Bahn und Nationalsozialismus in Österreich 1938 – 1945 – LH Kaiser, ÖBB-Chef Kern
und Zeitzeugen: Niemals vergessen!
Klagenfurt (lpd) - Der dunkelste Abschnitt der Unternehmensgesichte der Bahn, die Zeit des Nationalsozialismus
1938-1945, ist Thema der Ausstellung im Kärntner Landesmuseum, die gestern, Montagabend, offiziell unter Teilnahme
von Zeitzeugen eröffnet wurde. Die damalige Österreichische Bundesbahn als Teil der Reichsbahn stand
voll im Dienst der Nazi-Ideologie und der Kriegslogistik. Landeshauptmann Peter Kaiser, ÖBB-CEO Christian
Kern, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde für Wien, Steiermark und Kärnten, Oskar Deutsch,
sowie die Zeitzeugen Alisa Tennenbaum und David Glesinger aus Israel waren gekommen und unterstrichen die Bedeutung
der Ausstellung sowie des Erinnerns an damals sowie des Gedenkens an die Opfer. Alle Redner waren sich einig, dass
die Ausstellung möglichst viele sehen sollten und sie zum Nachdenken anregen sollte.
Der Landeshauptmann zeigte sich tief berührt von den Worten der Zeitzeugen Tennenbaum und Glesinger und sagte,
dass sie ihn an seine Gespräche mit den politischen Widerstandkämpfern Rosa Jochmann und Josef Hindels
und deren Schicksale erinnert haben. Nie wieder Krieg und Gewalt, sei die Lehre, die man nie vergessen dürfe.
Kaiser dankte den ÖBB mit Vorstandsvorsitzendem Kern dafür, dass die ÖBB sich ihrer Vergangenheit
stelle. Die ÖBB bringe Menschen zusammen, damals habe sie als Teil des Systems viele Menschen in die Vernichtung
geführt.
Es sei wichtig, die Vergangenheit aufzuzeigen und die Gedenkkultur zu pflegen, um die furchtbaren Ereignisse nicht
der Vergessenheit anheimfallen zu lassen. Bei dieser Ausstellung sei auch die jüngere Generation miteinbezogen
worden, dankte Kaiser. Entsprechende Bewusstseinsbildung sei vor allem bei jungen Menschen wichtig. Wer aus der
Geschichte lerne, erkenne, dass Demokratie tagtäglich aufs Neue erkämpft und gesichert werden müsse.
Der Landeshauptmann verwies weiters auf das Friedensprojekt der EU, durch diese supranationale Organisation sei
es möglich, Konflikten und Kriegen wirksam vorzubeugen. Es gehe darum, den Opfern ihre Identität zu geben
sowie den Rechtsstaat und die Demokratie zu bewahren. Niemand sei davon entbunden, als Demokrat gegen Antisemitismus
und Fremdenhass aktiv aufzutreten. Der vielzitierte Mut zum aufrechten Gang sei notwendig und sollte eine Massenbewegung
werden, damit sich so unglaublich Furchtbares nicht mehr wiederhole.
Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, sagte, dass man sich Zeit nehmen sollte, über
einzelne Schicksale der Opfer nachzudenken und der Opfer zu gedenken. Alarmierend sei, dass aktuell Antisemitismus
und Rassismus wieder ansteigen. Gerade deshalb sei Erinnerungsarbeit so wichtig.
Auch Alisa Tennenbaum, die durch einen Kindertransport nach England überlebte, erzählte ihre tragische
und traurige Geschichte. „Die Gräueltaten des Holocaust dürfen nie wieder passieren und sie dürfen
nicht vergessen werden“, appellierte sie. David Glesinger, Sohn eines jüdischen Rechtsanwaltes in Villach,
sprach ebenfalls in knappen, berührenden Worten über seinen Vater, der ein österreichischer Patriot
war und dann flüchten musste und Berufsverbot bekam.
ÖBB- Vorstandsvorsitzender Kern informierte, dass dieses Ausstellungsprojekt vor drei Jahren mit viel Herzblut
und Sorgfalt entstanden sei. Es habe auch sehr viel Resonanz gefunden Es habe auch viele Eisenbahner gegeben, die
Widerstand geleistet haben. Kern dankte allen Beteiligten für das Projekt, darunter auch dem wissenschaftlichen
Berater Oliver Rathkolb sowie vielen ÖBB-Lehrlingen, die engagiert mitgearbeitet haben. Es sei wichtig, sich
der Geschichte zu stellen, dies sei man sich selbst sowie den Opfern und ihren Angehörigen schuldig, so Kern.
Die Idee des Erinnerns und der Toleranz sei aufrechtzuerhalten, gerade auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.
Der Direktor des Landesmuseums Kärnten, Thomas Jerger, dankte den ÖBB für diese Ausstellung in der
derzeitigen „Museumsbaustelle“, in der nun verschiedene Ausstellungsformate erprobt werden könnten. Er hoffe,
mit dieser Ausstellung das Museum zu einem Ort kollektiven Erinnerns und des Diskurses wachsen zu lassen.
Die Ausstellung informiert auch über die Aussiedlung der Kärntner Sloweninnen und Slowenen und die Zwangsarbeit
am Beispiel Loiblpass. Aber auch der Widerstand und das jüdische Leben und dessen Ende in Kärnten sind
Themen, denen sich die ÖBB in dieser Ausstellung annimmt. Durch die Eröffnung führte die Schauspielerin
Konstanz Breitebner, sie sensibilisierte mit kurzen Texten zum Nachdenken.
Unter den vielen Gästen befanden sich die Projektleiterin der Ausstellung, Traude Kogoj sowie Alfred Klein-Wisenberg
und Milli Segal (zuständig für die Ausstellungskonzeption), Landesschulratspräsident Rudolf Altersbeger,
Militärkommandant Walter Gitschthaler, Ulrich Habsburg-Lothringen (Präsident der Österr. Israelitischen
Gesellschaft in Kärnten) und die Gemeinderäte Sieglinde Trannacher und Reinhold Gasper.
Die Themenausstellung „Verdrängte Jahre – Bahn und Nationalsozialismus in Österreich 1938 – 1945“ ist
bis 13. August 2014 im Landesmuseum Kärnten – Rudolfinum in Klagenfurt zu sehen.
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