"stadt.erneuern - 40 Jahre GB*" - Schwerpunktprogramm: Anlässlich
des Jubiläums bieten zahlreiche Angebote und Veranstaltungen bis Ende Oktober Einblicke in aktuelle Herausforderungen
moderner Stadterneuerungsarbeit. FOKUS stadt.wohnen
Wien (rk) - Das Servitenviertel, der Karmelitermarkt, das Brunnenviertel und zahlreiche andere Grätzel
in Wien haben erst durch die "Sanfte Stadterneuerung" die hohe Wohn- und Lebensqualität, die die
WienerInnen an ihnen so schätzen. In den 1970er Jahren entschied sich die Stadt Wien die damals abgewohnten
Gründerzeitviertel behutsam und bewohnerInnenorientiert - also sanft - zu erneuern. Mit der ersten Gebietsbetreuung
Stadterneuerung (GB*) in Ottakring, die 1974 eingerichtet wurde, begann eine mittlerweile vier Jahrzehnte dauernde
Erfolgsgeschichte.
Wohnbaustadtrat Michael Ludwig zog am 10.06. im Rahmen des Mediengesprächs des Bürgermeisters Bilanz
und gab den Start zu "stadt.erneuern" - 40 Jahre GB*. Zahlreiche Schwerpunktprojekte und Veranstaltungen
geben anlässlich des 40-Jahr-Jubiläums der Gebietsbetreuungen Stadterneuerung bis Ende Oktober Einblicke
in aktuelle Herausforderungen moderner Stadterneuerungsarbeit. Diese beschränkt sich nicht mehr nur auf gründerzeitlich
geprägte Stadtteile Wiens, sondern hat sich in Form von Stadtteilmanagements auch auf große Neubaugebiete
wie z.B. dem Sonnwend- oder Nordbahnviertel sowie Mautner-Markhof-Gründe ausgeweitet. Ziel der in Wien etablierten
"Sanften Stadterneuerung" ist neben der Schaffung von leistbarem Wohnraum vor allem die Steigerung städtischer
Wohn- und Lebensqualität - auf behutsame Art und Weise und unter Einbindung der Bevölkerung.
"Wiens Leistungen im Rahmen der ,Sanften Stadterneuerung' haben mit dazu beigetragen, dass Wien heute die
lebenswerteste Stadt der Welt ist. Durch das Modell einer 'sanften', bewohnerInnenorientierten Stadterneuerung
wird Absiedelung und großräumige Spekulation vermieden und die soziale Durchmischung in Wiens Stadtteilen
gewährleistet. Wir wollen diesen erfolgreichen Weg gemeinsam mit den Wienerinnen und Wienern weitergehen",
betonte Wohnbaustadtrat Michael Ludwig anlässlich des Jubiläums.
Als sich ständig weiterentwickelndes System legte die Stadterneuerung von damals den Grundstein zu etwas,
das heute als herausragende Stärke Wiens gesehen wird: Wohnhäuser und ganze Grätzel nicht nur bloß
zu sanieren, sondern soziale, wirtschaftliche und kulturelle Aspekte in der Erneuerung der Kernstadt zu berücksichtigen.
Die Verbindung lokaler Identitäten, historischer Baubestände und neuer Architektur des Wiener Wegs der
"Sanften Stadterneuerung" wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem "Wohnbau-Oscar" - der
"Scroll of Honour", die von der UN-Habitat (UNO-Weltorganisation für Siedlungswesen und Wohnbau)
im Oktober 2010 an Wien verliehen wurde.
