Standort Österreich gemeinsam weiterentwickeln

 

erstellt am
23. 06. 14
16.00 MEZ

Neue Standortstrategie gestartet - Wettbewerbsfähigkeit der Leitbetriebe erhöhen, um Wachstum und Arbeitsplätze zu sichern - Wertschöpfungskette mit Klein- und Mittelbetrieben stärken
Wien (bmwfw/iv) - Wissenschafts-, Forschungs- und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner hat gemeinsam mit der Industriellenvereinigung und den Vorstandschefs führender Unternehmen eine neue Standortstrategie für heimische Leitbetriebe lanciert. In die Erarbeitung sind mehr als 20 CEOs direkt eingebunden, darunter als eigene Themenfeldleiter Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende von Infineon Technologies Austria, Peter J. Oswald, CEO Mondi Europe & International, Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß, Geschäftsführerin Fronius International GmbH, Günther Apfalter, President Magna International Europe sowie voestalpine-Generaldirektor Wolfgang Eder. Die erste Arbeitssitzung hat am 23.06. stattgefunden. "Starke Leitbetriebe sichern Wachstum, Beschäftigung und Innovation und sind in der Wertschöpfungskette eng mit hunderten kleinen und mittleren Unternehmen vernetzt. Daher müssen wir die Rahmenbedingungen für sie schrittweise verbessern, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu sein", begründet Mitterlehner die neue Initiative, die auch im Regierungsprogramm vorgesehen ist. "Wir wollen damit eine differenzierte Aufarbeitung der Herausforderungen ermöglichen und den Standort gemeinsam weiterentwickeln. Das sichert Wachstum, Arbeitsplätze und Wertschöpfung im Land", so Mitterlehner.

"Österreich liegt mit einem Industrieanteil von 18,3 Prozent deutlich über dem EU-Schnitt von 15,2 Prozent, hat aber noch viel Potenzial nach oben. Zudem wird der internationale Wettbewerb mit anderen, stärker wachsenden Weltregionen außerhalb der EU immer schärfer. In diesem Sinne müssen wir das Umfeld für Leitbetriebe in Österreich und Europa verbessern und haben die Strategie bewusst international ausgerichtet. Inhaltlich geht es dabei auch um neue Trends wie zum Beispiel Industrie 4.0", so Mitterlehner. Ein besonders wichtiger Aspekt ist darüber hinaus, dass 80 Prozent der Leitbetriebe regelmäßig mit Fachhochschulen und Universitäten kooperieren, die ihre wichtigsten Forschungspartner darstellen. "Daher wollen wir auch den Innovationszyklus gezielt stärken und dafür die Chancen unserer neuen Ressortstruktur nützen", betont Mitterlehner.

Am 24.06. wird das Strategiekonzept dem Ministerrat zur Beschlussfassung vorgelegt, die Ergebnisse der neuen Strategie sollen dann im Herbst vorliegen: "Die Standortstrategie soll auf allen Ebenen gelebt werden und nicht nur als Anspruch am Papier stehen bleiben. Neben konkreten Maßnahmen geht es uns auch darum, die Wertschätzung für Leitbetriebe in der Gesellschaft zu heben", so Mitterlehner.

Industriellenvereinigung: Leitbetriebe mit vereinten Kräften stärken
"Als Industriellenvereinigung widmen wir uns seit zehn Jahren intensiv dem Thema Leitbetriebe, deren Bedeutung in unzähligen Studien belegt wird. Internationale Leitbetriebe sind das Herzstück der innovativen Industrie und Kernsubstanz der Volkswirtschaft. Jeder Leitbetrieb unterhält Kooperationsbeziehungen mit durchschnittlich 900 verbundenen KMU", hebt Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV) hervor. So würden 33 ausgewählte, weltmarktführende Leitbetriebe in Österreich unter anderem für eine gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung von 15 Milliarden Euro sowie 214.000 Arbeitsplätze stehen, ebenso für 1,1 Milliarden Euro an Ausgaben für Forschung und Entwicklung und jeden sechsten Euro, der in Österreich durch Export erwirtschaftet wird.

"Die enorme Bedeutung dieser Unternehmen ist offensichtlich. Umso mehr gilt es, für die entsprechenden Rahmenbedingungen zu sorgen, um den Leitbetriebe-Standort Österreich international wettbewerbsfähig zu halten, bzw. weiterzuentwickeln", so Neumayer. Handlungsbedarf bestehe insbesondere bei der Effizienz der Bürokratie, im Steuersystem, der Arbeitszeit und bei der Attraktivierung des Innovationsstandortes Österreich. "Wir verstehen das Bestreben von Wirtschaftsminister Mitterlehner daher als Chance, mit vereinten Kräften und gemeinsam mit der 'IV-Plattform für Leitbetriebe', Österreich als international attraktiven Player zu positionieren und österreichische Unternehmen bei Ihren nationalen und internationalen Aktivitäten zu unterstützen", betont der IV-Generalsekretär.
Die Themenfelder der neuen Standortstrategie im Überblick

Unter Einbindung von Experten werden die teilnehmenden CEOs an führender Stelle die Inhalte ihrer Themenfelder erarbeiten, um gemeinsam mit der Politik Verbesserungen für den Standort zu erreichen. Die einzelnen Themenfelder sind wie folgt strukturiert:

