Innsbruck (universität) - Am 06.06. verlieh die Universität Innsbruck dem österreichisch- amerikanischen
Chemiker und Schriftsteller Carl Djerassi ein Ehrendoktorat der Naturwissenschaften für seine hervorragenden
wissenschaftlichen Leistungen.
Mit der erstmaligen Synthese eines oralen Verhütungsmittels hatte Carl Djerassi in den 1950er Jahren den Weg
zur Entwicklung der Pille geebnet. Wesentliche Vorarbeiten dazu leistete der Mediziner Ludwig Haberlandt, den Djerassi
auch als „Großvater der Pille“ bezeichnet hat, in den 1920er Jahren an der Universität Innsbruck. „Die
Wurzeln für die Entwicklung der Pille reichen bis nach Innsbruck zurück. Deshalb freut es uns ungemein,
dass wir Carl Djerassi für seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen - nicht weniger als 1.200 Forschungsarbeiten
tragen seinen Namen - mit einem Ehrendoktorat würdigen dürfen“, sagte Rektor Tilmann Märk bei der
Verleihung. „Wenn man nicht nur das Überleben der Menschheit, sondern auch Lebensqualität und Selbstbestimmung
der Frauen als höchsten Wert ansieht, ist die Leistung Carl Djerassis kaum zu überschätzen“, würdigte
Vizerektor Roland Psenner den Geehrten.
Wissenschaftler und Künstler
Carl Djerassi wurde 1923 als Sohn jüdischer Eltern in Wien geboren. Aus Angst vor der Verfolgung durch die
Nationalsozialisten hat er 1938 Österreich verlassen und emigrierte über London in die USA. Nach dem
Chemiestudium startete er seine wissenschaftliche Karriere und wurde 1959 Professor an der renommierten Stanford
University. Bereits 1951 gelang seinem Forschungsteam in Mexiko die Synthese des Sexualhormons Norethisteron, wodurch
er in den folgenden Jahrzehnten als Erfinder der Pille zu Weltruhm gelangte.
Djerassi hat für seine Entwicklungen sowohl die National Medal of Science als auch die National Medal of Technology
erhalten. Beide Auszeichnungen werden vom Präsidenten der USA verliehen. Für seine Forschungstätigkeit
wurde der Chemiker außerdem mit zahlreichen weiteren Preisen und Ehrendoktoraten ausgezeichnet. Darüber
hinaus erhielt er unter anderem das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (1999), die
Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold (2002 ), das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
(2003 ) und das Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (2008).
Seit den 1980er Jahre widmet sich Djerassi auch dem literarischen Schaffen. Zu seinen Werken zählen Kurzgeschichten,
lyrische Texte, fünf Romane, neun Theaterstücke sowie zwei Autobiografien und ein Memoirenband. Er hat
sich aber auch als Kunstsammler und Mäzen einen Namen gemacht und ist der Gründer des Djerassi Resident
Artist Program, einer Stiftung in der Nähe von San Francisco, die Stipendiaten aus den Bereichen bildende
Kunst, Literatur, Choreographie, darstellende Kunst und Musik Wohn- und Arbeitsräume zur Verfügung stellt.
Seit ihrer Gründung im Jahre 1982 hat die Stiftung über 2.200 Künstler beherbergt.
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