Bank Austria Konjunkturindikator im Mai unverändert bei 0,9 Punkten: Verhaltener Wachstumstrend
seit neun Monaten ohne frische Impulse
Wien (bank austria) - Nach dem moderaten Start ins Jahr 2014 mit einem Anstieg des BIP um 0,2 Prozent zum
Vorquartal zeichnet sich vorerst weiter keine kräftigere Konjunkturbelebung in Österreich ab. „Der Bank
Austria Konjunkturindikator hat sich auch im Mai mit aktuell 0,9 Punkten gegenüber dem Vormonat nicht verändert“,
meint Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: “Seit mittlerweile neun Monaten stagniert
der Indikator auf einem Niveau, das aber ungebrochen eine Erholung der heimischen Wirtschaft mit verhaltenem Tempo
anzeigt. Auch bis zur Mitte des zweiten Quartals 2014 hat sich am ruhigen Konjunkturverlauf nichts geändert,
die nach wie vor erwartete kräftige Auffrischung hat noch nicht eingesetzt.“
„Einzelne Komponenten des Bank Austria Konjunkturindikators stärken jedoch die Aussicht auf eine bald lebhaftere
Wirtschaftsentwicklung. Sowohl die Industriestimmung in der Europäischen Union als auch die Zuversicht der
heimischen Industriebetriebe haben sich im Mai spürbar erhöht. Ein Anstieg des Bank Austria Konjunkturindikators
wurde nur durch die stärkere Verunsicherung der österreichischen Konsumenten verhindert“, erklärt
Bruckbauer. Die Verbraucherstimmung in Österreich ist in der Vergangenheit zudem mitunter vom tatsächlichen
Verhalten der Konsumenten abgewichen. Bisher vorliegende Einzelhandelsdaten sowie eine leichte Bewegung am Kreditmarkt
sprechen trotz der vorhandenen Skepsis für eine Stärkung des Konsums. In Kombination mit den günstigeren
Aussichten für die Industrie ist eine Belebung der Konjunktur bereits im laufenden Quartal in Sicht. „Für
das zweite Quartal 2014 erwarten wir nach dem verhaltenen Start zu Jahresbeginn dank positiver Exportentwicklung,
aber auch eines etwas lebhafteren Konsums ein kräftigeres BIP-Wachstum von 0,6 Prozent zum Vorquartal“, so
Bruckbauer.
„Die Entwicklung der heimischen Wirtschaft blieb in der ersten Jahreshälfte hinter unseren Erwartungen, die
wir zu Jahresbeginn hatten, zurück. Wir haben daher unsere Wachstumsprognose für 2014 um ½ Prozentpunkt
auf 1,5 Prozent gesenkt. Dahinter steht vor allem die noch schwache Auslandsnachfragedynamik aufgrund der nachlassenden
Konjunktur in den Schwellenländern, die die Investitionstätigkeit in Österreich zurückhaltender
als von uns erwartet ausfallen ließ“, so Bruckbauer. Doch die Ökonomen der Bank Austria sind weiterhin
optimistisch, denn die Erholungstendenz der heimischen Wirtschaft ist intakt. Der Bedarf an Ersatzinvestitionen
ist aufgrund des Investitionsstaus der vergangenen zwei Jahre hoch und in einem Umfeld, das zunehmend von mehr
Exportnachfrage und anhaltend günstigen Finanzierungsbedingungen gekennzeichnet ist, werden auch Erweiterungsinvestitionen
verstärkt erfolgen. Zudem wird der private Konsum seine leichte Aufwärtstendenz in den kommenden Monaten
beibehalten können. Die niedrige Inflation und die steigende Beschäftigung werden nach dem leichten Rückgang
im Vorjahr 2014 wieder ein Wachstum des Konsums ermöglichen. Obwohl die Investitionen und der Konsum im laufenden
Jahr abermals zum BIP-Anstieg beitragen werden, sollte die Auslandsnachfrage 2014 der wichtigste Träger der
andauernden Erholung der heimischen Wirtschaft werden.
Erst 2015 werden die Investitionen gemeinsam mit dem privaten Konsum die anhaltend kräftige Auslandnachfrage
als wichtigste Stütze des Wirtschaftswachstums in Österreich ablösen. „Für 2015 sind wir optimistisch,
dass der Aufschwung der Inlandsnachfrage ein Wirtschaftswachstum von 2,1 Prozent ermöglichen wird“, so Bruckbauer.
