Mitterlehner: Neue Studie zeigt Zukunftspotenziale
 der BRICS-Länder auf

 

erstellt am
09. 07. 14
10.00 MEZ

Österreichs Exporteure mit guten Marktchancen - Mitterlehner will Potenzial der BRICS noch besser ausschöpfen und Weg zur Technologieführerschaft unterstützen
Wien (bmwfw) - Im Auftrag des Wirtschaftsministeriums hat eine neue Studie von OeKB Research Services und IHS das Potenzial von Brasilen, Russland, Indien, China und Südafrika für Österreichs Wirtschaft beleuchtet. Österreichs Außenhandelsverflechtung mit den BRICS-Ländern hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen: Zwischen 2005 und 2013 stiegen die Exporte in diese Ländergruppe um durchschnittlich acht Prozent pro Jahr. Der Beitrag zur Entwicklung der heimischen Wertschöpfung wurde zuletzt auf 7,3 Milliarden Euro geschätzt. 872 Millionen Euro davon stammen aus mittelbaren Exporten heimischer Zulieferer via Deutschland in die BRICS-Staaten. "Wir wollen das Potenzial der BRICS-Märkte in Zukunft noch besser ausschöpfen und die Exportaktivitäten unserer Unternehmen gezielt in diese Richtung unterstützen. Eine wichtige Basis dafür ist ein fundiertes Wissen über Geschäftschancen, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren in großen Wachstumsmärkten", begründet Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner die Ziele der Marktanalyse, die am 09.07. im Wirtschaftsministerium präsentiert wurde.

Einerseits hat die Studie eine makroökonomische sowie struktur- und sektorspezifische Untersuchung dieser Märkte durchgeführt. Andererseits wurde die mikroökonomische Perspektive aus Sicht der derzeitigen und potenziellen Akteure eingeholt sowie durch Expertenwissen untermauert. Ein Ergebnis ist, dass die rund 400 befragten Unternehmen die fünf BRICS-Märkte sehr unterschiedlich einschätzen. Der regionale Fokus liegt eindeutig auf Russland: 82 Prozent der befragten Unternehmen sind dort tätig, schwerpunktmäßig über Exporte. Russland wird gemäß der Umfrage auch mittel- bis langfristig trotz politischer Risikofaktoren das höchste Potenzial zugesprochen. China ist der zweitwichtigste Zielmarkt (65 Prozent sind dort aktiv), gefolgt von Indien (56 Prozent) und Brasilien (52 Prozent). In Südafrika sind 44 Prozent der befragten Unternehmen engagiert. Wichtigste Motivationsfaktoren für ein Engagement in den BRICS sind vor allem Marktgröße und Wachstum. In China und Indien werden zudem Produktions- und Lohnkostenvorteile als entscheidende Motive genannt.

Was macht BRICS-Märkte attraktiv, was macht sie schwierig?
Als entscheidende Erfolgsfaktoren nennen die Unternehmen für Indien, China und Südafrika an erster Stelle gute Kontakte vor Ort und lokale Netzwerke. In Russland und Brasilien wird die Produktqualität als wesentliches Asset gesehen. Sehr wichtig ist zudem in sämtlichen BRICS die Reputation der Österreicher als verlässliche Geschäftspartner sowie eine gründliche Marktkenntnis und qualifizierte Arbeitskräfte vor Ort. Als größte Hürde für ein Engagement in den BRICS werden Faktoren wie die dortige Bürokratie oder auch Rechtsunsicherheit genannt. Bezogen auf die einzelnen Länder stellen aus Unternehmenssicht in Brasilien die vergleichsweise hohen Steuern und Abgaben ein Problem dar, in Indien die geringen erzielbaren Preise, in Russland die finanziellen Risiken und in China der unzureichende Marken- und Patentschutz, wie es in der Studie heißt.

