Armenien und Österreich

 

erstellt am
12. 06. 14
15.30 MEZ

"Armenien kann und will nicht auf die Zusammenarbeit mit Europa verzichten"
Nach ihrem 4-Augen-Gespräch stellten sich Bundespräsident Heinz Fischer und Präsident Serzh A. Sargsyan den Fragen der Journalisten
Wien (hofburg) - Der armenische Präsident Serzh A. Sargsyan (Sersch Sargsjan) hat am 11,06, in Wien wirtschaftliche Vernunftgründe als Motiv für den Beitritt seines Landes zur Zollunion mit Russland genannt. Zugleich betonte Präsident Sargsyan nach einem Meinungsaustausch mit Bundespräsident Heinz Fischer, Armenien "als ein Land mit europäisch-christlichen Werten wird den Prozess der Zusammenarbeit mit der EU fortführen".

Der "Wunsch" nach einem Beitritt zur Zollunion mit dem großen Nachbarn "beruht auf vernünftigen Überlegungen", erläuterte der armenische Staatschef vor der Presse in der Hofburg. Ein Drittel der Produktion Armeniens - vor allem Agrarprodukte - gehe nach Russland.

Zugleich legte der armenische Präsident ein Bekenntnis zu Europa und zur Kooperation mit Europa und EU ab. "Europa braucht sich nicht zu sorgen. Wir sind ein Volk mit christlichen und europäischen Werten - das erste Land der Welt, welches das Christentum zur Staatsreligion erklärte." Armenien könne und wolle "nicht auf die Zusammenarbeit mit Europa verzichten". Das Land wolle Mechanismen entwickeln, die den bestehenden Regeln nicht widersprechen.

Die Kooperation mit Europa sei "besonders auf die inneren Reformen in Armenien ausgerichtet". Präsident Sargsyan unterstrich hierbei die Kooperation im Rahmen der Östlichen Partnerschaft der EU, die ebenfalls Gesprächsthema mit Bundespräsident Heinz Fischer war. Armenien habe sich eine Reformpolitik, gute Regierungsführung sowie ein unternehmer- und investitionsfreundliches Klima als Ziele gesetzt.

"Österreich ist ein zuverlässiger Partner für Armenien", fügte Sargsyan unter Hinweis auf die am Mittwoch unterzeichneten bilateralen Abkommen hinzu. Er sprach die Hoffnung aus, dass das am Donnerstag angesetzt Wirtschaftsforum mit Wirtschaftstreibenden beider Seiten in neue gemeinsame Projekte münden werde.

Der Bundespräsident unterstrich seinerseits unter Hinweis auf das jetzige dritte Treffen mit seinem Amtskollegen binnen zwei Jahren: "Wir arbeiten mit Erfolg an der Intensivierung unserer guten Beziehungen." Nach einem gewissen Rückschlag durch die allgemeine Wirtschaftskrise sei jetzt wieder "eine erfreuliche Aufwärtstendenz" festzustellen, konstatierte der Heinz Fischer. Er begrüßte auch den Beitritt Armeniens zu der in Wien ansässigen Anti-Korruptions-Behörde und begrüßte Erleichterungen bei der Visavergabe.

Der Ukraine-Konflikt kam bei dem Meinungsaustausch in der Präsidentschaftskanzlei erwartungsgemäß auch aufs Tapet. "Österreich tritt für eine absolut friedliche Lösung ein", betonte Heinz Fischer. Zugleich bleibe Österreich bezüglich der Krim-Annexion durch Russland bei seinem "Standpunkt, dass internationales Recht verletzt wurde".

Der Bundespräsident freute sich, dass sein Amtskollege im Kontext der europäischen Zusammenarbeit auch humanitäre Werte und Menschenrechte angesprochen habe. Der armenische Gast ersuchte Österreich um weitere Unterstützung in Sachen EU, aber auch bei der Lösung des Konflikts um das zwischen Armenien und Aserbaidschan umstrittene Gebiet Berg (Nagorny)-Karabach, der seit 1994 einer Lösung harrt und um den sich die Minsk-Gruppe der europäischen Sicherheitsorganisation OSZE bemüht.

Ausdrücklich dankte Sargsyan Österreich für die traditionelle Unterstützung der hier beheimateten armenischen Gemeinschaft.

Quelle: APA/PrK


 

Faymann: "Gute Beziehungen mit Armenien intensivieren"
Armenischer Präsident Serzh A. Sargsyan zu Arbeitsgespräch im Bundeskanzleramt
Wien (bpd) - Beim Arbeitsgespräch von Bundeskanzler Werner Faymann und dem armenischen Präsidenten Serzh A. Sargsyan am 12.06. standen bilaterale Fragen, Armeniens Verhältnis zur Europäischen Union und der Berg-Karabach-Konflikt im Mittelpunkt. "Unsere beiden Länder verbinden gute freundschaftliche Beziehungen mit langer Tradition. Präsident Serzh A. Sargsyan und mir ist es ein Anliegen, diese guten Kontakte weiter zu pflegen und bestehende Kooperationen und Wirtschaftsbeziehungen auszuweiten", so Faymann.

