Die Ausstellung ist von 15. Juni bis 5. Oktober 2014 im 21er Haus und Winterpalais des Belvedere
zu sehen.
Wien (belvedere) - Unter dem Titel "Love Story" feiert die Sammlung Anne und Wolfgang Titze vom
15. Juni bis 5. Oktober 2014 ihre Ausstellungspremiere in zwei Häusern des Belvedere: im 21er Haus und im
Winterpalais, das erst kürzlich als neue Dependance des Museums der Öffentlichkeit zugänglich gemacht
wurde. Dem prunkvollen Ambiente der ehemaligen Residenz des Prinzen Eugen von Savoyen entsprechend werden im Winterpalais
nicht nur historische, insbesondere barocke Exponate gezeigt, sondern in Kombination mit zeitgenössischer
Kunst auch neue Perspektiven eröffnet. Zum Auftakt dieser spannungsvollen Gegenüberstellungen ist es
gelungen, Anne und Wolfgang Titze für die erstmalige Präsentation ihrer umfangreichen Sammlung internationaler
Gegenwartskunst zu gewinnen.
Die österreichisch-französische Sammlung umfasst Schlüsselwerke der Minimal Art, etwa Lichtinstallationen
von Dan Flavin, Bodenarbeiten von Carl Andre, spezifische Wandobjekte von Donald Judd, ein Felt Piece von Robert
Morris, serielle Kuben von Sol LeWitt wie auch Reliefs von Fred Sandback. Wegbereiter der Reduktion der 1950er
Jahre sind mit Positionen wie Agnes Martin und Frank Stella ebenso vertreten wie deren europäische Zeitgenossen
Piero Manzoni, Giulio Paolini und Lucio Fontana. Stilbildende Protagonisten der deutschen Nachkriegskunst wie Gerhard
Richter, Georg Baselitz, Günther Uecker und Anselm Kiefer treffen in der Ausstellung auf Stars der amerikanischen
Szene, etwa Wade Guyton, Seth Price, Sterling Ruby, Kelley Walker, und Christopher Wool. Internationale Ausnahmekünstlerinnen
und -künstler wie Matthew Barney, Olafur Eliasson, Anish Kapoor, Yayoi Kusama, Sarah Lucas, Gabriel Orozco
und Jeff Wall spiegeln die Vielfalt einer globalisierten Kunstwelt wider. In einem reizvollen Zusammenspiel mit
dem barocken Interieur des Innenstadtpalais und der modernen Pavillonarchitektur des 21er Haus lassen sich jüngste
Tendenzen und ihre Wurzeln in Malerei, Skulptur, Grafik und Fotografie nachvollziehen.
"Die Sammlung von Anne und Wolfgang Titze umfasst moderne bis zeitgenössische Kunst in bemerkenswerter
Quantität und vor allem Qualität, die die komplexe Entwicklung der Kunst der letzten Jahrzehnte zu vermitteln
imstande ist", erklärt Agnes Husslein, Direktorin des Belvedere und 21er Haus. "Herausragende Werke
wie The Diagonal of May 25th aus dem Jahr 1963 - die erste Leuchtstoffröhrenarbeit von Dan Flavin - oder Frank
Stellas abstraktes Porträt der Galeristin Ileana Sonnabend aus dem gleichen Jahr belegen die kunsthistorische
Relevanz dieser Sammlung", so Agnes Husslein weiter.
Die Kuratoren Severin Dünser und Luisa Ziaja haben gemeinsam mit dem Sammlerpaar Titze eine repräsentative
Auswahl mit ca. 130 Werken von rund 90 Künstlerinnen und Künstlern getroffen und eine besonders ortssensible
Präsentation entwickelt, die die jeweilige Architektur der beiden Häuser in das kuratorische Konzept
integriert. Während die Ausstellung im Winterpalais die barocken Räume mit einer Kombination aus zeitgenössischer
Malerei und Skulptur kontrastiert, bilden im 21er Haus zentrale Arbeiten der Minimal Art einen räumlichen
Kern, der durch Positionen der Gegenwartskunst erweitert wird und sich mit einer Stahlskulptur von Robert Morris
aus dem Jahr 1968 in den Skulpturengarten ausdehnt. Das Motiv des Aufeinandertreffens von historischem Baubestand
und aktueller Formgebung wird zudem durch die Platzierung der Skulptur "Ligne indeterminee" des französischen
Künstlers Bernar Venet zwischen Oberem Belvedere und Schlossteich wieder aufgenommen und schafft so eine räumliche
Klammer.
Das Sammlerpaar Anne und Wolfgang Titze
Als Anne und Wolfgang Titze 1995 begannen, zeitgenössische Kunst zu kaufen, hatten sie nicht die Absicht,
eine Sammlung aufzubauen. Wolfgang Titze, österreichischer Wirtschaftswissenschafter, und Anne de Boismilon,
französische Historikerin und international renommierte Fernsehproduzentin, verband jedoch von Anfang an der
gemeinsame Anspruch auf Erstklassigkeit. Wolfgang Titzes Vorliebe für die neoexpressive deutsche Malerei und
die Minimal Art ging mit Anne de Boismilons Interesse an künstlerischen Fragen zu Gesellschaft und Identität
eine neue Symbiose ein. So zeigt die Sammlung Titze recht deutlich, dass sie das Ergebnis zweier Blickwinkel ist,
deren Unterschiede sich zu einem Prozess ergänzen, den man als "experimentelles Teilen" bezeichnen
könnte. Die Sammlungstätigkeit von Anne und Wolfgang Titze zeichnet sich durch eine kohärente Vision
aus, deren Basis ihre Generation darstellt. "Sammeln erfordert Zeit, ist Arbeit und löst Zweifel, Sorgen
und Fragen aus", beschreibt Wolfgang Titze seine Leidenschaft. "Sammeln bedeutet permanente Suche und
endlosen Kampf", setzt Anne Titze fort. Mit bestimmten Werken zu leben ist für beide wegen der intellektuellen
Erkenntnis und des visuellen Vergnügens enorm wichtig. "Die Arbeiten sind der Schlüssel zu einem
Verständnis der Welt, das sich vom Einheitsdenken und von überkommenen Vorstellungen unterscheidet",
so das Ehepaar einhellig.
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