Tourismusbericht 2013: Mehr Gäste,
 aber weniger Einnahmen

 

erstellt am
27. 05. 14
11.30 MEZ

Förderungen des Bundes sollen Investitionen im Tourismus ankurbeln
Wien (pk) – Mit 132,6 Mio. Übernachtungen (+1,2%) und 36,8 Mio. Ankünften (+1,8%) war 2013 für den heimischen Tourismus erneut ein Rekordjahr. Dennoch sanken die Tourismuseinnahmen um 0,5% unter das Niveau von 2012. Der aktuelle Tourismusbericht sieht als Grund dafür die vermehrte Sparsamkeit der Gäste, die kürzer auf Urlaub gehen, günstigere Unterkünfte wählen und auch bei Restaurantbesuchen sowie sonstigen Aktivitäten weniger ausgeben. Im Städtetourismus liegt Wien mit einem Plus an Übernachtungen von 3,7% 2013 vor den anderen Landeshauptstädten.

Das Stagnieren der realen Tourismusumsätze Österreichs verglichen mit dem jährlichen Wirtschaftswachstum (+1,5%) im Zeitraum 2000/2013 habe den Kosten- und Gewinndruck auf die Betriebe erhöht, heißt es im Bericht. Um die Investitionskraft der Tourismuswirtschaft zu erhalten, setzt Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner auf einen Ausbau des zinsgünstigen Kreditangebots über die Österreichische Hotel- und Tourismusbank. Außerdem ist eine Kooperation mit der Europäischen Investitionsbank geplant, wodurch zusätzliche Mittel für den Tourismus generiert werden sollen. Krisenbedingten Rückgängen in manchen traditionellen Märkten will man mit einer stärkeren Internationalisierung der Tourismusbranche begegnen. Durch Kultur-, Wander- und Gesundheitsangebote konnten bereits auch die Nebensaisonen belebt werden, betont der Wirtschaftsminister in der Jahresübersicht und hebt einmal mehr den Tourismus als wichtige Konjunkturstütze Österreichs hervor.

Arbeit bot der Tourismus im Vorjahresdurchschnitt 195.894 unselbständig Beschäftigten, das waren um 2,2% mehr als im Jahr 2012.

Nachfrage im Qualitätstourismus schwächelt
2013 verzeichnete Österreich zwar einen neuen Gästerekord, die Abschwächung der weltweiten Wirtschaftsleistung und die verhaltenen Prognosen für die kommenden Jahre drückten sich aber im touristischen Konsumverhalten aus. Generell gebe es eine Verminderung der Nachfrage an anspruchsvollen und höherpreisigen Angeboten, zeigt der Tourismusbericht auf, der Massentourismus gewinne vermehrt an Zuspruch. Zudem bleiben die TouristInnen immer kürzer – die Aufenthaltsdauer (in- und ausländische Gäste insgesamt) ging um 0,6% zurück. Während ÖsterreicherInnen weniger oft Urlaub daheim machten (-0,6%), stieg die Zahl ausländischer Gäste (+1,9%). So boomte das Reiseland Österreich etwa in China (+14,3%), Russland (+9,4%), Slowenien(+7,7%), den USA (+6,3%), der Slowakei (+6,0%), Großbritannien(+5,1%), Schweden (+2,5%) und auch Deutschland (+2,4%). Rückgänge gab es bei Gästen aus Ländern mit ökonomischen Problemen, beispielsweise aus Kroatien (-0,6%), Spanien (-5,2%), Italien (-4,8%) oder Rumänien (-3,4%).

Insgesamt stiegen die Übernachtungen aus nicht-Nachbarländern zwischen 2011 und 2013 mit durchschnittlich 3,8% pro Jahr deutlich stärker als die Nächtigungen aus dem Inland und den benachbarten Herkunftsmärkten (+1,1% pro Jahr). Im internationalen Reiseverkehr (Tourismusexporte) stagnierten allerdings die realen Einnahmen 2013 (+0,3%); rückläufig waren sie erneut im Binnenreiseverkehr (-2,9%).