"Wien wächst baulich auf zwei Fundamenten - im Bereich des qualitätsvollen Ausbaus historischer
Grätzel und im Bereich der Entwicklung von neuen Stadtteilen, deren Entstehung durch GB*-Stadtteilmanagements
begleitet wird. Weiters gilt es, die Lebensqualität weiter zu verbessern sowie ausreichend Grün- und
Freiraum zu schaffen. Ein zentraler Aspekt dabei ist das frühzeitige Einbinden der ansässigen Bewohnerinnen
und Bewohner in Entwicklungen, etwa bei der Gestaltung bzw. Nutzung des Wohnumfeldes. Die oberste Prämisse
bleibt jedoch den Wienerinnen und Wienern innovative Wohn-Konzepte zu leistbaren Konditionen zur Verfügung
zu stellen", so Stadtrat Ludwig.
Aktuell sind die Gebietsbetreuungen Stadterneuerung (GB*) wienweit in 19 Bezirken tätig und an 17 Standorten
vor Ort erreichbar. Die GB*-Teams verfügen über breitgefächerte Kompetenzen, ihre Aufgaben liegen
in einem interdisziplinären Gebietsmanagement. Die projektorientierte Stadterneuerung wird seit vielen Jahren
durch vielfältige Gemeinwesen orientierte Angebote ergänzt. Die Mobile Gebietsbetreuung (GB*Mobil) ist
darüber hinaus für wohn- und mietrechtliche Fragen zuständig. Die Stadtteilmanagements sorgen für
die Stärkung der lokalen Identitäten, die Einbeziehung alteingesessener und neu zugezogener BewohnerInnen
und damit nicht nur für ein bauliches, sondern auch soziales Miteinander von "Alt" und "Neu".
Seit jeher leisten die GB* präventive Informations- und Beratungstätigkeit, speziell im Bereich Wohn-
und Mietrecht. Mit der GB*mobil steht diesbezüglich eine eigene Einrichtung zur Verfügung. 2014 wird
das Angebot auf zielgruppenspezifische Beratungsleistungen ausgeweitet. Die kostenlosen Vorträge, die von
Mai bis November wienweit stattfinden, richten sich an Jugendliche, die die erste Wohnung anmieten möchten,
an Studierende auf Wohnungssuche, an SeniorInnen und das Thema "Wohnen im Alter" sowie an potentielle
KäuferInnen von Eigentumswohnungen mit Fokus auf Altbau. Eigens produzierte Videoclips verdeutlichen an den
Beispielen Nordbahnviertel, Eurogate und Sonnwendviertel die Herausforderungen des Stadtteilmanagements aus Sicht
der hier lebenden Menschen. Die Interviews zeigen, wie die BewohnerInnen "ihr" Grätzel und seine
Besonderheiten wahrnehmen. Die Videoclips sind ab Juli 2014 auf www.gbstern.at verfügbar.
Das Projekt "Probewohnen" ermöglicht Interessierten in den Monaten Mai und Juni, für fünf
bis zehn Tage in den Stadtentwicklungsgebieten im Sonnwend- und Nordbahnviertel in möblierten Wohnungen probehalber
zu wohnen und danach zu beziehen. Die Erfahrungen werden online auf www.gbstern.at dokumentiert.
FOKUS stadt.nutzen
Für viele WienerInnen sind die GB* erste Anlaufstelle, wenn es darum geht, Ideen für und in der Stadt
zu verwirklichen. Öffentliche Räume, wie Parks, Plätze oder Straßen bieten Raum für kreative
Ideen. Die Publikation "DIY-Stadtanleitung" sowie auf www.gbstern.at veranschaulicht, was möglich
ist und wie's geht.
Miteinander reden und sich auszutauschen sind wesentlich für eine gute Nachbarschaft und ein funktionierendes
Zusammenleben im Stadtteil. Die GB* in Ottakring widmet sich im "Jubiläumsjahr" im Rahmen eines
Pilotprojekts diesen Themen und entwickelte mit www.weloveottakring.at eine innovative Social Media Plattform,
die den BewohnerInnen des 16. Bezirks kompakte Informationen über Aktivitäten im Stadtteil bietet, neue
Formen der Vernetzung schafft und einlädt, gemeinsam Projekte im Stadtteil zu starten.