In welchen Sektoren liegen Geschäftschancen für Österreich?
Die wichtigste Exportbranche Österreichs in Bezug auf die BRICS-Märkte ist der Maschinenbau, dessen Anteil an den Gesamtausfuhren in die BRICS zwischen 15 Prozent (Südafrika) und 35 Prozent (China) liegt. Damit positioniert sich Österreichs Exportwirtschaft primär im mittleren Technologiesegment, konnte in den vergangenen Jahren aber auch im High-Tech-Segment zulegen. In Anbetracht des steigenden globalen Wettbewerbs im Medium-High-Tech-Sektor sind Österreichs Unternehmen gemäß Studie gut beraten, auch in Zukunft ihre Strategie der Nischenbesetzung in Verbindung mit Technologieführerschaft fortzuführen. Interessante Perspektiven ergeben sich auch für Anbieter von spezialisierten Produkten und wissensintensiven Dienstleistungen. Gerade bei der Modernisierung der Infrastruktur (Verkehr, Stadtentwicklung, Abwasserwirtschaft, Kraftwerksbau, Umwelttechnologie, etc.) ist der Bedarf enorm. "Hier können Österreichs Unternehmen mit ihrem Erfahrungswissen und mit technischem Know-how punkten", betont Mitterlehner. Für High-Tech-Nischenanbieter bieten sich Geschäftsmöglichkeiten unter anderem bei Mautsystemen und Verkehrsüberwachungssoftware sowie Verkehrs- und Signalanlagen. "Weitere Chancen bieten der starke Trend zur Urbanisierung und die demografische Entwicklung, zum Beispiel in der Medizintechnik", so Mitterlehner unter Verweis auf die Studie.

Handlungsoptionen: Mitterlehner will Technologieführerschaft forcieren
Die breit gefächerten Empfehlungen richten sich unter anderem an die Industrie- und Innovationspolitik, wobei auch die Bildungspolitik gefordert ist. "Die im internationalen Vergleich hohe F&E-Intensität sollte in Zukunft noch stärker unterstützt werden, damit wir uns verstärkt über die Technologieführerschaft in Marktnischen positionieren können", bekräftigt Mitterlehner. Österreich habe zudem gute Chancen, im High-Tech-Segment an Stärke zu gewinnen. Laut Studie muss dafür die Entwicklung von Schlüsseltechnologien vorangetrieben und entsprechend den wirtschaftlichen Anforderungen gesteuert werden, um Innovationskraft und Patentdynamik zu forcieren. Zudem sollte das kreative Potenzial der jungen Generationen möglichst früh geweckt werden. Ein weiterer Ansatz zielt auf die Förderung von Direktinvestitionen, um eine stärkere Positionierung innerhalb der internationalen Wertschöpfungsketten zu schaffen.

Zur Unterstützung werden österreichische Exporteure und Investoren im Rahmen der Internationalisierungsoffensive "go international" gefördert, die vom BMWFW finanziert und von der Außenwirtschaftsorganisation der WKO "Außenwirtschaft Austria" umgesetzt wird. "Die BRICS-Staaten sind ein regionaler Schwerpunkt unserer Initiative: 22 Prozent der knapp 1.000 bereits durchgeführten und geplanten Veranstaltungen betreffen die BRICS-Region", betont Mitterlehner. "Wir unterstützen vor allem Klein- und Mittelbetriebe beim ersten Schritt in den Export, der Eroberung von Fernmärkten und der Vermarktung ihrer Innovationen", so Mitterlehner. Weitere IO-Instrumente sind die Unterstützung des Besuchs wichtiger Branchentreffs, von Kongressen und Messen sowie die Teilnahme an Forschungskooperationen. Neben Marktstudien werden auch Rechtsberatungen und Risikoanalysen durchgeführt und den Unternehmen angeboten.

Die Studie "Wie viel Potenzial steckt in den BRICS?" steht auf der Homepage des Wirtschaftsministeriums http://www.bmwfw.gv.at zur Verfügung.

 

 

 

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