NÖ Landesrätin zur Bedeutung der interkulturellen Mitarbeiter in NÖ Kindergärten
St. Pölten (nlk) - "Auch wenn schon Schulschluss war, in den Kindergärten geht die Betreuung
noch weiter", so Bildungs-Landesrätin Mag. Barbara Schwarz. Gemeinsam mit der mobilen interkulturellen
Mitarbeiterin Meltem Erisöz-Richter sprach sie am 04.07. im Rahmen einer Pressekonferenz im NÖ Landhaus
in St. Pölten über die Bedeutung der interkulturellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den niederösterreichischen
Kindergärten.
"Wir haben in Niederösterreich 9.000 mehrsprachige Kindergartenkinder und 170 Mitarbeiter, die 31 verschiedene
Sprachen unterstützen", so Schwarz. Unterstützt werden unter anderem die Sprachen Türkisch,
Tschetschenisch, Bosnisch, Kroatisch, Kurdisch, Arabisch und Armenisch. In Kindergärten, in denen der Anteil
von Kindern mit Migrationshintergrund mehr als 50 Prozent beträgt, gibt es fixe interkulturelle Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter. Das ist derzeit in 60 Kindergärten der Fall, in allen anderen werden mobile interkulturelle
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingesetzt.
Durch den Einsatz von interkulturellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterin sollen die Erstsprache der Kinder gefördert,
Netzwerke eingerichtet, Ängste im Miteinander abgebaut sowie Zweit- und Drittsprachen als Chance gesehen werden.
Die Förderung der Erstsprache sei deshalb besonders wichtig, weil Studien ergeben hätten, dass es sich
negativ auf die Sprachentwicklung eines Kindes auswirke, wenn man ein Kind, das in der Muttersprache zu sprechen
beginne, in seiner Sprache unterbreche, so Schwarz. "Es ist wichtig, die Sprachentwicklung eines Kindes in
der Muttersprache leben zu lassen", so die Landesrätin.
Natürlich habe das Thema auch einen arbeitsmarktpolitischen Hintergrund. "Unsere interkulturellen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter sind sehr gut geschult", so Schwarz. Diese "sehr gute und fundierte Ausbildung"
dauert zwei Jahre und umfasst 1.600 Unterrichtseinheiten. "Die interkulturellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
sind auch ein Vorbild für viele", so Schwarz. Denn sie würden vorzeigen, dass man es auch mit Migrationshintergrund
in der Arbeitswelt schaffen könne, und dass das Können von Menschen mit Migrationshintergrund gefragt
sei.
Im Herbst startet zusätzlich zur Ausbildung für interkulturelle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein
Lehrgang für interkulturelle Pädagogik. Dieser richtet sich verstärkt an Kindergartenleiterinnen
und -leiter, die interkulturelle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Haus haben, aber auch an Pädagoginnen
und Pädagogen, die gerne lernen würden, wie man besser mit Kindern mit Migrationshintergrund umgeht und
im Lehrgang für ihre Arbeit sensibilisiert werden. Der Lehrgang besteht aus sieben Modulen in einem Zeitraum
von eineinhalb Jahren mit zwölf Weiterbildungstagen.
In einer Studie vom Institut für empirische Sozialforschung wurden die Akzeptanz der interkulturellen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter sowie die Erwartungen und Verbesserungswünsche in diesem Zusammenhang abgefragt. Das Ergebnis:
60 Prozent der Menschen in Niederösterreich haben bereits davon gehört oder gelesen, dass es in Niederösterreich
interkulturelle Betreuung gibt. 88 Prozent der Befragten gaben an, dass mehrsprachige und interkulturelle betreute
Kindergärten gut sind. "Besonders erfreulich ist, dass die Zustimmung gleich verteilt ist - bei Menschen
mit und ohne Migrationshintergrund", so Schwarz. Was die Verbesserungswünsche betrifft, so solle noch
mehr Personal für diese Aufgabe zur Verfügung gestellt werden. "Die Mehrheit sagt, dass Kinder nicht
nur in Deutsch, sondern auch in der eigenen Sprache, ihrer Muttersprache, gefördert werden sollen", so
die Landesrätin. Mehrsprachigkeit werde als wichtig und als positive Basis für einen guten Schulstart
wahrgenommen.
Schwarz bedankte sich bei allen interkulturellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre geleistete Arbeit.
"Wir haben große Erfolge in den Kindergärten", so die Landesrätin. Kinder seien sehr
unterschiedlich und bräuchten daher auch unterschiedlich Zeit und unterschiedliche Zugänge. Das betreffe
nicht nur den Spracherwerb, sondern alle Fähigkeiten der Kinder.
Meltem Erisöz-Richter lebt seit ihrem ersten Lebensjahr in Österreich und ist seit 1993 als mobile interkulturelle
Mitarbeiterin im Land Niederösterreich beschäftigt. "Sprache ist etwas Tolles und etwas ganz Wichtiges",
so Erisöz-Richter. Das und dass sie keine Angst haben müssen, vermittelt sie den Kindern. Im Rahmen ihrer
Tätigkeit sei es auch wichtig, viel Aufklärung zu geben, beispielsweise wie wichtig die erste Sprache
sei. "Die Erstsprache ist erst mit dem sechsten oder siebentem Lebensjahr abgeschlossen", so die Pädagogin.
Das würden viele nicht wissen.
"Die interkulturellen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Brückenbauer", so Erisöz-Richter.
Ihre Werkzeuge seien Haltung, Nähe und Zeit. Damit werde "Stein für Stein" aufgebaut. Haltung
bedeute wie man zu den Kindern gehe, wie man mit ihnen spreche. "Die Nähe zu den Kindern ist ein ganz
wichtiger Punkt", so die Pädagogin. "Ich gebe ihnen Zeit, denn Kinder brauchen ganz viel Zeit."
Die Vertrauensebene sei ein ganz wichtiger Punkt, den Kinder brauchen. "Ich mache ihnen Mut und sage ihnen,
dass sie eine schöne Sprache haben", so Erisöz-Richter. Dabei macht es ihr auch eine Freude mit
den Kindern zwischen Sprachen zu switchen.
|