Am Dach des Postverteilerzentrums in Wien wurde eine Brutmulde der seltenen Vogelart entdeckt
Wien (rk) - Einen außergewöhnlichen erfreulichen Fund machten die MitarbeiterInnen der MA 22
- Wiener Umweltschutzabteilung vor einigen Tagen auf dem Flachdach des Postverteilerzentrums in Wien-Inzersdorf:
Eine Brutmulde der seltenen Vogelart der Haubenlerche wurde hier ausfindig gemacht, sodass bald auch mit Jungvögeln
gerechnet werden kann. Bei dieser Postgarage ist die Besonderheit, dass die Photovoltaikanlage überhaupt erst
eine Brut auf einem Flachdach möglich gemacht hat, da ansonsten keine ausreichende Deckung zum Schutz vor
Turmfalken und Aaskrähen gegeben wäre. Vor allem die Großflächigkeit und Strukturvielfalt
des Dachs, die einen Wechsel von vollsonnig extensiven Begrünungen mit den durch die Anlage beschatteten Bereichen
begünstigen, machen dieses Dach für die Haubenlerche so attraktiv.
Da die Haubenlerche in Wien als prioritär bedeutende Art streng geschützt ist, werden auch verschiedene
Maßnahmen zu ihrem Schutz gesetzt. Über das Wiener Arten- und Lebensraumschutz-programm Netzwerk Natur
werden beispielsweise extensive Flächen von Gewerbebereichen speziell gesichert. Als Hauptursache für
den Rückgang des Bestands in den letzten Jahrzehnten wurde der Verlust von ursprünglichen Lebensräumen
festgestellt, da die Vögel zumeist in unversiegelten, extensiv bewachsenen Gebieten brüten. Da es bisher
noch keinen konkreten Hinweis zu einer Brut auf einem Flachdach gegeben hatte, kann man künftig auch Flachdächer
bei entsprechender Größe in diverse Schutzkonzepte einbinden, was diesen Fund auch so bedeutend macht.
Die Haubenlerche in der Stadt
In Wien ist die Haubenlerche vor allem im Industriegebiet beheimatet, die größten Vorkommen finden
sich im Gewerbepark Stadlau, bei der Mülldeponie Rautenweg und im Gewerbegebiet Liesing, wobei dies den größten
städtischen Bestand innerhalb Österreichs darstellt. Da die Haubenlerche ursprünglich ein reiner
Halbwüstenbewohner war, ist sie daher auch besonders auf offene und trockene Landschaften angewiesen. Mit
dem Ausbau der Bahnanlagen kam die Haubenlerche im 19. Jahrhundert nach Europa. Besonders Betriebsgelände
mit sandigen Schotterflächen oder Baustellen eignen sich sehr gut als Brut- und Nahrungsflächen für
die Haubenlerche. Durch die Schaffung von eigenen Flächen setzt die Stadt Wien explizite Maßnahmen um
den derzeitigen Bestand von etwas 60 Haubenlerchenpaaren in Wien zu sichern und zu schützen. Dafür können
wenig genutzte, vegetationsarme Freiflächen in ihrem Zustand belassen werden sowie für das Nahrungsangebot
auf die Rodung von Wildkräutern an Straßenrändern und in Industriegebieten verzichtet werden. Im
Rahmen des Arten- und Lebensschutzprogrammes der Stadt Wien Netzwerk Natur werden seltene Lebensräume und
bedeutende Tier- und Pflanzenarten auch außerhalb von Schutzgebieten geschützt und gefördert..
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