Eine Analyse von Sigmund Freud durch die Kulturhistorikerin Lisa Fischer
Brüssel/Wien (rk) - Das Jahr des 75. Todestages von Sigmund Freud nahm das Verbindungsbüro der
Stadt Wien gemeinsam mit dem Österreichischen Kulturforum Brüssel zum Anlass, die deutschsprachige Community
in Brüssel "Auf die Couch" zu laden. Unter den rund 80 Gästen befand sich auch der österreichische
Botschafter in Belgien und zur NATO, Karl Schramek. "Freud und Wien sind untrennbar verbunden" sagte
die Leiterin des Verbindungsbüros Brüssel, Michaela Kauer, in ihrer Begrüßungsrede, "auch,
wenn diese Verbindung schwierig war und 1938 in die erzwungene Emigration Freuds vor den Nationalsozialisten nach
London mündete." Seine Arbeiten zur Entwicklung der Psychoanalyse seien bis heute richtungsweisend und
hätten einen wichtigen Aspekt unseres Lebens vor den Vorhang geholt, der bis dahin als Hysterie und Spinnerei
abgetan worden sei. Dennoch müsse auch ein kritischer und durchaus ironischer Blick erlaubt sein.
Lisa Fischer: Frauen wieder in die Geschichte hineinschreiben
Diesen anderen Blick auf Freuds Leben und Schaffen gab die Kulturhistorikerin und Fin de Siècle-Spezialistin
Lisa Fischer bei ihrem Vortrag zu Leben und Werk des Begründers der Psychoanalyse. "Sigmund Freuds Erfolg
beruhte auf einer geglückten Kooperation mit seinen Patientinnen, die er in der Folge in ihrer Leistung als
Mitentwicklerinnen der Psychoanalyse aus der Geschichte hinausschrieb," verdeutlichte Fischer, "daher
dürfen die Psychoanalyse und ihr Begründer im 21. Jahrhundert kritisch betrachtet werden. Vor allem von
feministischer Seite wurde sein Erbe im Sinne eines geschlechterdemokratischen Ansatzes weiterentwickelt."
Lisa Fischer erhielt 2012 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik und den Käthe-Leichter-Preis
für Frauenforschung.
Kooperation mit dem Österreichischen Kulturforum Brüssel
Mario Vielgrader, Direktor des Österreichischen Kulturforums Brüssel, betonte "Wien ist nicht
nur eine der lebens- und liebenswertesten Städte weltweit - wie internationale Rankings regelmäßig
zeigen - sondern hat auch unzählige Persönlichkeiten von Weltrang hervorgebracht. Lisa Fischer teilt
ihr bemerkenswertes Hintergrundwissen über diese Wienerinnen und Wiener auf äußerst interessante
und unterhaltsame Weise - ein herzliches Dankeschön an Wien, das Wien-Haus in Brüssel und Frau Fischer
für einen wunderbaren Abend!"
Ausstellung: Freuds Reisen. Kulturelles Erfahren - psychoanalytisches Denken
Eine aktuelle Ausstellung der Kuratorinnen Daniela Finzi und Simone Faxa im Freud-Museum in Wien geht noch
bis 5. Oktober 2014 den zahlreichen beruflichen und privaten Reisen Sigmund Freuds nach.
Sigmund Freud Museum, Berggasse 19, 1090 Wien, täglich 10-18 Uhr
http://www.freud-museum.at
|