Damit sind die Wachstumserwartungen der Ökonomen der Bank Austria für das kommende Jahr unverändert.
Arbeitslosigkeit erreicht Rekordwert
Die Arbeitslosigkeit steigt nach der Stabilisierung im milden Winter seit dem Frühjahr in Österreich
derzeit sogar beschleunigt an und das saisonbereinigte Beschäftigungswachstum ist beinahe zum Stillstand gekommen.
Neben der verhaltenen Wirtschaftsdynamik ist auch der Anstieg des Arbeitskräftepotenzials, der Verdrängungseffekte
am Arbeitsmarkt auslöst, für die aktuellen Trends verantwortlich. Im ersten Halbjahr ist die Arbeitslosenquote
durchschnittlich auf 8,5 Prozent geklettert und liegt damit 0,8 Prozentpunkte über dem Vorjahr. Mit den günstigeren
Wachstumsaussichten für das zweite Halbjahr ist zumindest eine Stabilisierung der Lage am Arbeitsmarkt in
Sicht. Die Chancen auf eine Trendwende haben sich allerdings nach hinten ins Jahr 2015 verschoben. „2014 wird es
in Österreich zwar um rund ein Prozent mehr Beschäftigte als im Vorjahr geben, dennoch erreicht die Arbeitslosigkeit
Rekordhöhe. Im Jahresdurchschnitt 2014 erwarten wir mittlerweile einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf 8,4
Prozent, nur knapp unter dem Nachkriegsrekord von 8,7 Prozent aus dem Jahr 1953“, erklärt Bank Austria Ökonom
Walter Pudschedl. Inklusive Schulungsteilnehmer erhöht sich die Arbeitslosenquote 2014 sogar auf klar über
10 Prozent.
Für 2015 sind die Aussichten gut, dass durch einen etwas höheren Beschäftigungsanstieg als im laufenden
Jahr infolge einer lebhafteren Konjunktur die Arbeitslosenquote erstmals seit drei Jahren wieder leicht zurückgehen
wird.
Inflation bleibt niedrig
Nach dem leichten Anstieg der Inflationsrate im Mai auf 1,8 Prozent im Jahresvergleich gehen die Ökonomen
der Bank Austria für die kommenden Monate von einer moderateren Teuerung aus. Von Jänner bis Mai 2014
hat die durchschnittliche Inflation 1,7 Prozent im Jahresvergleich betragen. Gegen Jahresende sind, als Gegenentwicklung
zu den tiefen Werten im Herbst vorigen Jahres, etwas höhere Inflationswerte zu erwarten. Die Teuerung bleibt
jedoch aufgrund fehlender externer preistreibender Faktoren, wie Rohstoffpreiserhöhungen oder maßgeblicher
Wechselkursveränderungen des Euro klar unter der 2 Prozent-Marke. „Für das Gesamtjahr 2014 erwarten wir
eine durchschnittliche Inflation von 1,7 Prozent. Während in der Eurozone vielerorts Deflationssorgen bestehen,
weist Österreich aufgrund hausgemachter Gründe, wie Steueranhebungen oder auch steigender Arbeitskosten
mit Auswirkungen auf die Preise von Dienstleistungen auch weiter einen klaren Inflationsaufschlag nicht nur gegenüber
dem Durchschnitt der Eurozone als auch gegenüber Ländern mit ähnlichem Konjunkturverlauf, wie Deutschland,
auf“, meint Pudschedl.
Angesichts erster Zinsanstiegstendenzen in den USA oder im UK sind die offensiven Maßnahmen der EZB, die
Zinserwartungen für den Euroraum weiterhin tief zu halten, besonders wichtig, um die beginnende Erholung nicht
zu gefährden. „Zusätzlich zu den offensiven Maßnahmen der EZB braucht der Euroraum nun mehr Investitionen,
auch öffentliche, um dem Aufschwung Fahrt zu geben“, meint Bruckbauer. Angesichts der Rekordarbeitslosigkeit
auch in Österreich passt das tiefe Zinsniveau durchaus zum Konjunkturbild, zumal im Durchschnitt der letzten
60 Jahre Realzinsen auf täglich fällige Einlagen immer negativ waren.
|