100 Jahre nach der Ermordung des Thronfolgers in Sarajevo
Artstetten (schloss) - Am 28. Juni wird der 100. Jahrestag der Ermordung des österreichisch-ungarischen
Thronfolgers, Erzherzog Franz Ferdinand, und seiner Gemahlin Herzogin Sophie von Hohenberg in Sarajewo mit einer
Gedenkveranstaltung in Schloss Artstetten und Maria Taferl begangen.
Das Attentat am 28. Juni 1914 löste bekanntlich eine Kettenreaktion aus, die innerhalb eines Monats zu dem
Ausbruch des Ersten Weltkrieges führte. Dieser Krieg war der endgültige Schlusspunkt des 19. Jahrhunderts
und gleichzeitig der Beginn des kurzen, aber dafür umso barbarischen 20. Jahrhunderts, in dem sich insbesondere
auf dem Gebiet der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie politische und gesellschaftliche Strukturen
nachhaltig verändern sollten.
Unter der Pfarrkirche in Artstetten wurden die beiden Attentatsopfer von Sarajewo – gewissermaßen die ersten
Gefallenen des Ersten Weltkrieges – in der Familiengruft beigesetzt. Da seiner Gattin aufgrund ihrer nicht den
habsburgischen Hausgesetzen entsprechenden Abstammung eine Bestattung in der Kapuzinergruft in Wien nicht möglich
gewesen wäre, ließ Erzherzog Franz Ferdinand in Artstetten bereits 1913 eine Gruft für sich und
seine Ehefrau anlegen.
Schloss Artstetten war von den vielen Wohnsitzen des Erzherzogs (wie z.B. Schloss Belvedere in Wien oder die Schlösser
Konopischt und Chlumetz in Böhmen) der einzige, den er von seinem Vater geerbt hatte.
Wichtigster Teil der Gedenkveranstaltung am 28. Juni ist um 11 Uhr ein Gedenkgottesdienst in der Basilika Maria
Taferl. Als Zelebranten sind unter anderem der Erzbischof von Wien, Kardinal Dr. Christoph Schönborn OP, der
Bischof von St. Pölten (der örtlichen Diözese), DDr. Klaus Küng, und der Altabt von Stift Heligenkreuz,
Pater Gregor Henckel Donnersmarck OCist, vorgesehen. Der Landeshauptmann von Niederösterreich, Dr. Erwin Pröll,
hat seine Teilnahme zugesagt. Ferner werden auch Abordnungen diverser militärischer Traditionsverbände
aus der ehemaligen k. u. k.-Monarchie erwartet.
Nach der Messe erfolgt ab 14 Uhr eine Kranzniederlegung bei den Gräbern der Ermordeten in der Gruft von Schloss
Artstetten.
Das detaillierte Programm finden Sie hier >
„Wir wollen am 28. Juni der beiden Opfer und ihrer Kinder gedenken und das politische Ziel des Thronfolgers, einen
Krieg in Europa zu verhindern, würdigen“, sagte der Familienchef und Enkel des Erzherzogs, Dr. Georg Hohenberg.
„Es ist eine bittere Ironie, dass ausgerechnet das Attentat auf ihn und seine Frau eine Kette von Ereignissen in
Gang gesetzt hat, an deren Ende ein beispielloses Schlachten stand.“, sagt Anita Hohenberg, Urenkelin der Ermordeten
sowie Eigentümerin von Schloss Artstetten und des dort befindlichen Erzherzog-Franz-Ferdinand-Museums. „Diese
Veranstaltung kann vielleicht auch einen Denkanstoss geben, wie schnell auch in der Politik Gewalttätigkeit
und unüberlegtes Handeln Dinge auslösen können, die zerstörerische und unaufhaltsame Dynamik
entwickeln. Obwohl die politischen Strukturen jetzt anders sind als vor hundert Jahren, ist es meines Erachtens
kurzsichtig und arrogant, anzunehmen, dass heute solche Ereignisse wie damals unmöglich sind.“
Das Erzherzog-Franz-Ferdinand-Museum bietet neben der dieses Jahr hochaktuellen Dauerausstellung „Erzherzog Franz
Ferdinands Leben und Wirken“ eine Sonderausstellung mit dem Thema „Regieren & Verlieren – Kaiser Karl, eine
Herausforderung zum Frieden“, die der nur zweijährigen Regierungszeit Kaiser Karls gewidmet ist. Da die Nachkommen
Erzherzog Franz Ferdinands durch dessen Verzichtserklärung nicht nachfolgeberechtigt waren, rückte Karl
im Jahr 1900 in der Thronfolge an die zweite Stelle. Da Erzherzog Franz Ferdinand seinen Neffen Karl in seine Pläne
für die Zukunft Österreich-Ungarns weitestgehend einweihte, bietet diese Sonderausstellung eine interessante
thematische Fortsetzung der Dauerausstellung.
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