Von 4. Juni bis 14. September 2014 im Unteren Belvedere im Spitzhof
Wien (belvedere) - Seit 2004 porträtiert Heidi Harsieber Künstler und ihre Partner. Bruno &
Christine Gironcoli, Günter & Ana Brus, Hermann & Rita Nitsch, Peter Weibel & Susanne Widl, Erwin
Wurm & Elise Mougin sowie Franz West & Tamuna Sirbiladze sind nur einige Beispiele aus der inzwischen zu
beachtlichem Umfang angewachsenen Porträtreihe. Künstler sind es in der Regel gewohnt, sich abbilden
zu lassen, nur selten kommt dabei dem Lebenspartner eine tragende Rolle zu. So ist es für den einen oder anderen
durchaus ungewöhnlich, sich in der Öffentlichkeit darzustellen. Heidi Harsieber hat sich jedoch mit der
für sie charakteristischen Sensibilität den Porträtierten genähert und in den Arbeiten ihre
Sprache der Sinnlichkeit um die Dimension der erzählerischen Stille erweitert. Es ist das menschliche Individuum,
dem Harsieber ihre alleinige Aufmerksamkeit schenkt - mit all seiner Verletzlichkeit, die die Fotografin in ihrem
Schaffen, das einem Panoptikum der Gefühle gleicht, zu veranschaulichen sucht. Vom 4. Juni bis zum 14. September
zeigt das Belvedere in seinem neuen Ausstellungsraum, dem Spitzhof, Heidi Harsiebers beeindruckende Einblicke in
das Leben österreichischer Künstlerpaare.
"Die porträtierten Künstlerpaare von Heidi Harsieber veranschaulichen auf subtile Weise die Bandbreite
von Beziehungen. Sie zeigen, wie Partner kooperieren, sich gegenseitig inspirieren und beeinflussen oder wie sie
sich vom Einfluss des anderen abschotten. Sie zeigen die manipulativen Momente ebenso wie die symbiotischen, die
Hingabe ebenso wie die künstlerischen Opfer, die gebracht werden", beschreibt Agnes Husslein-Arco, Direktorin
des Belvedere die Werke der Fotografin.
Gerade in der zeitgenössischen Kunst machen Künstlerduos ihre Prozesse und Konflikte vermehrt zum Thema,
wie beispielsweise Christo und Jeanne-Claude oder Marina Abramovic und Uwe Laysiepen. Aber auch die Kollaborationen
zwischen Camille Claudel und Auguste Rodin, Frida Kahlo und Diego Rivera oder Gabriele Münter und Wassily
Kandinsky haben die Kunstgeschichte geprägt. "Heidi Harsieber regt mit ihren Künstlerporträts
zu einem produktiven Diskurs über die Konstruktion von Weiblichkeit und Männlichkeit, von Nähe und
Distanz, von künstlerischer und persönlicher Harmonie an. Wie auch immer sich die Liebesbeziehungen zwischen
den einzelnen Künstlern entwickelt hat, die Bilder zeigen, dass alle Paare ein enormer, kreativer Austausch
eint", erläutert Kurator Alfred Weidinger.
"Die 'Einblicke'-Idee gründet auf Fotos, die ich 2004 von dem Ehepaar Bruno und Christine Gironcoli machte.
Ein hochinteressantes Paar, ein gemeinsames Leben in jungen Jahren, nach 28 Jahren in Trennung haben sie wieder
geheiratet. Ich fand, dass die Komplexität einer solchen Beziehung, auch die Probleme, die Alter und Krankheit
mit sich bringen, sowie die auf dem Partner waltende Last in den Fotos sehr offenherzig zum Ausdruck kamen",
beschreibt Heidi Harsieber den Ausgangspunkt ihres Ausstellungskonzepts.
Harsieber, die sich bereits in ihrer Jugend für Chemie und Physik interessierte, absolvierte nach einer Fotografenlehre
die Meisterklasse für Fotografie an der Grafischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Diese Ausbildung sowie
Lehraufträge zwischen 1977 und 2001 an der Universität für angewandte Kunst Wien sind die Grundlagen
ihres routinierten Umgangs mit der Technik. Als Wegweiser auf ihrem künstlerischen Lebensweg nennt sie die
bekannte Fotokünstlerin Friedl Kubelka, den Kunstsammler Julius Hummel und den Musiker und Komponisten Franz
Koglmann.
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