LH-Stv. Sobotka präsentierte neues Primärversorgungskonzept in Niederösterreich
St. Pölten (nlk) - Bund, Länder und Sozialversicherung haben sich auf ein Primärversorgungskonzept
zur umfassenden medizinischen Grundversorgung der Patientinnen und Patienten geeinigt. Darunter verstanden wird
die ärztliche Erstversorgung, die derzeit von den Hausärztinnen und Hausärzten durchgeführt
wird und zur Abklärung der weiteren medizinischen Schritte dient. Mit dem neuen Primärversorgungsmodell
wird die medizinische Grundversorgung auch in Niederösterreich auf neue Beine gestellt. Das neue Modell präsentierte
Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Wolfgang Sobotka am 08.07. gemeinsam mit Allgemeinmediziner Dr. Johann Jäger
im Zuge eines Pressegesprächs im Landhaus in St. Pölten. Man habe damit einen "entscheidenden Schritt"
gesetzt, um "im Sinne der Patientenversorgung im Team agieren" zu können, so der Landeshauptmann-Stellvertreter.
Im Sinne des "Best point of Service" müsse der Patient dort behandelt und betreut werden, wo es
für ihn medizinisch am besten sei. "Der Hausarzt ist der Angelpunkt in der primären Versorgung",
so Sobotka. Das ganze Team rund um den Hausarzt werfe einen neuen Fokus auf. Der Mensch stehe dabei im Mittelpunkt.
"Das Ziel heißt umfassende ärztliche Ersthilfe", so der Landeshauptmann-Stellvertreter. Es
müsse interdisziplinär zusammengearbeitet werden. "Es sind mehrere Berufsgruppen, die höchst
professionell zusammenarbeiten, gefordert", so Sobotka. Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte sollen
verstärkt mit anderen Gesundheitsberufen in medizinischen Teams zusammenarbeiten. Die Zusammenarbeit solcher
interdisziplinären Teams kann beispielsweise in miteinander vernetzten Einzelordinationen, Gruppenpraxen,
Ambulatorien oder in anderen Formen der Kooperation erfolgen, abhängig von den regionalen Gegebenheiten. Die
Koordination des Teams müsse unter der Führung des Hausarztes erfolgen, auch wenn es um mehrere Ärzte
gehe, so Sobotka.
Derzeit fehlen noch "klare rechtliche Rahmenbedingungen" und die Finanzierung, so der Landeshauptmann-Stellvertreter.
In der Praxis kommen zahlreiche Patientinnen und Patienten in die NÖ Landeskliniken zur Erstversorgung. Die
Gründe seien zeitliche oder solche, dass die Patientinnen und Patienten aufgrund falsch geleiteter Tarifsituationen
ins Klinikum überwiesen werden. 70 Prozent der Patientinnen und Patienten werden in einem Landesklinikum aber
"an der falschen Stelle behandelt". Ziel sei es daher, den Patienten dort zu behandeln, wo es für
ihn am besten sei. "Es braucht eine klare Rollenverteilung: was hat der Hausarzt, was hat der Facharzt, was
hat die Ambulanz zu leisten", so Sobotka.
Mit dem Bundes-Zielsteuerungsvertrag werden Berufsbilder klar festgelegt und neue Aufgabenprofile geschaffen. Niederösterreich
müsse im Jahr 2014 erste Pilotversuche in der Primärversorgung durchführen, so Sobotka. Als Standorte
wurden Melk und Gänserndorf gewählt, da hier an "bestehende Strukturen" angeknüpft werden
könne. "Von den Pilotversuchen ausgehend, wollen wir das System zur Ausrollung bringen", so der
Landeshauptmann-Stellvertreter. "Wir wollen die Rolle des Hausarztes stärken und ihn in einem Team sehen",
so Sobotka. Damit solle die Vertrauensposition, die der Hausarzt habe, deutlich gestärkt werden und der Hausarzt
ein neues Profil erlangen. Ziel sei eine "bessere Nutzung der Ressourcen" und damit eine "Verkürzung
von Distanzen", so der Landeshauptmann-Stellvertreter.
Dr. Jäger, Allgemeinmediziner in einer Landpraxis im nördlichen Waldviertel sagte, dass das Primärkonzept
"im städtischen Ballungszentrum als Primär-versorgungszentrum" und "im ländlichen
Raum als Primärversorgungsnetzwerk" funktionieren könne. Ein Kernteam aus Arzt, Pflegepersonal und
Ordinationshilfe solle mit weiteren Gesundheitsberufen und Versorgungspartnern wie Fachärzten, Krankenanstalten,
Rettungen und Sozialversicherungsträgern zusammenarbeiten. Die Kunst bestehe darin, alle so weit an den Hausarzt
heranzuführen, dass dieser einfach die Primärversorgung übernehmen könne. So komme der Patient
schneller zum Ziel. Jäger sagte, dass es "eine deutliche Verbesserung bringen könnte, wenn alle
in ein institutionelles Versorgungskonzept eingebunden werden."
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