Industrieerholung verliert weiter an Tempo: Bank Austria EinkaufsManagerIndex sinkt im Juni
mit 50,4 Punkten auf den niedrigsten Wert seit einem Jahr
Wien (bank austria) - Das Wachstum der Industrie in Österreich kommt zur Mitte des Jahres 2014 fast
zum Stillstand. „Im Juni ist der Bank Austria Einkaufsmanagerindex auf 50,4 Punkte gesunken und signalisiert damit
ein nur noch minimales Wachstum der heimischen Industrie. Nach dem vielversprechenden Jahresbeginn hat im bisherigen
Jahresverlauf 2014 die Industriekonjunktur kontinuierlich an Kraft eingebüßt. Grund dafür ist,
dass die internationale Unterstützung aufgrund der Schwäche einiger Emerging Markets geringer wurde“,
meint Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Alle Teilkomponenten der monatlichen Umfrage unter österreichischen
Einkaufsmanagern verlieren seit dem Jahreswechsel 2013/2014 klar an Schwung. So erreicht der aktuelle Bank Austria
Einkaufsmanagerindex nur noch den niedrigsten Wert seit Sommer 2013. „Der Rückgang des Indikators im Juni
um 0,5 Punkte gegenüber dem Vormonat wurde vor allem durch eine Verschlechterung der Auftragslage hervorgerufen.
Die Produktion wurde zwar erneut leicht gesteigert, um bestehende Aufträge abzuarbeiten, doch zusätzliche
Mitarbeiter haben die Betriebe in Anbetracht der Entwicklung des Neugeschäfts nicht mehr eingestellt“, so
Bruckbauer.
Erstmals seit 14 Monaten musste die heimische Industrie Auftragseinbußen verzeichnen. „Im Juni nahmen die
Bestellungen sowohl aus dem Inland als auch dem Ausland ab“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und
ergänzt: „Bei dem erstmals seit einem Jahr rückläufigen Neugeschäft aus dem Ausland macht sich
die Schwäche der Emerging Markets derzeit klar bemerkbar. Neben China und Russland sind die österreichischen
Betriebe aktuell vor allem auch mit deutlichen Nachfragerückgängen aus Südamerika konfrontiert.“
Trotz der Verschlechterung der Auftragslage wurde die Produktion im Juni aber erneut ausgeweitet, um ausstehende
Auftragsbestände abzuarbeiten. Wie im Vormonat betrug der Produktionsindex 51,9 Punkte. Da die Verkäufe
niedriger ausgefallen sind als erwartet, kam es unfreiwillig zum stärksten Aufbau der Fertigwarenlager seit
über zwei Jahren. Die Vormateriallager wurden dagegen abermals angesichts des flauen Neugeschäfts verringert.
In den Betrieben der Verarbeitenden Industrie Österreichs wurden aufgrund der moderaten Steigerung der Produktion
seit Jahresbeginn rund 1.000 neue Jobs geschaffen. Das verschlechterte Nachfrageumfeld der vergangenen Wochen schlägt
sich jedoch mittlerweile in der Planung der Personalkapazitäten nieder: Das Beschäftigungswachstum kam
im Juni zum Erliegen. „Der saisonbereinigte Beschäftigtenstand in der österreichischen Industrie blieb
zur Jahresmitte mit rund 584.000 weitgehend konstant, denn während einige Unternehmen aufgrund höherer
Produktionsanforderungen neue Mitarbeiter einstellten, kam es in nahezu gleichem Umfang bei anderen Unternehmen
wegen Kosteneinsparungen zu einem Jobabbau“, so Pudschedl. Angesichts eines wachsenden Arbeitskräftepotenzial
und einer stagnierenden Beschäftigungsentwicklung steigt die Arbeitslosigkeit derzeit spürbar. Im Jahresdurchschnitt
2014 erwarten die Ökonomen der Bank Austria mittlerweile einen Anstieg der Arbeitslosenquote in der Gesamtwirtschaft
auf 8,4 Prozent.
Die Preise kamen im Juni wieder etwas in Bewegung. Sowohl die Einkaufs- als auch die Verkaufspreise legten erstmals
seit vier Monaten wieder leicht zu. Die Lieferanten hoben ihre Preise aufgrund von Kapazitätsengpässen
an, was die gleichzeitige Verbilligung verschiedener Einstandsmaterialien, wie z.B. Stahl, mehr als kompensierte.
Trotz der moderaten Absatzdynamik konnten die Verkaufspreise angehoben werden, wenn auch gebremst durch den starken
Wettbewerbsdruck. Insgesamt sorgten die Preistrends im Ein- und Verkauf im Durchschnitt für eine geringe Kostenentlastung
der heimischen Industriebetriebe.
Seit dem vielversprechenden Jahresbeginn zeigt der Bank Austria Einkaufsmanagerindex kontinuierlich eine Abkühlung
der Industriekonjunktur in Österreich an. Zur Jahresmitte ist das Wachstum im Produktionssektor beinahe ganz
zum Erliegen gekommen. Vor allem die schwächere Nachfrage aus den Schwellenländern dämpft. Doch
auch die Unterstützung durch die Erholung im Euroraum bleibt bislang hinter den Erwartungen zurück und
die internationalen Rahmenbedingungen versprechen unmittelbar auch keinen stärkeren Rückenwind für
die heimische Industrie. Der vorläufige Einkaufsmanagerindex für den Euroraum ist im Juni auf 51,9 Punkte
gesunken. Hinter diesem Gesamtrückgang verbirgt sich jedoch ein Aufwärtstrend der Länder an der
europäischen Peripherie, was eine weitere Festigung der Erholung in Europa in den kommenden Monaten erwarten
lässt. Zudem ist die globale Erholung weiter auf Kurs. China zeigt zunehmend Anzeichen einer Stabilisierung
und die USA konnten ihre Performance im zweiten Halbjahr 2013 verbessern. „Wir sind optimistisch, dass die heimische
Industrie in den kommenden Monaten mit mehr Rückenwind aus dem Ausland wieder auf einen schwungvolleren Wachstumskurs
einschwenken wird. Damit sollte sich das Produktionsplus der Industrie von knapp 3 Prozent im ersten Halbjahr auf
bis zu 4 Prozent im Jahresdurchschnitt 2014 erhöhen“, erwartet Bruckbauer.
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