Historikerin der Uni Graz analysiert Rolle der Zeitungen während des Ersten Weltkrieges
Graz (universitöt) - Der Erste Weltkrieg war der erste große Pressekrieg in der Geschichte. Wie
in vielen europäischen Ländern brachten auch österreichische Zeitungen den Krieg von der Front direkt
ins Eigenheim. „Während dieser Zeit wurde erprobt und entwickelt, was wir heute aus modernen Kriegen kennen:
Überwachung der Pressefreiheit, Zensur und eine gut organisierte Propagandamaschinerie“, sagt Dr. Monika Stromberger
vom Institut für Geschichte der Karl-Franzens-Universität Graz. Nicht nur in großen österreichischen
Medien, wie etwa die Neue Freie Presse, die Reichspost oder die Arbeiter-Zeitung, wurden eigene Kriegsverluste
geschönt und Siege des Feindes vernichtend dargestellt; auch kleine regionale Blätter nahmen ihre Rolle
als Kriegsbefürworterinnen wahr. In einem aktuellen Forschungsprojekt analysiert die Historikerin die Vermittlung
von Kriegsinhalten zweier Zeitungen aus Maribor in den Jahren 1914 bis 1915: der deutschsprachigen „Marburger Zeitung“
und der slowenischsprachigen „Straža“. Sie arbeitet dabei in den universitären Forschungsschwerpunkten „Heterogenität
und Kohäsion“ sowie „Kultur- und Deutungsgeschichte Europas“.
„Die kleineren Mariborer Zeitungen fügen sich in das Bild der Großen Wiener Blätter ein“, konnte
Stromberger herausfinden. Das Thema Kriegsbegeisterung wird ebenso transportiert wie etwa die Verurteilung des
Kriegseintritts Italiens oder die antislawische Einstellung. Vor allem die Serbophobie tritt in der deutschnationalen
Mariborer Zeitung verstärkt in den Vordergrund. „Beide Blätter vertraten ihre konkurrierenden nationalen
Interessen, was aus keinem Aspekt der Kriegskommunikation herausgehalten werden konnte“, erzählt die Historikerin.
Und das, obwohl eigentlich im Sinne des „Burgfriedens“ innenpolitische Konflikte während des Krieges ruhen
sollten. „Es wird sehr wohl polemisiert gegen den slowenischen Nationalismus und es wird aufgerufen, das Deutschsein
zu forcieren“, betont Stromberger. Auch die Slowenen ihrerseits riefen weiterhin zum Kampf für die eigene
Nation auf.
Starke Heimatfront
Deutlicher als in den (überregionalen) Wiener Medien dieser Zeit wurde in den regionalen, kleineren Zeitungen
die so genannte „Heimatfront“ in den Krieg integriert. Daheimgebliebene, Frauen und Familien wurden als aktive
Beteiligte wahrgenommen. „Die Seiten waren gut gefüllt mit Aufrufen zu Spenden und Abgabe von Kleidungsstücken
für die Soldaten. Die Heimatfront zu integrieren, war die zweite wichtige Funktion der Zeitungen jenseits
der Propaganda.“ Im Laufe der Kriegsjahre legte sich die Begeisterung sich in vielen Blättern und Klagen über
Verwundung, Tod und Flucht häuften sich, erste kritische Stimmen wurden wach. Die Zeitungen begannen den Krieg
in Frage zu stellen, aber erst relativ spät in den meisten Fällen.
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