Im Bereich der bilateralen Beziehungen war die Klima- und Energiepolitik ein zentrales Thema des Gesprächs. "Für Österreich liegt die Zukunft der Energiepolitik in umweltfreundlichen Technologien", bekräftigte Bundeskanzler Faymann gegenüber Präsident Sargsyan. Armenien nutze ähnlich wie Österreich die Wasserkraft und bemühe sich verstärkt um den Einsatz erneuerbarer Energiequellen. Beide Seiten waren sich darüber einig, wie wichtig die Nutzung nachhaltiger Energiequellen künftig sein werde. Österreich sei auch in diesem Zukunftsfeld ein wichtiger Partner Armeniens.

Abschließend bekräftigte Bundeskanzler Faymann, dass eine nachhaltige Lösung des Konflikts in der Region Berg-Karabach nur im Rahmen eines friedlichen Dialogs gefunden werden kann.


 

Armenien will Beziehungen mit Österreich vertiefen
Barbara Prammer trifft Staatspräsident Serzh A.Sargsyan
Wien (pk) - Für eine Erweiterung und Vertiefung der bilateralen Beziehungen mit Österreich sprach sich am 11.06. der armenische Staatspräsident Serzh A. Sargsyan bei einem Treffen mit Nationalratspräsidentin Barbara Prammer anlässlich seines Besuchs in Wien aus. Vor allem eine verstärkte Kooperation auf parlamentarischer Ebene könnte zum Verständnis der Standpunkte Armeniens beitragen, meinte Sargsyan und wies dabei insbesondere auf die Haltung seines Landes in europapolitischen Fragen, aber auch auf das Verhältnis Eriwans zu Moskau hin.

Prammer erinnerte an die traditionell guten Beziehungen Österreichs zu Armenien und begrüßte das Interesse an einer Verstärkung der Kontakte. Sie verweis zudem auf die diesbezüglichen Aktivitäten österreichischer Abgeordneter im Rahmen der OSZE und des Europarats hin und hob auch die Kooperation mit Armenien im Rahmen der heimischen Entwicklungszusammenarbeit hervor.

Was das Verhältnis Armeniens zur Europäischen Union betrifft, gab Sargsyan zu bedenken, aufgrund der geopolitischen Position sei die Realität seines Landes eine andere als jene der Ukraine. Ziel der Beziehungen Eriwans mit der EU sei es jedenfalls, die Reformen in Armenien zu beschleunigen. Einer Meinung mit Prammer war Sargsyan dabei hinsichtlich der entscheidenden Bedeutung von Rechtstaatlichkeit, Menschenrechten und Demokratie.

Weitere Themen des Gesprächs, an dem auf österreichischer Seite auch die Abgeordneten Wolfgang Gerstl (V), Andreas Karlsböck (F) und Christoph Vavrik (N) teilnahmen, waren u.a. die Lage in Berg-Karabach, aber auch das bevorstehende Gedenken an den Völkermord an den Armeniern von 1915.


 

Österreich und Armenien unterzeichnen modernes Luftverkehrsabkommen
Liberaler Luftverkehr und fairer Wettbewerb
Wien (bmvit) - Verkehrsministerin Doris Bures und der armenische Wirtschaftsminister Karen Chshmarityan haben am 11.06. in Wien ein neues Luftverkehrsabkommen unterzeichnet. Das neue Abkommen sieht die Liberalisierung des Flugverkehrs zwischen den beiden Staaten vor, ein Wettbewerbsartikel im Abkommen sichert den fairen Wettbewerb. Das Abkommen enthält außerdem sämtliche EU-Standardartikel, insbesondere zur Namhaftmachung von Luftfahrtunternehmen sowie zum Widerruf, zu Safety und Security und zur Bodenabfertigung. "Mit dem neuen Abkommen bekommen die Luftverkehrsbeziehung zwischen Österreich und Armenien eine sichere Grundlage", so Bures.

Bisher beruhte der bilaterale Luftverkehr auf informellen Vereinbarungen zwischen den beiden Staaten. Die Behörden von Österreich und Armenien haben das neue Abkommen im Dezember 2013 ausgehandelt; nach der heutigen Unterzeichnung durch die MinisterInnen tritt das Abkommen unmittelbar in Kraft.


 

Präsident von Armenien trug sich ins Goldene Buch der Stadt Wien ein
Wien (rk) - Der Staatspräsident der Republik Armenien Serzh A. Sargsyan trug sich am 11.06. ins Goldene Buch der Stadt Wien ein. Bürgermeister Michael Häupl hob die Bedeutung der Stadt Wien als Stätte der Kultur und des interkulturellen Dialogs hervor. Hinsichtlich der historischen Beziehungen zwischen Österreich und Armenien sei der Völkermord an der armenischen Bevölkerung während des ersten Weltkriegs leider ein besonders unrühmliches Kapitel der Geschichte gewesen. Franz Werfel habe in seinem Roman "Die 40 Tage des Musa Dagh" sehr beeindruckend darüber geschrieben. Aber als besonders positive historische Begebenheit würdigte Häupl die erste öffentliche Kaffeeausschank in Wien im Jahr 1685 durch einen armenischen Kaufmann. Dieser habe somit die Wiener Kaffeehauskultur begründet.

