Bund, Länder und Sozialversicherung stellen die Weichen
Wien (bmg) - Ende März wurde im Rahmen der Bundesgesundheitskonferenz der Startschuss zur Neugestaltung der
Primärversorgung in Österreich gesetzt. Im Mittelpunkt standen die Fragen, wie die gesundheitliche Versorgung
der Zukunft aussehen kann und was vor allem die Patientinnen und Patienten brauchen, um optimal betreut zu werden.
Nach einem breiten Dialog mit allen Verantwortungsträgern im Gesundheitswesen setzt Österreich mit einem
Zukunftskonzept zur sogenannten Primärversorgung klare Schritte einerseits in Richtung mehr Serviceleistungen
und umfassendere Betreuung für Patientinnen und Patienten, andererseits zur Attraktivierung des Arzt- sowie
der Gesundheitsberufe.
Im Mittelpunkt stehen die Patientinnen und Patienten
Ziel ist es, dass für alle Menschen mit gesundheitlichen Anliegen und Problemen jederzeit leicht zugängliche
Kontaktstellen und Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Durch neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit
von AllgemeinmedizinerInnen und durch Vernetzung mit anderen Gesundheitsberufen, werden längere Öffnungszeiten
ermöglicht. Darüber hinaus sollen die Patientinnen und Patienten in Zukunft den gesamten Behandlungsweg
begleitet werden. Terminvereinbarungen werden somit wesentlich erleichtert, doppelte Arztwege vermieden und Wartezeiten
verkürzt. Das Wissen und die Fähigkeiten anderer Berufe fließen bei der Betreuung ein. Eine so
gestärkte Primärversorgung sorgt auch für eine noch bessere gesundheitsorientierte Betreuung chronisch
kranker Menschen und ermöglicht aktive Gesundheitsförderung.
Klare Verbesserungen für den Arzt- und die Gesundheitsberufe
Der Hausarzt bzw. die Hausärztin kann sich in Zukunft mit anderen Gesundheitsberufen stärker vernetzen
und erhält die Möglichkeit, besser als bisher in einem Team zusammenzuarbeiten. Damit wird auch auf Forderungen
der Ärzteschaft nach attraktiveren Arbeitsbedingungen und einer besseren Work-Life-Balance für Ärztinnen
und Ärzte reagiert. Es wird ein ganz neues Arbeitsklima geschaffen.
Einstimmiger Beschluss unterstreicht Geschlossenheit
Der offizielle Beschluss des Konzepts im Rahmen der heutigen Bundeszielsteuerungskommission durch Gesundheitsminister
Alois Stöger, Staatssekretär Mag. Jochen Danninger, Oberösterreichs Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer,
Wiens Gesundheitsstadträtin Mag.a Sonja Wehsely, Vorarlbergs Gesundheitslandesrat Dr. Christian Bernhard,
Kärntens Gesundheitslandesrätin Beate Prettner sowie den VertreterInnen der Sozialversicherungen, allen
voran durch den Vorsitzenden des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger, Dr. Hans
Jörg Schelling, erfolgte einstimmig und unterstrich die gesundheitspolitische Geschlossenheit von Bund, Ländern
und Sozialversicherungen.
Stöger: "Ein Brückenschlag in die Zukunft"
Gesundheitsminister Alois Stöger sprach von einem erfreulichen Tag, der einmal mehr beweise, dass im Gesundheitsbereich
die richtigen Schritte gesetzt werden: "Das Konzept ist kein Allheilmittel, aber eine wichtige Weichenstellung
für viele Herausforderungen des Gesundheitswesens. Ein Brückenschlag in die Zukunft." Im Mittelpunkt
steht für Stöger die Weiterentwicklung der medizinischen Grundversorgung für die Patientinnen und
Patienten: "Die Menschen wollen, dass der Arzt mehr Zeit für sie hat, sie wollen längere Öffnungszeiten
und eine umfassendere Betreuung", so Gesundheitsminister Stöger. Neue Chancen sieht er auch für
die zahlreichen Berufsgruppen: "Durch die Zusammenarbeit im Team werden auch die Gesundheitsberufe und der
Arztberuf wieder attraktiver. Wir schaffen ganz neue Perspektiven, speziell für junge Leute!"
Danninger: "Das Finanzministerium begrüßt das Primary Health Care Konzept"
Das Finanzministerium begrüßt das Primary Health Care Konzept und die Etablierung von freiwilligen Pilotprojekten.
"Für uns ist wichtig, dass die Ausgabenobergrenzen eingehalten werden und Doppelstrukturen vermieden
werden. Hinsichtlich der flächendeckenden Versorgung ist uns besonders wichtig, dass die hausärztliche
Betreuung in den entlegenen Regionen weiterhin garantiert ist. Um dem Mangel an Ärzten auf dem Land entgegenzuwirken
braucht es eine solche Attraktivierung des Hausarzt-Berufes", so Finanzstaatssekretär Mag. Jochen Danninger.
Pühringer: "Die Primärversorgung ist eine Win-win-Situation für alle"
"Wir erhoffen uns mit der Weiterentwicklung der Primärversorgung vor allem mehr Gesundheitsvorsorge.
Ein Ziel der Gesundheitsreform ist es, der Prävention einen neuen Stellenwert zu geben. Natürlich hat
dabei der Arzt die entscheidende Rolle. Aber das Ausmaß des Gesundheitsservice für die Patienten soll
dadurch erweitert werden. Insgesamt ist die neue Primärversorgung damit eine Win-win-Situation für alle
- für die Ärzte, die Pflege und vor allem auch für die Patienten. Ziel ist es: längere Öffnungszeiten,
kürzere Wartezeiten und mehr Betreuungszeiten. Im Hinblick auf die Alterung der Ärzte und den bevorstehenden
Ärztemangel können wir somit attraktive Modelle für den niederschwelligen Bereich anbieten. Mit
der neuen Primärversorgung wird auch der Beruf des Landarztes wieder attraktiver. Bereits heute wünschen
sich immer mehr Hausärzte eine verstärkte Zusammenarbeit mit anderen Ärzten und anderen Gesundheitsberufen.
