BP Fischer: Kulturelles Erbe muss erarbeitet werden – LH Kaiser: Ja zum Weiterbestand der Militärmusik
und dafür sorgen, der Kultur mehr finanziellen Spielraum zu geben
Klagenfurt (lpd) - Der Carinthische Sommer (CS) ist Kärntens bedeutendstes Musik- und Kulturfestival.
Am Abend des 12.07. wurde es in Ossiach feierlich eröffnet. Zum Festakt kamen zahlreiche Ehrengäste,
die von Intendant Thomas Daniel Schlee herzlich begrüßt wurden, an der Spitze Bundespräsident Heinz
Fischer und Landeshauptmann Peter Kaiser. Alle Redner betonten den hohen Stellenwert und ihre Wertschätzung
gegenüer dem CS.
Bundespräsident Fischer sagte im Hinblick auf die zeitgenössische Musik, dass das Erbe von morgen heute
geschaffen werden müsse. Es sei unsere Pflicht, Künstlerinnen und Künstler des 21. Jahrhunderts
zu unterstützen, ihnen die Aufmerksamkeit, die ihnen zustehe, zu geben und ihnen Anerkennung und Dank auszusprechen.
„Ein reiches kulturelles Erbe fällt nicht vom Himmel, es muss erarbeitet werden“, so Fischer. Die meisten
Festivals stehen unter starkem wirtschaftlichen Druck und sind dazu gezwungen, Altbewährtes in den Vordergrund
zu stellen. Hier in Kärnten haben schon Alban Berg, Gustav Mahler und Gottfried von Einem neue Wege beschritten.
Von diesem Gedanken ist der CS geprägt. Fischer dankte Schlee für sein Engagement für die zeitgenössische
Musik und gratulierte zur Auswahl des Programms.
Landeshauptmann Kaiser dankte der Militärmusik Kärnten und versprach, auch als Vorsitzender der LH-Konferenz
alles zu tun, damit dieses akustische Vergnügen weiterhin bestehen bleibt. „Der Carinthische Sommer ist ein
unverzichtbarer Bestandteil der Kärntner Kultur und wichtig für die Internationalität und kulturelle
Bedeutung des Landes Kärnten“, so Kaiser. Er werde alles tun, die Unterstützung so zu gestalten, dass
es hier zu einer Überwindung des Stillstandes und zu Verbesserungen kommen werde. Er wies in diesem Zusammenhang
auf das Auftaktwerk von Nikolaus Fheodoroff hin, das in Würdigung seines Wirkens aufgeführt wird und
das auch zeigen soll, dass der finanzielle Stillstand nur temporär sein dürfe und für die Zukunft
überwunden werden müsse.
Kulturreferent Landesrat Christian Benger unterstrich, dass der CS Aushängeschild der Kärntner Kulturlandschaft
sei. Deswegen habe er sofort ja zur Zukunft des CS gesagt. In diesem Zusammenhang dankte er dem Bundespräsident
für das Engagement und das Bekenntnis des Bundes, das in neuen Förderzusagen ausgedrückt worden
ist. Mit weniger Geld müsse wegen des Sparkurses dasselbe erreicht werden. Die Landessubvention sei für
drei Jahre fixiert worden, damit sei die Zukunft des CS abgesichert. Das zeige auch das klare Bekenntnis Kärntens
zum CS, so Benger.
Bundesrätin und Bundesratsvorsitzende Ana Blatnik erwähnte auch in slowenischer Sprache, dass Kultur
etwas sei, das bewege. „Kultur ist immer dynamisch und lässt Irritationen zu. Sie ist bereit, Andersdenkende
zu akzeptieren und Grenzen zu überwinden. Das macht der Carinthische Sommer“, dankte sie allen Verantwortlichen
dafür. Weitere Grußworte sprachen auch die Bürgermeister Helmut Manzenreiter (Villach) und Johann
Huber (Ossiach).
Intendant Schlee wünschte, dass wieder mehr über Kunst gesprochen werde. „Kunst hält den Menschen
unerbittlich einen klaren Spiegel vor. Sie wirkt unmittelbar direkt und im Inneren eines Individuums“, bemerkte
Schlee. Kunst und Gesellschaft sollten wieder enger verbunden werden.
Unter den vielen Besuchern sah man die Lebensgefährtin des Landeshauptmanns, Ulli Wehr, LHStv. in Gaby Schaunig,
Landtagspräsident Reinhart Rohr, Gerda Fröhlich, NRAbg. Christine Muttonen, Gilbert Isep, Walburga Litschauer
(Obfrau des Vereins Carinthischer Sommer), Militärkommandant Walter Gitschthaler.
Für den musikalischen Auftakt beim Festakt sorgte wiederum die Militärmusik Kärnten unter der Leitung
von Sigismund Seidl. Auch Superintendent Manfed Sauer und Dompfarrer Peter Allmaier sowie Landesschulratspräsident
Rudolf Altersberger nahmen an der CS-Eröffnung teil.
Der Veranstaltungsreigen des Festivals Carinthischer Sommer 2014 erstreckt sich zwischen 12. Juli und 27. August.
