Vermögenssteuer hemmt Unternehmertum – Experten der Harvard University und des MIT diskutierten
Wege zu Steuerreformen
Wien (pwk) - Steuern sollten einfach, effizient und fair sein. In der Realität wirken sich Steuern
wesentlich auf das Verhalten von Haushalten und Unternehmen aus. Daher ist die Frage nicht, was zu besteuern ist,
sondern was nicht besteuert werden soll. Zu diesen Themen diskutierten am 16.06. im Rahmen der Wirtschaftspolitischen
Gespräche der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und des Instituts für Höhere Studien
(IHS) im Haus der Wirtschaft die international renommierten Ökonomen Professor Martin Feldstein von der Harvard
University, Professor James Poterba vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) und Professor Christian Keuschnigg
vom IHS.
Perspektiven der nächsten Generationen sichern
WKÖ-Präsident Leitl betonte in seiner Eröffnungsrede, dass „Steuerreformen derzeit das Thema Nummer
eins sind. Dabei geht es darum, wie Besteuerungen zu Wachstum beitragen können.“ Dies sei besonders in der
aktuellen Situation in Österreich und generell in Europa - mit nur moderaten Wachstumsraten und steigender
Arbeitslosigkeit - wichtig. Priorität müsse sein, die Perspektiven der nächsten Generationen zu
sichern und deren Vertrauen auch in die Politik wieder zu erhöhen. IHS-Chef Christian Keuschnigg skizzierte
unterschiedliche Wege, um Steuern zu reformieren: „Das Ziel lautet: geringere Steuersätze und höhere
Fairness. Die Streichung von selektiven Begünstigungen verbreitert die Steuerbasis und erlaubt niedrigere
Steuersätze. Zusätzliche Einsparungen auf der Ausgabenseite und ein beschleunigter Antritt des Ruhestandsalters
ermöglichen eine Absenkung der Steuerquote und erzeugen stärkere Wachstumsimpulse als eine aufkommensneutrale
Reform mit neuen Steuern anderswo.“
Martin Feldstein strich heraus, dass für Österreich als Mitglied in der EU und der Eurozone die Mobilität
von Arbeit und Kapital höher ist als in anderen Ländern und damit Veränderungen in der Steuerpolitik
stärkere Auswirkungen auf den Standort haben könne. Dies gelte vor allem für hochqualifizierte und
junge Personen. Ein wichtiger Schritt sei die Reform des Pensionssystems, sodass für jeden Einzelnen der eigene
Beitrag den Leistungen gegenübergestellt werde. So könnten die Beiträge als Ersparnis und nicht
als Besteuern empfunden werden. Geringe Unternehmenssteuern sind ebenso wichtig, um Ersparnisse in Österreich
zu halten und Investitionen aus dem Ausland anzuziehen. Eine klare Absage erteilte Feldstein Kapitalertragssteuern
sowie Vermögenssteuern. Feldstein begründete die Nachteile einer Vermögenssteuer: „Vermögen
ist schwer zu messen, schon geringe Steuern auf Vermögen seien wie hohe Steuern auf Ersparnisse, Vermögenssteuern
hemmen unternehmerische Aktivität und führen zu Abwanderung.“
Breitere Steuermessungsgrundlage mit weniger Ausnahmen wäre sinnvoll
James Poterba unterstrich, dass die Notwendigkeit einer Steuerreform gerade in Zeiten geringen Wachstums höher
sei. Steuerraten zu erhöhen, führe aber nicht in gleichem Ausmaß zu Steuereinnahmen, weil die negative
Wirkung auf die Haushalte und Unternehmen unterschätzt werde. Steuerreformen können sowohl den Mix als
auch die Struktur der Besteuerung verbessern. Bei neuen Steuern sollen die Einnahmen dafür verwendet werden,
um andere Steuern zu senken. Er plädiert für geringere Steuersätze und eine breitere Steuermessungsgrundlage
mit weniger Ausnahmen. Weiters riet er von einer Erbschaftssteuer ab, denn diese habe negative Wirkungen auf das
Sparverhalten. Investitionen setzen jedoch Ersparnisse voraus.
Die nächsten Wirtschaftspolitischen Gespräche finden am 2. Oktober 2014 in der Wirtschaftskammer Österreich
zum Thema „Bankenstandort und Regulierung: Schweiz und Österreich“ mit Axel Weber statt.
|