Der "GB-Stern", ein multifunktionales Möbel im öffentlichen Raum, wandert durch Wiens Stadterneuerungsgebiete
und thematisiert Geschichtliches sowie aktuelle GB*-Projekte. Über QR-Code lässt sich Interessantes zum
Thema online nachlesen. Die GB*-MitarbeiterInnen stehen im Rahmen von "Going Outs" für Fragen und
Auskünfte zur Verfügung.
FOKUS: stadt.gestalten
Die GB* engagieren sich für mehr Grün im Stadtteil. Im Jubiläumsjahr steht neben der Information
und Beratung zu Garteln ums Eck, Nachbarschaftsgärten, Innenhof- und Fassadenbegrünung auch das Thema
"Essbare Stadt" im Mittelpunkt. Viele essbare Schätze wachsen unerkannt vor unserer Haustür.
Wer erntet und sammelt, kommt nicht nur mit Menschen ins Gespräch und lernt viel über saisonale Früchte
und die Verarbeitung von Wildpflanzen, sondern lernt auch sein Stadtviertel besser kennen. Das GB*-Projekt "BaumforscherInnen"
sensibilisiert Kinder für das Thema "Natur in der Stadt". Unter Anleitung der GB* werden Stadtbäume
erforscht und Patenschaften für einen Lieblingsbaum übernommen.
FOKUS: stadt.erkunden
Die MitarbeiterInnen der GB* sind Stadtteil-ExpertInnen. Um die Menschen vor Ort zu erreichen, setzen die GB* auf
klassische Tools ebenso, wie auf neue, innovative Ideen. Besonders beliebt sind die GB*-Touren durchs Grätzel.
Zum 40-jährigen GB*-Jubiläum gibt's Gelegenheit, eine Auswahl an Touren in digitaler Form von www.gbstern.at
ab Juli herunterzuladen und als "Audio-Guides" zu nutzen. Ausgerüstet mit einer Wanderkarte können
sich Interessierte zu jeder Tages- und Nachtzeit auf einen Spaziergang mit Wissenswertem zu den jeweiligen Tour-Stationen
durch Wiener Stadtteile begeben.
Erfolgsbilanz - Sanfte Stadterneuerung in Zahlen
"Die beträchtlichen Förderungen, die Wien in Sanierungen investiert, sind an Auflagen gebunden,
die dem Schutz der Mieterinnen und Mieter dienen, die Lebensqualität steigern und sich durch die Reduktion
des Heizwärmebedarfs gleichermaßen ökologisch nachhaltig für das Klima und geringere Heizkosten
erfreulich auf das Haushaltsbudgets auswirken. In gefördert sanierten Wohnhäusern leben rund 750.000
Wienerinnen und Wiener", erklärte Wohnbaustadtrat Ludwig.
Sanierungen in Zahlen - seit Bestehen des wohnfonds_wien 1984:
Sanierungszusicherungen:
6.988 Wohnhäuser
332.158 Wohneinheiten
7.173,1 Millionen Euro Gesamtbaukosten
5.022,4 Millionen Euro Fördermittel der Stadt Wien
Sanierungen in Bau:
248 Wohnhäuser
16.690 Wohneinheiten
595,4 Millionen Euro Gesamtbaukosten
356,2 Millionen Euro Fördermittel der Stadt Wien
Reduktion des Heizwärmebedarfs:
1.067 GWh (das entspricht der Regelarbeitsleistung des Kraftwerks Freudenau)
Einsparungen Treibhausgasemissionen 2013:
348.469 Tonnen CO2 (das entspricht der Jahresemission von rd. 100.000
Mittelklasse-PKW)
Anteil Substandardwohnungen:
1974: 300.000 (42% des Gesamtwohnungsbestands)
2014: unter 40.000 (3% des Gesamtwohnungsbestands)
Einführung des Instruments der Blocksanierung:
94 Bocksanierungsgebiete beauftragt
davon 14 aktuell in Bearbeitung
jährlich werden etwa 4 Blocksanierungen initiiert
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