Präsident Sargsyan betonte, dass in Wien Vergangenheit, Gegenwart und Fortschritt in harmonischem Einklang zu finden seien. Dies sei der nunmehr fast 20-jährigen weitblickenden Führung der Stadt durch Bürgermeister Häupl zu verdanken. Er freue sich, dass Armenien in Wien in Form von Kirchen und Denkmälern präsent sei. Er sehe ein großes Potential in der Kooperation der beiden Hauptstädte Wien und Eriwan. Zwei Wiener Musikfestivals in Eriwan hätten bereits mit großem Erfolg stattgefunden. Es sei ihm eine Ehre, während seines Wien-Besuchs noch an der Eröffnung eines Armenischen Zentrums als Zeichen des Kulturdialogs teilnehmen zu können.


 

Armenischer Präsident zu Wirtschaftsgesprächen in der WKÖ
Bundespräsident Fischer und WKÖ-Präsident Leitl: Wirtschaftsforen fördern bilaterale Beziehungen auf wirtschaftlicher, politischer und kultureller Ebene.
Wien (pwk) - Anlässlich des offiziellen Staatsbesuchs des Präsidenten der Republik Armenien Serzh A. Sargsyan in Österreich, fand am 12.06. in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) in Anwesenheit des armenischen Präsidenten, des österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer sowie einer 30-köpfigen armenischen Wirtschaftsdelegation ein Armenien-Forum der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA statt. WKÖ-Präsident Christoph Leitl erklärte in seiner Eröffnungsrede, dass sich "obwohl der armenische Markt mit 3 Mio. Einwohnern relativ klein ist, besonders für österreichische klein- und mittelständische Unternehmen gute Chancen bieten." Vor allem die Sektoren Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten, Informationstechnologie sowie Telekommunikation und erneuerbare Energien eröffnen österreichischen Unternehmen neue Möglichkeiten, ebenso wie die Bereiche Innovationen und Know-how Transfer in sämtlichen Industriesektoren. Der Bedarf an Straßen und Hotels sowie die Entwicklung der Tourismus- und Skigebiete in Armenien bieten weitere Chancen für österreichische Firmen.

Bezugnehmend auf den bevorstehenden Beitritt Armeniens zur Eurasischen Union wies Leitl darauf hin, dass "es letztendlich langfristig das wirtschaftliche Ziel sein müsste, einen gemeinsamen Freihandelsraum von der Atlantikküste Europas bis nach Wladiwostok zu schaffen." Die Wirtschaft könne dabei das Instrument für Frieden und Stabilität in der gesamten Region sein. Bundespräsident Fischer betonte, dass "diese Art der Wirtschaftsforen, als Begegnungsort von Politik und Wirtschaft immer die Stärkung der wirtschaftlichen, politischen, kulturellen und sozialen Beziehungen zwischen den teilnehmenden Staaten zur Folge haben." Armeniens Präsident Sargsyan bekräftigte Fischers Einschätzung zu diesen Treffen als "wichtige Plattform für den bilateralen Dialog." Den Beitritt seines Landes zur Eurasischen Union sieht Sargsyan auch positiv für die Handelsbeziehungen mit der Europäischen Union: "Armenien ist jenes Land unter den GUS-Staaten mit den liberalsten Wirtschaftsbedingungen und somit künftig auch das ideale Sprungbrett für österreichische Unternehmen, um mit ihren Produkten und Dienstleistungen auch in die anderen Mitgliedsländer der Eurasischen Union zu kommen." Im Rahmen des Staatsbesuchs wurden auch mehrere Abkommen zur Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Armenien und Österreich unterzeichnet.

Die österreichischen Exporte nach Armenien verzeichneten einen erheblichen Einbruch während der letzten Finanzkrise. Nach dem Besuch des österreichischen Bundespräsidenten in Armenien im Jahr 2012 verbesserte sich die Situation wieder deutlich und die österreichischen Exporte legten um 32% auf fast 52 Mio. zu. 2013 stiegen die heimischen Ausfuhren nach Armenien um weitere 113% auf einen Rekordwert von 110,3 Mio. Euro. Die bedeutendsten österreichischen Exportwaren sind Edelmetalle, Pharmazeutika, Maschinen und Anlagen, Papier und Pappe, synthetische Fasern. Die wichtigsten Importprodukte aus Armenien sind Eisen, Buntmetalle, mechanische Geräte und Bekleidung.

Zu den erfolgreichen österreichischen Projekten in Armenien der letzten Jahre zählen unter anderem das Pilotprojekt "Seilbahn Tatev", die 2010 von der Firma Doppelmayr/Garaventa gebaut wurde und zum Tatev Kloster im Südosten Armeniens führt. Weiters die Sanierung der Ober- und Untermaschinerie des Armenischen Akademischen Opern- und Balletttheaters in Jerewan durch Waagner-Biro. 2013 wurde das erste armenische Stahlwerk in Betrieb genommen - das Engineering und die technischen Ausrüstungen wurden von Siemens VAI geliefert.

 

 

 

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