Österreichs Exporteure mit guten Marktchancen - Mitterlehner will Potenzial der BRICS
noch besser ausschöpfen und Weg zur Technologieführerschaft unterstützen
Wien (bmwfw) - Im Auftrag des Wirtschaftsministeriums hat eine neue Studie von OeKB Research Services und
IHS das Potenzial von Brasilen, Russland, Indien, China und Südafrika für Österreichs Wirtschaft
beleuchtet. Österreichs Außenhandelsverflechtung mit den BRICS-Ländern hat in den vergangenen Jahren
deutlich zugenommen: Zwischen 2005 und 2013 stiegen die Exporte in diese Ländergruppe um durchschnittlich
acht Prozent pro Jahr. Der Beitrag zur Entwicklung der heimischen Wertschöpfung wurde zuletzt auf 7,3 Milliarden
Euro geschätzt. 872 Millionen Euro davon stammen aus mittelbaren Exporten heimischer Zulieferer via Deutschland
in die BRICS-Staaten. "Wir wollen das Potenzial der BRICS-Märkte in Zukunft noch besser ausschöpfen
und die Exportaktivitäten unserer Unternehmen gezielt in diese Richtung unterstützen. Eine wichtige Basis
dafür ist ein fundiertes Wissen über Geschäftschancen, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren in
großen Wachstumsmärkten", begründet Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner die Ziele der
Marktanalyse, die am 09.07. im Wirtschaftsministerium präsentiert wurde.
Einerseits hat die Studie eine makroökonomische sowie struktur- und sektorspezifische Untersuchung dieser
Märkte durchgeführt. Andererseits wurde die mikroökonomische Perspektive aus Sicht der derzeitigen
und potenziellen Akteure eingeholt sowie durch Expertenwissen untermauert. Ein Ergebnis ist, dass die rund 400
befragten Unternehmen die fünf BRICS-Märkte sehr unterschiedlich einschätzen. Der regionale Fokus
liegt eindeutig auf Russland: 82 Prozent der befragten Unternehmen sind dort tätig, schwerpunktmäßig
über Exporte. Russland wird gemäß der Umfrage auch mittel- bis langfristig trotz politischer Risikofaktoren
das höchste Potenzial zugesprochen. China ist der zweitwichtigste Zielmarkt (65 Prozent sind dort aktiv),
gefolgt von Indien (56 Prozent) und Brasilien (52 Prozent). In Südafrika sind 44 Prozent der befragten Unternehmen
engagiert. Wichtigste Motivationsfaktoren für ein Engagement in den BRICS sind vor allem Marktgröße
und Wachstum. In China und Indien werden zudem Produktions- und Lohnkostenvorteile als entscheidende Motive genannt.
Was macht BRICS-Märkte attraktiv, was macht sie schwierig?
Als entscheidende Erfolgsfaktoren nennen die Unternehmen für Indien, China und Südafrika an erster
Stelle gute Kontakte vor Ort und lokale Netzwerke. In Russland und Brasilien wird die Produktqualität als
wesentliches Asset gesehen. Sehr wichtig ist zudem in sämtlichen BRICS die Reputation der Österreicher
als verlässliche Geschäftspartner sowie eine gründliche Marktkenntnis und qualifizierte Arbeitskräfte
vor Ort. Als größte Hürde für ein Engagement in den BRICS werden Faktoren wie die dortige
Bürokratie oder auch Rechtsunsicherheit genannt. Bezogen auf die einzelnen Länder stellen aus Unternehmenssicht
in Brasilien die vergleichsweise hohen Steuern und Abgaben ein Problem dar, in Indien die geringen erzielbaren
Preise, in Russland die finanziellen Risiken und in China der unzureichende Marken- und Patentschutz, wie es in
der Studie heißt.
In welchen Sektoren liegen Geschäftschancen für Österreich?
