Wien/Innsbruck (sos kinderdorf) - Am 23.04. wäre SOS-Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner 95 Jahre alt
geworden. Genau an dem Tag wurden die zwei Gewinner des diesjährigen Hermann-Gmeiner-Preises gekürt:
der Architekt Christian Deepak (39) aus Nepal, der im SOS-Kinderdorf Jorpati/Kathmandu aufgewachsen ist, und die
24 jährige Studentin Maya Dahl aus Indien, die im SOS-Kinderdorf Bhubaneswar ihr Zuhause hatte.
Der Hermann Gmeiner Preis wird alle zwei Jahre an Menschen
vergeben, die in ihrer Kindheit von SOS-Kinderdorf unterstützt wurden und heute inspirierende Vorbilder der
Gesellschaft sind. "Wir möchten den beiden herzlich zur Auszeichnung gratulieren", freuen sich Siddhartha
Kaul, Präsident von SOS-Kinderdorf International und Helmut Kutin, Präsident der Hermann Gmeiner Akademie,
mit den zwei Preisträgern: "Beide teilen ihre Leidenschaft, für bedürftige Kinder da zu sein.
Maya setzt sich engagiert für deren Bildung ein, Deepak für Barrierefreiheit - und beide haben sich nie
davon abbringen lassen".
Erstmals wurde der Preis heuer im Finale nicht durch eine Jury, sondern mittels Online-Voting ermittelt. Fast 90.000
Stimmen aus aller Welt sind eingegangen. Bis zuletzt spannend war es bei den männlichen Finalisten Deepak
aus Nepal und Cirilo aus Paraguay. Lange lag Cirilo vorne. Die Fangemeinde in Nepal gab aber nicht auf. Ganze Schulklassen
wurden mobilisiert, um Stimmen für Deepak zu sammeln. Als in den letzten zwei Tagen Nepals bekanntester Rockstar
Amrit Gurung und BBC Journalist Rabindra Mishra auf ihrer Facebook Seite dazu aufriefen, für Deepak zu stimmen,
wendete sich das Blatt.
Beide Preisträger werden im Oktober 2014 zur offiziellen Preisvergabe nach Innsbruck kommen. Dann werden auch
die zwei Präsidenten ihnen persönlich ihre Bewunderung aussprechen und ihnen das Preisgeld von jeweils
5.000 Euro übergeben. Die Mittel stammen aus den Zinsen einer Stiftung, die von der Stifterin zweckgewidmet
für den Hermann Gmeiner Preis eingerichtet wurde.
Maya Dhal, 24, Indien
Maya kam mit 4 Monaten, nach dem Tod ihrer Eltern, ins SOS-Kinderdorf Bhubaneswar/Indien und fand dort ihr neues
Zuhause. Heute unterstützt sie arme Kinder, "damit sie Bildung erhalten, selbständig sind, ihren
Familien helfen können und für die Menschen in der Gesellschaft eine Unterstützung sein können".
Maya unterrichtet Schulabbrecher/innen in den Slums und hilft ihnen, wieder die Schule zu besuchen. In ihrer Zeit
als Studentin verwendete Maya ihr eigenes Taschengeld dafür, Bücher und Unterrichtsmaterialien für
die Kinder zu kaufen. Abseits dieses Engagements und die Auszeichnung dafür freut sich Maya über ihre
Ernennung als Management Trainee in einem angesehenen Hotel- und Kongresszentrum. Sie wurde aus 800 Studierenden
ausgewählt.
Deepak, 39, Nepal
Deepak sitzt im Rollstuhl, so lange er denken kann. Mit neun Jahren kam er ins SOS-Kinderdorf Jorpati, das
erste SOS-Kinderdorf in Asien, das Kinder mit Behinderungen betreut. "Obwohl wir alle körperliche Einschränkungen
hatten, war unsere Kindheit nicht anders als die normaler Kinder", sagt Deepak. Heute ist Deepak stolz darauf,
der erste Rollstuhlfahrer Nepals mit Abschluss in Architektur und Ingenieurwesen zu sein. "In einer Universität
ohne Rampen oder rollstuhlgerechte Toilette war das Studium jeden Tag auch ein physischer und psychischer Kampf."
Als selbständiger Architekt hat Deepak stark dazu beigetragen, dass sich die Rollstuhlzugänglichkeit
in Nepal verbessert hat. 2012 erarbeitete er mit einem Gremium Richtlinien für Barrierefreiheit für die
nepalesische Regierung. Letztes Jahr wurde er als einer der Juroren des Berkeley 2013 Undergraduate-Preis für
Architektur-Design Excellence gewählt. Deepak war immer eine aktive Person. Vor ein paar Jahren hat er einen
international anerkannten Tischtennisverband für Menschen mit körperlicher Behinderung gegründet.
Wenn er zwischen seiner Arbeit als Architekt und Freiwilliger in Organisationen für Menschen mit Behinderung
noch etwas Zeit findet, fährt er gerne mit seinem Vierrad-Scooter auf ausgedehnte Ausflüge.
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