Es gibt daher auch kein Einheitsmodell, sondern maßgeschneiderte Lösungen in den Regionen. In Oberösterreich
werden wir gemeinsam mit den Systempartnern - GKK und ÄK - entsprechende Umsetzungsmodelle entwickeln."
LH Pühringer begrüßt, dass das Einvernehmen mit den Ärzten erzielt werden konnte. "Die
in Oberösterreich schon vereinzelt geschaffenen Gemeinschaftspraxen zwischen Ärzten und anderen Gesundheitsberufen
sowie neuen Kooperationsmodelle zur Abdeckung der Bereitschaftszeiten sind Vorläufer dieser PHC-Aktivitäten
und aufgrund der Alterssituation der Ärzte sind solche Gemeinschaftspraxen und Kooperationen im Gesundheitswesen
für die ärztliche Versorgung von besonderer Aktualität und Wichtigkeit."
Wehsely: "Werden mit Hochdruck Pilotprojekte auf Schiene bringen"
Auch die Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely begrüßte die heutigen Beschlüsse: "Die
Menschen haben zu ihrem Hausarzt oder ihrer Hausärztin ein besonderes Vertrauensverhältnis. Mit der Primärversorgung
stärken wir diese Rolle der Hausärztinnen und -ärzte als erste und wichtigste Anlaufstelle für
die Patientinnen und Patienten. Für die Menschen bringen längere Öffnungszeiten, eine bessere Erreichbarkeit
und die Einbindung der anderen Gesundheitsberufe mehr Service und Qualität. Mit dem heutigen Beschluss schaffen
wir hier den Einstieg in den Umstieg, der langfristig auch die Spitalsambulanzen entlasten soll. In Wien wird es
nicht ein einheitliches Modell der Primärversorgung geben, es wird weiterhin Vielfalt herrschen. Fest steht
aber, dass wir in Wien mit Hochdruck im kommenden Jahr Pilotprojekte auf Schiene bringen werden."
Bernhard: "Zufriedene Patientinnen und Patienten"
formuliert der Vorarlberger Gesundheitslandesrat Christian Bernhard als wesentliche Zielvorstellung für das
nunmehr vorliegende Primärversorgungskonzept: "Mit dem heutigen Beschluss der Bundeszielsteuerungskommission
wird unter Einbindung der Hausärzte ein wichtiger Puzzlestein bei der Umsetzung der Gesundheitsreform gesetzt.
Hausärzte sind kein Auslaufmodell, sondern werden auch in Zukunft einen wichtigen Beitrag in der medizinischen
Versorgung der Bevölkerung leisten", führt Bernhard abschließend aus.
Prettner: "Neuerungen werden rasch angenommen werden"
Die Gesundheitsberufe und die Ärztinnen und Ärzte wollen die neuen Möglichkeiten der Zusammenarbeit.
Ich bin somit überzeugt, dass die Neuerungen rasch angenommen werden", zeigt sich Kärntens Gesundheitslandesrätin
Beate Prettner optimistisch. Die große Stärke des Konzepts liegt für Prettner in der Vielfalt:
"Wir stülpen nicht ein Modell über ganz Österreich, sondern ermöglichen höchste Flexibilität,
denn eine bestmögliche medizinische Versorgung nimmt auf regionale Besonderheiten und spezielle Anforderungen
der Bevölkerung Rücksicht. Die Möglichkeit der verstärkten Zusammenarbeit in Netzwerken wird
die Gesundheitsversorgung und die Gesundheitsförderung gerade im ländlichen Raum verbessern und nachhaltig
absichern", so Landesrätin Prettner.
Schelling: "Einfach, schnell und sicher durch das Gesundheitssystem"
EINFACH zu Befunden mit der e-card, SCHNELL zur medizinischen Hilfe und Information und SICHER durch das Gesundheitssystem:
Das sind die wichtigsten Ziele der Gesundheitsreform, mit denen das österreichische Gesundheitswesen durch
die Sozialversicherung, den Bund und die neun Bundesländer gemeinsam für die Zukunft abgesichert werden
soll. "Der heutige Beschluss zur Neugestaltung der Primärversorgung wird", so der Vorsitzende des
Verbandsvorstands im Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, Dr. Hans Jörg
Schelling, "für die Patienten und Patientinnen als erste wichtige Maßnahme eine deutliche Verbesserung
der wohnortnahen Versorgung bringen". Schelling: "Das Modell der Zukunft ist eine umfassendere Primärversorgung,
bei der HausärztInnen, KrankenpflegerInnen, PhysiotherapeutInnen und andere Gesundheitsberufe gemeinsam ein
breiteres Leistungsspektrum entweder unter einem Dach oder entsprechend vernetzt anbieten werden. Darunter fallen
die Akutbehandlung ebenso wie eine umfassende Gesundheitsförderung oder die systematische Behandlung chronischer
Krankheiten mit patientenfreundlichen Öffnungszeiten von Montag bis Freitag und von früh bis abends".
Durch die neue Struktur der Primärversorgung kann sich der Arzt wieder auf das Wesentliche - nämlich
den Patienten und Patientinnen - konzentrieren. Das neue Modell wird damit genau den Wünschen der Bevölkerung
nach mehr Zeit für das ärztliche Gespräch, einer umfassenden Betreuung und längeren Öffnungszeiten
entsprechen", so Schelling abschließend.
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