Die wichtigste Exportbranche Österreichs in Bezug auf die BRICS-Märkte ist der Maschinenbau, dessen
Anteil an den Gesamtausfuhren in die BRICS zwischen 15 Prozent (Südafrika) und 35 Prozent (China) liegt. Damit
positioniert sich Österreichs Exportwirtschaft primär im mittleren Technologiesegment, konnte in den
vergangenen Jahren aber auch im High-Tech-Segment zulegen. In Anbetracht des steigenden globalen Wettbewerbs im
Medium-High-Tech-Sektor sind Österreichs Unternehmen gemäß Studie gut beraten, auch in Zukunft
ihre Strategie der Nischenbesetzung in Verbindung mit Technologieführerschaft fortzuführen. Interessante
Perspektiven ergeben sich auch für Anbieter von spezialisierten Produkten und wissensintensiven Dienstleistungen.
Gerade bei der Modernisierung der Infrastruktur (Verkehr, Stadtentwicklung, Abwasserwirtschaft, Kraftwerksbau,
Umwelttechnologie, etc.) ist der Bedarf enorm. "Hier können Österreichs Unternehmen mit ihrem Erfahrungswissen
und mit technischem Know-how punkten", betont Mitterlehner. Für High-Tech-Nischenanbieter bieten sich
Geschäftsmöglichkeiten unter anderem bei Mautsystemen und Verkehrsüberwachungssoftware sowie Verkehrs-
und Signalanlagen. "Weitere Chancen bieten der starke Trend zur Urbanisierung und die demografische Entwicklung,
zum Beispiel in der Medizintechnik", so Mitterlehner unter Verweis auf die Studie.
Handlungsoptionen: Mitterlehner will Technologieführerschaft forcieren
Die breit gefächerten Empfehlungen richten sich unter anderem an die Industrie- und Innovationspolitik,
wobei auch die Bildungspolitik gefordert ist. "Die im internationalen Vergleich hohe F&E-Intensität
sollte in Zukunft noch stärker unterstützt werden, damit wir uns verstärkt über die Technologieführerschaft
in Marktnischen positionieren können", bekräftigt Mitterlehner. Österreich habe zudem gute
Chancen, im High-Tech-Segment an Stärke zu gewinnen. Laut Studie muss dafür die Entwicklung von Schlüsseltechnologien
vorangetrieben und entsprechend den wirtschaftlichen Anforderungen gesteuert werden, um Innovationskraft und Patentdynamik
zu forcieren. Zudem sollte das kreative Potenzial der jungen Generationen möglichst früh geweckt werden.
Ein weiterer Ansatz zielt auf die Förderung von Direktinvestitionen, um eine stärkere Positionierung
innerhalb der internationalen Wertschöpfungsketten zu schaffen.
Zur Unterstützung werden österreichische Exporteure und Investoren im Rahmen der Internationalisierungsoffensive
"go international" gefördert, die vom BMWFW finanziert und von der Außenwirtschaftsorganisation
der WKO "Außenwirtschaft Austria" umgesetzt wird. "Die BRICS-Staaten sind ein regionaler Schwerpunkt
unserer Initiative: 22 Prozent der knapp 1.000 bereits durchgeführten und geplanten Veranstaltungen betreffen
die BRICS-Region", betont Mitterlehner. "Wir unterstützen vor allem Klein- und Mittelbetriebe beim
ersten Schritt in den Export, der Eroberung von Fernmärkten und der Vermarktung ihrer Innovationen",
so Mitterlehner. Weitere IO-Instrumente sind die Unterstützung des Besuchs wichtiger Branchentreffs, von Kongressen
und Messen sowie die Teilnahme an Forschungskooperationen. Neben Marktstudien werden auch Rechtsberatungen und
Risikoanalysen durchgeführt und den Unternehmen angeboten.
Die Studie "Wie viel Potenzial steckt in den BRICS?" steht auf der Homepage des Wirtschaftsministeriums
http://www.bmwfw.gv.at zur Verfügung.
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