Salzburger Bier und seine Tradition werden auch anderswo geschätzt
Salzburg (lk) - Wo man in Oberitalien auf eine Bierfamilie mit Tennengauer Wurzeln stößt, warum
einst Bier unter Zwang verkauft werden musste, was das Teisendorfer Hofbräuhaus mit dem Salzburger Erzbischof
zu tun hat, warum man gleich zwei Mal ins Augustiner Bräu gehen kann und wie Salzburger Bier es bis nach Amerika
schafft, verrät ein aktueller Grenzfall, der am 09.07. auf http://www.salzburg.at,
der Plattform für die Europaregion, erschienen ist.
Grenzfall-Leser Karl Angulanza aus Straßwalchen staunte nicht schlecht, als er im oberitalienischen Bassano
del Grappa auf das Restaurant "Birraria Ottone 1870 - Casa Wipflinger" stieß. Anno 1850 zog es
den jungen Halleiner Otto Wipflinger nach Süden, wo er seine Liebe und ausreichend Bierdurstige fand. Als
erster führte er in der Kleinstadt an den südlichen Alpenausläufern, die ihn an seine Heimat erinnerte,
Bier aus Salzburg ein und braute es – in Brescia zum Braumeister ausgebildet – anschließend selber. Heute
wird dieses Haus in der fünften Generation von der Familie geführt.
Den Namenszusatz hat Bassano übrigens nicht vom gleichnamigen Tresterbrand, der hier in zahlreichen Destillerien
hergestellt wird, sondern vom 1.742 Meter hohen Monte Grappa, der die Stadt von den Alpenausläufern trennt.
Auf ihm ruhen 12.615 italienische und 10.295 österreichische im Ersten Weltkrieg gefallene Soldaten, darunter
zahlreiche Salzburger. Alljährlich am ersten Sonntag im August nimmt eine Salzburger Abordnung an einer Gedenkfeier
mit Zehntausenden Menschen teil.
In Teisendorf steht ein Hofbräuhaus
Es muss gar nicht so weit sein, um auf andere grenzfällige Salzburger Bierspuren zu stoßen. Im heute
bayerischen Teisendorf erwarb der Salzburger Erzbischof Guidobald von Thun 1666 eine Brauerei und wandelte sie
in das "fürsterzbischöfliche Hof-Preyhaus Deisendorf" um. Guidobald führte auch den "Bierzwang"
ein: alle Wirte im flachen Land westlich von Saalach und Salzach – der als Kornkammer der Erzdiözese bezeichnete
Rupertiwinkel gehörte bis 1816 600 Jahre lang zu Salzburg, die nicht selber brauten, mussten ihr Bier vom
Teisendorfer Hofbräuhaus beziehen. Bierschmuggel – vor allem Weißbier - stand folglich auf der Tagesordnung.
Sogar per Vorschrift versuchte der Landesherr die Qualität der privat gebrauten Biere auf das geringe Niveau
der Hofbrauereien zu drücken. Es ging ums Geld, nicht um Geschmack. Die Bayerischen Herren forderten bereits
drei Tage nach Besitzergreifung "die Erzeugung eines guten und gesunden Biers" und drohten geschmacklichen
Minderleistern mit "unnachsichtlichen Strafen". Das Hofbräuhaus wurde von der bayerischen Familie
Wieninger ersteigert, die dort seit zwei Jahrhunderten in achter Generation Bier braut.
Augustinerbräu mal zwei
Mit Bayern verbindet Salzburg zumindest namentlich eine weitere Biertradition. Augustiner-Mönche gründeten
in München 1328 eine Brauerei in ihrem Kloster. Die geistlichen Brüder in Salzburg folgten knapp 300
Jahre später in Mülln, damals noch Salzburger Vorstadt, mit einer Brauerei, die später zwar von
Benediktinern aus Michaelbeuern übernommen wurde, aber den Namen des Gründerordens beibehielt. Beide
Brauereien pflegen heute freundschaftliche Beziehungen bis hin zur Unterstützung bei Investitionen.
Entwicklungshilfe in den USA
Einer der jüngsten Salzburger Bierexporte ist ideeller Natur. Der ehemalige Immobilienhändler Steve Holle
saß vor ein paar Jahren im Gastgarten der "Weißen" in Salzburg-Schallmoos und genoss das
dort selbstgebraute Bier. Das wollte er zuhause auch. Zuhause ist Holle in Kansas City im mittlersten Mittelwesten
der USA. Der Besitzer der "Weißen", Hans Gmachl, schickte ihm kurzerhand Sohn Felix als Entwicklungshelfer
über den großen Teich, wo alsbald ein Sudwerk mit 40 Hektoliter in Betrieb genommen wurde. Auch die
Trumer Brauerei wurde bereits vor Jahren in Berkeley bei San Francisco nachgebaut. Salzburgs Gerstensaft hat sich
also seinen Weg weit über die Landesgrenzen hinaus gebahnt.
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