Die Sommersaison entwickelte sich in Bezug auf die Nächtigungen 2013 zwar etwas weniger günstig (+1,2%) als die Wintersaison (+1,9%), dafür brachte der Gesamtreiseverkehr im Sommer mehr Umsätze (+3%) als im Winter 2012/13 (+1%). Unter den EU-15 hält Österreich bei den nominellen Tourismusexporten einen Marktanteil von 5,76%, liegt also 0,4 Prozentpunkte über dem historischen Tiefstwert von 5,39% im Jahr 2000. Anhand eines Quartalsvergleichs in Bezug auf Marktanteile dokumentiert der Bericht eine hohe Spezialisierung des österreichischen Tourismus auf den Wintersportsektor.

Im urbanen Fremdenverkehr stach Wien als Tourismusmagnet mit einem Nächtigungsanstieg von jährlich 3,9% seit 2000 unter den Landeshauptstädten hervor. Während 2013 in der Bundeshauptstadt die Zahl an Übernachtungen um 3,7% im Vergleich zum Jahr davor zunahm, wuchs die Zahl an Nächtigungen in den anderen Landeshauptstädten um insgesamt 1,3%.

Investitionen in Angebot und Marketing zur Wertschöpfungssteigerung
140 Mio. Nächtigungen bis 2018 hat sich die Regierung als Ziel zur Wertschöpfungssteigerung im Tourismus gesetzt. Erhofft werden bis dahin Einnahmen durch touristischen Konsum zwischen 3 und 5 Mrd. €. Um zinsgünstige Kredite für Tourismusbetriebe zu gewährleisten, übernimmt der Bund Haftungen von 250 Mio. € für die Österreichische Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) gegenüber der Europäischen Investitionsbank. Im Gegenzug halbiert sich der bisherige Haftungsrahmen für die ÖHT, von dem laut Wirtschaftsministerium bislang nur rund ein Drittel genutzt wird, von 500 Mio. € auf 250 Mio. €. Forciert werden sollen so Investitionen in Qualitätsangebote und Marketinginitiativen der Österreich Werbung (ÖW) zur Internationalisierung des heimischen Tourismus. Eine raschere Visa-Abwicklung für "Stamm-Touristen" steht ebenfalls im Regierungsprogramm. 2013 wurde etwa die Möglichkeit in touristisch wichtigen Herkunftsländern geschaffen, Visaanträge auch im Heimatland stellen zu können.

Darüber hinaus strebt die Regierung eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Tourismuswirtschaft an, von niedrigeren Lohnnebenkosten, Vereinfachung der Förderabwicklung bis hin zu Infrastrukturmaßnahmen.

Förderungen für den Tourismus kommen den Regionen zugute
Um den Finanzierungsbedarf der Tourismuswirtschaft auch in den kommenden Jahren sicherzustellen, bedürfe es angesichts rückläufiger Preise bei Übernachtungen und erschwerter Kreditaufnahmen neuer Fördermodelle, geht aus dem Tourismusbericht hervor. Abgewickelt wird die betriebliche Tourismusförderung des Bundes, in die der Großteil der Fördermittel fließt, von der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (ÖHT). Laut deren Aufzeichnungen stieg letztes Jahr die Investitionsbereitschaft der Tourismusbetriebe wieder an, nachdem sie 2012 leicht rückläufig war. Investiert wurde vor allem in die Optimierung der Betriebsgrößen und in die Qualitätsverbesserungen. Aufwendungen für Wellnessanlagen, wie sie in den vorangegangenen zehn Jahren hoch im Kurs standen, waren dagegen kaum mehr angesagt.

Die Entwicklung Österreichs zur Ganzjahresdestination zeigt sich in den Augen der ÖHT daran, dass mehr als 60% der Investitionen von jenen Unternehmen getätigt wurden, die ein Ganzjahreskonzept verfolgen. Aufgezeigt wird, dass vor allem ortsansässige Professionisten davon profitierten, beinahe die gesamte Wertschöpfung somit im Inland blieb.

