Ergebnisse der Direktinvestitionsbefragung der OeNB zum Jahreswechsel 2012/2013
Wien (oenb) - Österreichische Unternehmen, die unter ausländischer Kontrolle stehen, gewinnen
für die inländische Wirtschaft zunehmend an Bedeutung und sind ihrerseits bedeutende Investoren im Ausland.
Sie stehen bereits für rund 40 % des im Ausland investierten Kapitals und erwirtschaften mehr als 60 % des
bilanziellen Jahresertrags (Bilanzgewinn ohne Vorträge, nach Dotation bzw. Auflösung von Rücklagen)
der österreichischen Auslandstöchter. Gleichzeitig beschäftigen sie fast die Hälfte der Arbeitnehmer
in ausländischen Tochterunternehmen. Diese Fakten untermauern, dass die Sicherung der Standortqualität
für Österreichs künftige Wirtschaftsentwicklung von entscheidender Bedeutung ist. Der Zufluss ausländischer
Direktinvestitionen wurde durch die Wirtschaftskrise zwar deutlich gebremst, beschleunigte sich 2012 jedoch wieder
spürbar. Umgekehrt hat die Region Mittel- Ost- und Südosteuropa als Ziel österreichischer Auslandsbeteiligungen
vorerst an Attraktivität verloren.
„Die Bedeutung der Standortqualität Österreichs für internationale Niederlassungen und regionale
Firmenzentralen lässt sich anhand der aktuellen Direktinvestitionsstatistik gut demonstrieren“, eröffnete
Dr. Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), eine gemeinsame
Presseveranstaltung mit der UN Welthandels- und Entwicklungskonferenz (UNCTAD) in der OeNB, in deren Rahmen der
„World Investment Report 2014“ vorgestellt wurde.
Ein wachsender Teil des Engagements österreichischer Direktinvestoren wird durch ausländische Konzerne
mit Sitz in Österreich gesteuert. Für den Jahresbeginn 2013 weist die Statistik der OeNB 1.361 in Österreich
ansässige Investoren aus, von denen ein Drittel selbst unter ausländischer Kontrolle steht. Von 5.162
gemeldeten Auslandsbeteiligungen im Wert von 158,5 Mrd EUR sind diesen Unternehmen 1.613 Beteiligungen (31 %) mit
einem Marktwert von 60 Mrd EUR (38 %) zuzurechnen. Diese Beteiligungen sind überdurchschnittlich groß,
denn von insgesamt 785.000 Beschäftigten im Ausland entfallen 47 % auf Tochtergesellschaften ausländischer
Konzerne, die ihre Auslandsbeteiligungen über österreichische Holding-gesellschaften verwalten.
Noch deutlicher wird die Dominanz dieser internationalen „Brückenköpfe“ angesichts der Ertragssituation:
60 % des gesamten bilanziellen Jahresertrags (nach Dotation bzw. Auflösung von Rücklagen) oder 5,4 Mrd
EUR entfielen auf diese Unternehmen. „Insgesamt bestätigt dieses Bild, dass die Sicherung der Standortqualität
für die künftige Wirtschaftsentwicklung Österreichs von entscheidender Bedeutung ist“, so Turner.
Das passive Direktinvestitionsgeschehen Österreichs zeigte sich jüngst wieder deutlich lebhafter: Zum
Jahresende 2012 erreichte der Beteiligungsstand in Österreich 124,5 Mrd EUR und wuchs daher stärker als
es allein durch die Zuflüsse des Jahres 2012 (3 Mrd EUR) zu erwarten gewesen wäre. „Damit scheint eine
ausgeprägte Phase der Stagnation, die Österreichs passive Direktinvestitionen während der vergangenen
Krisenjahre geprägt hatte, ein Ende zu finden“, erläuterte Turner. Zwischen 2007 und 2011 war der passive
Direktinvestitionsbestand lediglich von 110 Mrd EUR auf 118 Mrd EUR gestiegen. Ende 2012 waren 3.069 Ausländer
an 2.768 inländischen Unternehmen beteiligt, die – gewichtet nach Kapitalanteil – 252.000 Personen beschäftigten.
Die Wirtschaftskrise hat auch die regionale Struktur der österreichischen Direktinvestitionen im Ausland beeinflusst.
Das Zielgebiet Mittel-, Ost- und Südosteuropa hat vorerst an Attraktivität verloren. Beim investierten
Kapital ist der Anteil von 50 % auf 42 % gesunken, bei der Auslandsbeschäftigung ging der Anteil von mehr
als 70 % auf 65 % zurück. Dennoch kann nicht davon gesprochen werden, dass sich die Investoren aus dieser
Region zurückziehen.
Jeweils mehr als zehn zusätzliche Beteiligungen registrierte die OeNB 2012 in Deutschland, Polen, Rumänien,
Bulgarien und China, während die Anzahl der Auslandstöchter in Tschechien, der Slowakei und Mazedonien
gesunken ist.
Eine Zunahme der Beschäftigung konnte im Vereinigten Königreich, Polen und der Tschechischen Republik
(je +5.000), in den Vereinigten Staaten (+3.000) und der Türkei (+2.000) verzeichnet werden.
|