Schwächelnde Dopaminpumpe schädigt Hirnzellen
Wien (meduniwien) - Eine Studiengruppe am Zentrum für Hirnforschung der Medizinischen Universität
Wien untersuchte die Funktion einer intrazellulären Dopaminpumpe bei Parkinson-Erkrankten im Vergleich mit
einer gesunden Testgruppe. Es stellte sich heraus, dass diese Pumpe das Dopamin in den Gehirnzellen bei Parkinson-Erkrankten
schlechter abpumpt und einspeichert. Wenn Dopamin aber nicht ordnungsgemäß gespeichert wird, kann es
zur Selbstzerstörung der betroffenen Nervenzellen führen.
Im Gehirn vermittelt Dopamin den Informationsaustausch zwischen verschiedenen Neuronen und wird dazu an den Kontaktstellen
der entsprechenden Nervenzellen kontinuierlich neu gebildet, in sogenannten Vesikeln (intrazelluläre Bläschen)
gespeichert und nach Bedarf zur Wirkung freigesetzt. Bei Parkinsonkranken führt ein Absterben dieser Nervenzellen
zum Dopaminmangel und dieser wiederum zu den bekannten Bewegungsstörungen wie motorischer Verlangsamung, Steifigkeit
der Muskulatur und Zittern.
Dass die Krankheit Parkinson durch Dopaminmangel in bestimmten Regionen des Gehirns verursacht wird, wurde bereits
vor mehr als 50 Jahren am Institut für Pharmakologie der Universität Wien (heute MedUni Wien) von Herbert
Ehringer und Oleh Hornykiewicz entdeckt. Dank dieser Erkenntnis konnte von Hornykiewicz die Aminosäure L-DOPA
in die Parkinsontherapie eingeführt werden, welche das Dopamin substituiert und Krankheitssymptome für
Jahre beherrschbar macht. Die Gründe für das Absterben der Nervenzellen bei der Parkinsonerkrankung sind
jedoch noch nicht aufgeklärt, weshalb auch die Entstehung der Erkrankung bis heute nicht verhindert werden
kann. Tatsache jedoch ist, dass Dopamin selbst, wenn es nicht in Vesikeln ordnungsgemäß gespeichert
wird, zur Selbstzerstörung der betroffenen Nervenzellen führen kann.
Jetzt ist man in der Ursachenforschung möglicherweise einen Schritt weiter gekommen: Eine Studie am Zentrum
für Hirnforschung der Medizinischen Universität Wien unter der Leitung von Christian Pifl und dem mittlerweile
87-jährigen Oleh Hornykiewicz verglich die Gehirne von verstorbenen Parkinson-PatientInnen mit jenen einer
neurologisch gesunden Vergleichsgruppe. Dabei gelang es erstmals, die Dopamin speichernden Vesikeln aus den Gehirnen
so zu präparieren, dass man ihre Fähigkeit, Dopamin durch Hineinpumpen zu speichern, quantitativ messen
konnte.
Es stellte sich heraus, dass die Pumpen der Vesikel von Parkinson-Kranken das Dopamin schlechter abpumpten. "Diese
Pumpschwäche und die damit verminderte Dopamin-Speicherleistung der Parkinson-Vesikel könnte dazu führen,
dass sich in den Nervenzellen Dopamin ansammelt und dieses dann seine toxische Wirkung entfalten und die Nervenzellen
zerstören kann", erklärt Christian Pifl.
Journal of Neuroscience
Christian Pifl, Alex Rajput, Harald Reither, Javier Blesa, Carmen Cavada, José A. Obeso, Ali H. Rajput,
Oleh Hornykiewicz - Is Parkinson's disease a vesicular dopamine storage disorder? Evidence from a study in isolated
synaptic vesicles of human and non-human primate striatum. Journal of Neuroscience
Fünf Forschungscluster an der MedUni Wien
Insgesamt sind fünf Forschungscluster der MedUni Wien etabliert, in welchen in der Grundlagen- wie klinischen
Forschung vermehrt Schwerpunkte an der MedUni Wien gesetzt werden. Die Forschungscluster umfassen medizinische
Bildgebung, Krebsforschung/Onkologie, kardiovaskuläre Medizin, medizinische Neurowissenschaften und Immunologie.
Die vorliegende Arbeit am Zentrum für Hirnforschung fällt inhaltlich in den Themenbereich der medizinischen
Neurowissenschaften.
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