Bis dato über 1000 Mentoring-Paare - Politik muss weitere Maßnahmen gegen Abwanderung
von qualifizierten Personen mit Migrationshintergrund setzen
Wien (pwk) - In ganz Österreich mehr als 1000 erfolgreiche Mentoring-Paare von Spitzenkräften
österreichischer Unternehmen und Institutionen auf der einen Seite und qualifizierten Personen mit Migrationshintergrund
auf der anderen; 9 von 10 Teilnehmern, die im Mentoring-Programm ein sinnvolles Instrument sehen und 3 von 4 Mentoren,
die auch für sich selbst einen Vorteil verbuchen: Das ist die erfreuliche Bilanz über das gemeinsame
Programm "Mentoring für MigrantInnen", die Anna Maria Hochhauser, Generalsekretärin der Wirtschaftskammer
Österreich (WKÖ), Elena Kalogeropoulos, stv. Geschäftsführer des Österreichischen Integrationsfonds
(ÖIF) und Johannes Kopf, Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS), am 10.06. bei einer Pressekonferenz in Wien
zogen. Im Herbst geht das Programm, das seit 2008 besteht und die Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Migrationshintergrund
zum Ziel hat, österreichweit in die nächste Runde.
Für WKÖ-Generalsekret Hochhauser ist "Mentoring für MigrantInnen" ein praxisnaher Beitrag
gegen Fachkräftemangel und brain drain - beides Probleme, die trotz angespannter Arbeitsmarktlage für
viele Betriebe virulent sind. "Um die Folgen der demographischen Entwicklung abzufedern und die Versorgung
der Betriebe mit geeigneten Arbeitskräften sicherzustellen, muss das verfügbare Arbeitskräftepotenzial
besser genutzt werden. Dazu gehört auch, die Fähigkeiten von Menschen mit Migrationshintergrund besser
zu nützen. Viel zu oft werden Zuwanderer nicht entsprechend ihres Ausbildungsniveaus eingesetzt. Das ist für
die Betroffenen frustrierend, aus Sicht der Betriebe eine Vergeudung von Ressourcen und volkswirtschaftlich nicht
sinnvoll." Die Politik sei gefordert, hier gegenzusteuern - etwa durch transparentere und effizientere Verfahren
zur Anerkennung von im Ausland erworbenen Bildungsabschlüssen und die verstärkte Förderung von Betriebspraktika
für Personen mit Migrationshintergrund. Zudem seien Maßnahmen notwendig, um mehr internationale Studenten
im Land zu halten. Hochhauser: "Die Rot-Weiß-Rot-Karte muss weiterentwickelt werden - etwa durch eine
Ausweitung auf Bachelor-Studenten und indem Studienabsolventen 12 statt wie bisher nur 6 Monate Zeit für die
Jobsuche haben.
"MigrantInnen haben es deutlich schwerer am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen als ÖsterreicherInnen: So
liegt die Arbeitslosenquote von ÖsterreicherInnen derzeit bei 7,3 Prozent, jene von Personen mit ausländischer
Staatsbürgerschaft bei 12,1 Prozent. Die Gründe dafür können beispielsweise zu geringe Sprachkenntnisse
oder auch die lückenhafte Anerkennung von Qualifikationen sein. Bei qualifizierten Personen sind oft das Fehlen
der persönlichen Netzwerke und der informellen Kenntnisse über den Arbeitsmarkt Ursache für die
geringe Arbeitsmarktintegration. Das Projekt "Mentoring für MigrantInnen" setzt daher genau am richtigen
Punkt an: In einer Umfrage gaben die TeilnehmerInnen vor allem das Herstellen von Kontakten, die Einführung
in Netzwerke und die Unterstützung im Bewerbungsprozess durch engagierte MentorInnen als die wichtigsten Gründe
für eine rasche Eingliederung in den Arbeitsmarkt", erklärte AMS-Vorstand Johannes Kopf. Als Beispiel
nannte Kopf, der selber auch als Mentor aktiv war, eine besondere Erfolgsgeschichte: "Frau T., 39, war als
Chemikerin in Polen in der Rigipsproduktion tätig. Die Wirtschaftskrise zwang sie zur Auswanderung, ihre Stelle
an der Universität in Deutschland musste sie wegen einer Chemieallergie aufgeben, sie kam vor drei Jahren
nach Österreich. Hier stieg sie 2012 ins Mentoring-Programm ein, durch das sie ihren jetzigen Traumjob bei
der Nobelsanitärmarke Villeroy & Boch fand. Sie arbeitet dort erfolgreich im Vertrieb im Bereich Küchen
& Geschirr für ganz Österreich."
Serviceportal berufsanerkennung.at und neue Zusatzangebote für Mentees
Elena Kalogeropoulos, stv. Geschäftsführerin des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) erklärte:
"Über ein Viertel der Beschäftigten mit Migrationshintergrund arbeitet unter ihrem Qualifikationsniveau.
Hier geht wichtiges Potenzial für Österreich verloren". Mit "Mentoring für MigrantInnen"
und Initiativen wie dem Serviceportal http://www.berufsanerkennung.at
fördert der ÖIF die Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse und den bildungsadäquaten
Einstieg von MigrantInnen in den Arbeitsmarkt. Um die teilnehmenden Mentees noch besser zu fördern, hat der
ÖIF außerdem für den kommenden Mentoring-Durchgang zusätzliche Förderangebote entwickelt:
"Erstmals bietet der ÖIF heuer in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland eine Vorbereitungsphase
mit Deutsch-Intensivkursen, interkulturellen Kommunikationsworkshops und Potenzialanalysen an. Auch während
und nach Abschluss des Durchgangs bieten wir unseren Mentees Weiterbildungsmaßnahmen und Zusatzschulungen,
um die optimalen Rahmenbedingungen für ihren erfolgreichen Einstieg in Job und Weiterbildung zu garantieren.
Wir freuen uns auf viele neue Erfolgsgeschichten," so Kalogeropoulos.
Im September 2014 startet österreichweit der nächste Durchgang von Mentoring für MigrantInnen -
Bewerbungen dafür sind ab sofort möglich. Interessierte Mentees können sich bis 22. Juni 2014 für
die neue ÖIF-Vorphase bewerben. Die Bewerbungsfrist für den regulären Mentoring-Durchgang endet
für Mentees am 17. August 2014. Bewerbungen als Mentor sind bis Ende Juli 2014 möglich. Nähere Infos
unter wko.at/mentoring. Mentoring für MigrantInnen wird von go international, der gemeinsamen Internationalisierungsoffensive
von Wirtschaftsministerium und WKÖ, unterstützt.
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