Gleichsam als Auftakt fand bereits am 25. Mai im Congress Center Villach ein Galakonzert mit den Münchner
Philharmonikern unter Semyon Bychkov und der Pianistin Khatia Buniatishvili statt. Es werden also insgesamt 36
Veranstaltungen angeboten.
Das Eröffnungskonzert in der Stiftskirche Ossiach (12.7.) bringt die Wiederaufführung des wunderbaren
Kammer-Oratoriums „Elisabeth von Thüringen“ des unvergessenen Nikolaus Fheodoroff mit hervorragenden Interpreten.
Im Rahmen eines Beethoven-Schwerpunktes verbindet sich der Abschluss des Klaviersonatenzyklus von Rudolf Buchbinder
(18. und 19.7.) mit einer Darbietung des legendären „Ludwig van“-Filmes von Mauricio Kagel (16.7.) und einem
spannenden Interpretationsvergleich anhand der Siebenten Symphonie: Der niederländische Dirigent und Beethovenforscher
Harke de Roos leitet einen Abend, bei dem auch die fabelhafte Geigenvirtuosin Fanny Clamagirand mitwirkt und der
einen hochinteressanten Lösungsansatz für die nach wie vor ungeklärte Tempofrage in der Musik des
Meisters bereithält. Im Schlusskonzert (27.8.) erklingt Beethovens „Tanz-Symphonie“ schließlich mit
dem fulminanten City of Birmingham Symphony Orchestra unter Andris Nelsons.
Weitere Orchesterkonzerte bringen Auftritte des Lapin Kamariorkesteri unter John Storgårds mit der Theremin-Solistin
Carolina Eyck (7.8., u.a. mit der österreichischen Erstaufführung des Theremin-Konzertes von Kalevi Aho,
der persönlich in Ossiach erwartet wird), ein Konzert mit dem Wiener KammerOrchester, das ein Wunderkind an
der Violine, Daniel Lozakovitj, in einem Mozart-Konzert mit zeitgenössischen Werken chinesischer und japanischer
Komponistinnen, geleitet von Yanjia Huang, verbindet (11.8.) sowie die Wiederkehr des prachtvollen Tschaikowsky
Orchesters Moskau unter seinem legendären Chefdirigenten Vladimir Fedoseyev (18.8.).
Große heimische wie internationale Solisten geben sich wieder das Stelldichein: Gautier Capuçon und
Jean-Yves Thibaudet in ihrem einzigen diesjährigen gemeinsamen Österreich-Auftritt (13.7.), der grandiose
russische Pianist Andrey Korobeynikov (18.8.), Ferruccio Furlanetto in einem russischen Liedprogramm (19.8.), Helmut
Wildhaber, Barbara Moser und Janez Gregoric( u.a. mit ausgewählten Liedern von Thomas Koschat zu dessen 100.
Todestag (24.8.) sowie Peter Matic' in einem Musik und Dichtung über das Thema „Wasser“ vereinigenden Abend
zusammen mit Clemens Zeilinger (25.8.).
Neben dem inzwischen schon traditionellen Serenadenkonzert mit den Wiener Sängerknaben (22.7.) gibt es einen
Abend in der Stiftskirche Ossiach mit dem Arnold Schönberg Chor unter Erwin Ortner, in dem neben Motetten
von Johann Sebastian Bach u.a. das 2013 mit dem ersten Nikolaus Fheodoroff Kompositionspreis des Landes Kärnten
ausgezeichnete Werk des ukrainischen Komponisten Yevgen Gembik als Uraufführung erklingen wird. Kammermusik
sowie die Klangwelt der sogenannten „Alten Musik“ sind in ausgesuchten Konzerten – u.a. wieder in der Bergkirche
Tiffen (20.8.) – zu erleben. Hervorzuheben ist ein Zyklus von drei Konzerten, der das Mandelring- und das Minetti-Quartett
um die Streichquartette Nr. 14 und 15 von Darius Milhaud versammelt, die am letzten Abend gleichzeitig als Oktett
gespielt werden (23., 24. und 26.7.).
Die sich immer größerer Beliebtheit erfreuende Reihe „cs_alternativ“ umfaßt 2014 sieben überaus
kontrastreiche Veranstaltungen – vom Geburtstagskonzert von Mnozil Brass (31.7.) über schaurig-schöne
Weltmusik aus Finnland (Gourmet, 10.8.) bis hin zum Aufeinandertreffen von Renaissancemusik und Jazz (Folias de
España, 21.8.). Uraufführungen bereiten Susanna Ridler (zu Gert-Jonke-Texten, 20.7.) und das Quartett
„Kompost3“ vor (15.7.). Die nach wie vor stark nachgefragten MusikTheaterTage für Kinder (5.-16.8.) basieren
2014 erstmals auf einer von einer Schülergruppe des Villacher Perau-Gymnasiums erarbeiteten Textvorlage, zu
der Thomas Doss die Musik geschrieben hat. Rund die Hälfte aller zur Aufführung gelangenden Werke sind
zeitgenössisch.
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