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