Boltz: "Österreich kann Gaslieferkürzungen über die Ukraine für einen
längeren Zeitraum überbrücken"
Wien (e-control) - Die Verhandlungen zwischen der Gazprom und der Ukraine bezüglich der Gaslieferungen
sind vorerst gescheitert. Gazprom hat öffentlich mitgeteilt, die Androhung, die Ukraine nur noch gegen Vorauskasse
zu beliefern, wahr zu machen, Lieferungen an EU-Staaten sollen davon jedoch nicht betroffen sein. Aus den Erfahrungen
der letzten Jahre kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass eine solche Liefereinkürzung auch Auswirkungen
auf die Anliefersituation in EU-Ländern hat, bislang sind solche nach aktuellen Informationen jedoch nicht
zu beobachten. Die Gasversorgung der heimischen Gaskunden ist aber auch in diesem Fall sicher. "In Österreich
kann jeder Gaskunde auf die sichere Versorgung mit Gas vertrauen, auch Liefereinkürzungen von russischem Gas
können über einen längeren Zeitraum überbrückt werden.", betont der Vorstand der
E-Control, Walter Boltz. "Die gewohnt zuverlässige Versorgungssicherheit ist nach wie vor gegeben, die
eingelagerten Erdgasmengen, die Inlandsproduktion und die Erhöhung der Importe über alternative Transportwege
sichern die Versorgung der österreichischen Kunden." Zudem haben die österreichischen Gasversorger
Verträge mit der russischen Gazprom Export, deren Lieferverpflichtungen eingehalten werden müssen - notfalls
auch über alternative Transportwege.
Die günstige Versorgungslage wird durch den geringen Verbrauch im Sommer unterstützt - die Heizsaison
ist seit längerer Zeit zu Ende und die Nachfrage der Gaskraftwerke ist derzeit gering. Auch die Preise auf
den Handelsplätzen für den Großhandelsmarkt haben bislang keine Knappheitssignale gezeigt und waren
auf dem niedrigsten Stand seit langem, dies hat die Einlagerung von Gas für den Winter unterstützt. Erst
mit dem Scheitern der Verhandlungen ist ein Preisanstieg festzustellen - ob er von Dauer sein wird, ist abzuwarten
Speicher gut gefüllt
Die Speicher werden derzeit schon für die kommende Heizsaison befüllt. "Dabei sind wir auf einem
sehr guten Weg. Die eingelagerten Speichermengen sind jetzt schon auf einem Niveau, das wir vor dem letzten Winter
erst Mitte Oktober erreicht hatten." betont Walter Boltz. Zudem sind die Speicherkapazitäten zum 1.4.
wieder erhöht worden. Insgesamt sind die österreichischen Speicher bereits zu 65% Prozent voll.
Für eine Krise gut vorbereitet
"Österreich und die Europäische Union sind für eine etwaige Gaskrise gut vorbereitet, aus
den Gaskrisen 2006 und 2009 wurden zahlreiche Lehren gezogen und entsprechende Verbesserungen durchgeführt.",
so Boltz. Die Krisenvorsorgemechanismen wurden auf europäischer und österreichischer Ebene weiterentwickelt,
die Gasindustrie hat zusätzliche Speicherkapazitäten aufgebaut, und die Netzinfrastruktur wurde ausgebaut
bzw. weiterentwickelt. Auch wurde in Teilen Europas die Flexibilität der Transportnetze erhöht, sodass
Gas nicht nur in eine Richtung transportiert, sondern die Flussrichtung falls notwendig auch verändert werden
kann. Die in den letzten Monaten angestiegenen Importe von verflüssigtem Gas (LNG) zeigen auch, dass die Gasanbieter
bereits andere Gasquellen nutzen. "Für jene Länder, die in den letzten Jahren keine Vorkehrungen
getroffen haben und in hohem Maße von russischen Gaslieferungen über die Ukraine abhängig sind,
wie Bulgarien oder Serbien, könnte es allerdings schon bald zu Schwierigkeiten bei der Versorgung kommen.",
so Boltz abschließend.
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