Themenfeld Wissens-, Forschungs- und Innovationsbasis, geleitet von Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende von Infineon Technologies Austria: "Österreich ist ein Innovationsland - zwei Drittel unseres Wohlstandes verdanken wir technologischer Veränderung, Forschung und Innovation. Insbesondere Leitbetriebe gehören dabei zu den Innovationstreibern am Standort. Allein 33 dieser weltmarktführenden Unternehmen investieren 1,1 Milliarden Euro in F&E. Sie tragen damit 14 Prozent der gesamten heimischen F&E-Ausgaben und kooperieren regelmäßig mit österreichischen Hochschulen. Um Leitbetriebe als Forschungsknotenpunkte auch weiterhin halten zu können, ist eine Re-Dynamisierung des Innovationstandortes dringend nötig. Die wichtigsten Stellschrauben dabei sind ein klares politisches Commitment für eine Forschungs- und Innovationsoffensive über die gesamte Innovationskette mit entsprechender Planungssicherheit, insbesondere auch für die angewandte Forschung. um wieder mehr Dynamik aufzubauen, die Konkretisierung der FTI-Strategie, die Unterstützung der Leitbetriebe im konzerninternen Wettbewerb und ganz grundsätzlich die Weiterentwicklung Österreichs hin zum Innovation Leader."

Themenfeld Klima, Energie, Umwelt und Ressourcen, geleitet von Peter J. Oswald, CEO Mondi Europe & International: "Der klima- und energiepolitische Rahmen bis 2030 bedeutet eine große Herausforderung für die Industrie Österreichs. Um eine Abwanderung von Unternehmen oder einen Investitionsstopp zu vermeiden, müssen diese Zielsetzungen im internationalen Gleichschritt erfolgen. Insbesondere gilt es, die energieintensive Industrie zu entlasten. Es muss darum gehen, einen Maßnahmenkatalog vorzuschlagen, der nachhaltigen Erfolg verspricht, den Wirtschaftsstandort Österreich mittel- bis langfristig stärkt und Arbeitsplätze schafft. Schwerpunkte sollten sein: die Förderung der Energieeffizienz und Energieforschung sowie die Etablierung eines marktkonformen Fördersystems im Bereich der Erneuerbaren Energiebereitstellung. Für die in Österreich wichtige Papier- und Zellstoffindustrie sollte die Rohstoffversorgung durch faire und ökologisch sinnvolle Wettbewerbsbedingungen sichergestellt werden. Alle Interessensgruppen sollen gemeinsam die Brücke schlagen zwischen Arbeitsplatzschaffung und Umwelt."

Themenfeld Arbeitsumfeld, Arbeitsproduktivität, "Skills", geleitet von Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß, Geschäftsführerin Fronius International GmbH: "Aus meiner Sicht wird Österreich in Zukunft nur durch seine Innovationskraft bestehen können. Dafür brauchen wir sehr gut ausgebildete Mitarbeiter und Spitzenkräfte. Wir sind gefordert, Spitzenkräfte auszubilden und auch zu halten. Die Aufgabe meines Arbeitspaketes sehe ich darin, Rahmenbedingungen und Maßnahmen aufzuzeigen, die dies ermöglichen. Wichtige Eckpfeiler dazu sind:

  • Attraktives unternehmerisches Umfeld: Sich alleine auf Wissensarbeit und Dienstleistungen zu konzentrieren, halte ich für den falschen Weg. Wir werden einen hohen Wertschöpfungsanteil in Österreich halten müssen. Ansonsten wandert das Wissen mit der Wertschöpfung ab, und wir verlieren an Innovationskraft. Die USA unternimmt mittlerweile große Anstrengungen zur Reindustrialisierung.
  • Ausbildung: Aktive Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und den Ausbildungseinrichtungen, damit die richtigen Zukunftsfelder erkannt werden und praxisnahe unterrichtet wird.
  • Beweglichkeit: Unterstützung der Mobilität ins Ausland und vice versa durch einfache, unbürokratische Abwicklung für Mitarbeiter und deren Familien, sowie Anerkennung von im Ausland abgelegten Prüfungen und Erfahrungen.
  • Generell sollte ein starkes Bewusstsein für Unternehmertum, Wirtschaft und Innovation in einer breiten Bevölkerungsschicht geschaffen werden. Dadurch kann es gelingen, die Jugend für diese Themen zu begeistern und den Grundstein für die Berufswahl legen."


Themenfeld Finanzierung und Rechtsrahmen, geleitet von Günther Apfalter, President Magna International Europe: "Multinationale Unternehmen - unter anderem auch Magna - begründen ihre Entscheidung, in Österreich zu investieren und zu wachsen, mitunter in der Stabilität und Planbarkeit der österreichischen Steuergesetzgebung. "Global agierende Konzerne verfolgen ihre Investitions- und Wachstumspläne auf Basis durchdachter Standortanalysen und langfristig strategischer Ziele. Planbarkeit und damit verbunden die potenzielle Unsicherheit, in Zukunft in Österreich von rückwirkenden Gesetzesbeschlüssen betroffen zu sein, verunsichert uns als internationales Unternehmen in besonderem Maße. Die hohen Systemkosten führen zudem dazu, dass österreichische Unternehmen im Vergleich zu anderen EU-Ländern, wie beispielsweise Deutschland, mit relativ hohen Lohnnebenkosten belastet werden, ohne dass diese zu einer erkennbaren und nachhaltigen Verbesserung der individuellen Kaufkraft führen. Die bestehenden Rahmenbedingungen bringen für österreichische Unternehmen Einschränkungen und Nachteile in Bezug auf Flexibilität und Wettbewerbsfähigkeit mit sich. Davon sind insbesondere die großen Leitbetriebe mit erheblichem Multiplikator-Effekt für heimische KMUs betroffen. In unserer Arbeitsgruppe werden wir konstruktive Vorschläge und damit einhergehende Prozesse zur Umsetzung erarbeiten, um den Wirtschaftsstandort Österreich nachhaltig zu stärken und damit Arbeitsplätze zu erhalten."

 

 

 

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