Vor allem dank einer Neubewertung der Aktiva wies die Hotellerie 2012 eine durchwegs positive Eigenkapitalquote auf, sowohl in der 3-Sterne-Kategorie als auch im 5/4-Sterne-Bereich. Zudem habe sich die Entschuldungsdauer deutlich verkürzt, wird dokumentiert. Im Berichtszeitraum benötigten Tourismusbetriebe 13 Jahre zur Schuldentilgung, nicht zuletzt auf Grund der niedrigeren Zinsbelastung (5% gemessen am Umsatz). Insgesamt liegen die Tourismusbetriebe angesichts einer erfreulichen Auslastung von etwa 180 Vollbelegs-Tagen trotz Krise mit ihrem Umsatz über der Inflationsrate, dennoch erzielten sie keine besseren Erträge. Mehrausgaben für Energie-, aber auch für Werbe- und Personalaufwand werden als Ursache dafür angegeben. Weiters wird im Bericht bemerkt, seit 2012 seien die durchschnittlich für eine Hotelnacht erzielten Preise gesunken, natürlich wegen des verstärkten Preisbewusstseins von TouristInnen, so die Analyse, aber auch wegen unüberlegter Preisreduktionen in der Hotelbranche, die zu einer generellen Preiserosion führten.

Vor diesem Hintergrund setzte die ÖHT 2013 alles daran, die eingeschränkten Finanzierungsmöglichkeiten der Banken – bedingt vor allem durch neue regulatorische Bestimmungen für Kreditvergaben – mittels Projektfinanzierungen abzufedern. Mit der im Juni 2013 geschaffenen "Übernehmerinitiative" wurde das Modell eines langfristig zinsfreien Kredits realisiert. Kreditaufnahmen erleichterte die ÖHT wiederum mit Haftungen, da durch die Tourismusbank behaftete Kredite von der Eigenkapital-Unterlegungspflicht ausgenommen sind. Das gilt auch für die Aufnahme günstiger Refinanzierungskredite bei der Europäischen Investitionsbank (EIB). Daher stellt der Bund im aktuellen Budgetbegleitgesetz einen Teil des verfügbaren Haftungsrahmens der ÖHT für die Zusammenarbeit mit der EIB zur Verfügung. Maßgeblich hänge der wirtschaftliche Erfolg des Fremdenverkehrs in Österreich letztendlich von der Innovationsfähigkeit seiner Betriebe ab, resümiert die ÖHT im Bericht und empfiehlt beispielsweise, mittels kooperativer überbetrieblicher Fördermodelle die Investitionskraft im kleinstrukturierten Tourismus zu stärken.

Tourismus beschäftigt überdurchschnittlich viele Frauen, MigrantInnen und Junge
Fast zwei Drittel der 195.894 ArbeitnehmerInnen im Tourismus waren 2013 laut Arbeits- und Sozialministerium weiblich, 42,7% hatten eine ausländische Staatsbürgerschaft. Der Anteil an unter 25-Jährigen ArbeitnehmerInnen lag mit 21,1% ebenso über jenem im gesamten Arbeitsmarkt (13,8%). Spitzenreiter war der Tourismus auch bei den Arbeitslosenzahlen; mit 16% wurden aus der Tourismusbranche mehr Personen arbeitslos gemeldet als aus anderen Wirtschaftssektoren (gesamte Arbeitslosenregisterquote: 7,6%). Allerdings fanden Arbeitssuchende aus dem Fremdenverkehrsgewerbe innerhalb von durchschnittlich 80 Tagen wieder einen Arbeitsplatz. 70% waren weniger als 3 Monate vorgemerkt, obwohl im Tourismusgewerbe die Stellenangebote 2013 einen stärkeren Rückgang aufwiesen (-11,2%) als in anderen Wirtschaftsfeldern (-10,3%). 478 Lehrstellensuchenden standen jedoch 1.571 offene Lehrstellen gegenüber. Die Mindestlöhne im Hotel- und Gastgewerbe wurden im Vorjahr auf 1.320 € angehoben, darüber liegende Löhne und Lehrlingsentschädigungen stiegen um 2,96%.

Insgesamt erhielten im Vorjahr um 14,4% mehr Menschen als im Jahr 2012 arbeitsmarktpolitische Förderungen wie Qualifizierungs- und Unterstützungsmaßnahmen inklusive Kinderbetreuungsbeihilfen. Die Qualifizierungen reichten von Anlernkursen für Tourismusberufe bis zu Schwerpunktausbildungen in der Gastronomie, auch Sprachunterricht war umfasst. Mit Berufsorientierungsprogrammen wird außerdem Jugendlichen im Schulbereich die Tourismuswirtschaft nähergebracht, für Lehrlinge im Tourismusgewerbe besteht seit 2011 die Möglichkeit eines Auslandspraktikums.

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