Markanter Trend zur Selbständigkeit 5 Jahre nach Studienabschluss – Gründungsausbildung
und Vorbereitung lassen in Österreich noch zu wünschen übrig
Wien (pwk) - Während direkt nach Studienabschluss drei von vier Studierenden in Österreich eine
unselbständige Tätigkeit aufnehmen möchten und nur 3 Prozent zu diesem Zeitpunkt unternehmerisch
tätig sein wollen, zeigt sich nach einigen Jahren der beruflichen Erfahrung ein gänzlich anderes Bild:
fünf Jahre nach Studienabschluss wollen 22 Prozent der Befragten selbständig tätig sein. Dies geht
aus den aktuellen Ergebnissen der internationalen Erhebung GUESSS (Global University Entrepreneurial Spirit Students’
Survey 2013) hervor, die Gründungsintentionen und -aktivitäten von Studierenden an Hochschulen erhoben
hat. Weltweit beteiligten sich über 100.000 Studierende aus 34 Ländern. Für Österreich führte
die Linzer Johannes Kepler Universität (JKU) die Studie durch. An der Online-Erhebung nahmen bis Anfang 2014
insgesamt 4.220 Studierende von 23 österreichischen Universitäten und Fachhochschulen teil. 60 Prozent
der antwortenden Studierenden sind jünger als 24 Jahre. 50 Prozent sind im Bachelorstudium, 9 Prozent im Doktoratsstudium.
Zwei Drittel der Befragten sind Frauen.
„Hochschulen, die bereits einen Fokus auf unternehmerischer Ausbildung haben, weisen ein höheres Gründungsinteresse
ihrer Studierenden und auch ausgeprägtere Gründungsaktivitäten auf“, fasst Prof. Norbert Kailer
von der JKU zusammen.
Top-Branchen für Unternehmensgründung: IKT, Gesundheit und Werbung/Marketing
20 Prozent der geplanten Unternehmen der Studierenden sollen im IKT (Informations- und Kommunikationstechnologie)
entstehen, 14 Prozent im Gesundheitsbereich, 8 Prozent im Bereich Werbung/Marketing/Design sowie im Einzel- bzw.
Großhandel. Jeweils 7 Prozent planen im Tourismus, im Consulting, in Architektur/Ingenieurswesen sowie in
Erziehung/Bildung ihr Unternehmen zu gründen. Auch die aktiven studentischen Unternehmer haben ähnliche
Branchenschwerpunkte.
Gründung im Team bevorzugt
63 Prozent der Studierenden in Gründungsplanung streben eine Gründung im Team an. Die Partner sollen
dabei überwiegend aus dem universitären Umfeld und aus dem Freundeskreis außerhalb der Uni stammen.
28 Prozent planen mit zwei oder mehr Partnern eine Unternehmensgründung.
Motive für die Karrierewahl
Für 51 Prozent der Studierenden ist es bei der zukünftigen Karriereplanung sehr wichtig, „einen spannenden
Beruf auszuüben“. 41 Prozent geben an, „den eigenen Traum realisieren zu wollen“. 28 Prozent nennen „Freiheit“
und 22 Prozent „Unabhängigkeit“ als wichtigste Motive.
Gründungsausbildung (Entrepreneurship Education) an Hochschulen ausbaufähig
Nur 16 Prozent der befragten Studierenden haben an ihrer Hochschule eine oder mehrere Veranstaltungen zum Thema
Unternehmensgründung besucht. 2,6 Prozent studieren Entrepreneurship als Vertiefungs- oder Spezialisierungsfach.
Am weitesten verbreitet ist die Gründungsausbildung im Bereich der Wirtschaftswissenschaften.
„Um den Unternehmergeist bereits in jungen Jahren zu wecken, muss die Entrepreneurship Education an Schulen, Universitäten
und Fachhochschulen ausgebaut werden“, fordert Elisabeth Zehetner, Bundesgeschäftsführerin des Gründerservice
der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) stärkere Förderung von Unternehmertum und Selbständigkeit
in Österreich. Ganz wesentlich für Zehetner wären flächendeckende Businessplan-Seminare an
allen Universitäten und Fachhochschulen: „Studierende brauchen für den Schritt in die Selbständigkeit
nicht nur die Motivation und den Unternehmergeist, sondern unbedingt auch das nötige Rüstzeug zur erfolgreichen
Unternehmensgründung.“
Prof. Kailer von der KJU ergänzt: „Praxisorientierte Lehre unter Einbeziehung von Unternehmern und Gründungshelfern
sowie hochschulübergreifende Netzwerk-Aktivitäten sind wichtige Erfolgsfaktoren. Die Studie zeigt, dass
gerade der Kontakt zu unternehmerisch bereits aktiven Studierenden und jüngeren AbsolventInnen besonders motivierend
wirkt.“ Beratung bei der Zusammensetzung des Gründerteams, Coaching in der Planungsphase und Vermittlung von
Netzwerkkontakten seien wichtig, um Gründungsfehler zu vermeiden und die Markttragfähigkeit der Gründungsidee
zu überprüfen, so Kailer abschließend.
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